Tagung des EU-Rats für Landwirtschaft und Fischerei: Erster Schritt zum Pelzfarmverbot in der EU
(Hamburg) - Im Rahmen des heutigen Treffens des EU-Rats für Landwirtschaft und Fischerei brachten die österreichischen und niederländischen Regierungsvertreter einen Antrag für ein Ende der Pelzzucht in der EU ein. Auch Deutschland und weitere Mitgliedsstaaten, zum Beispiel Belgien, Luxemburg und die Slovakei, haben ihre Unterstützung für ein Ende dieser tierquälerischen Praxis zugesichert.
Tiere, die für ihren Pelz gezüchtet werden, verbringen ein kurzes, elendes Leben in kleinen Batteriekäfigen. Sie sind nicht für die grausamen Haltungsbedingungen und die intensive Zucht geschaffen, die es ihnen unmöglich macht, ihre natürlichen und sozialen Bedürfnisse auszuleben. Neben den offensichtlichen Tierschutzproblemen gibt es auch erhebliche Bedenken hinsichtlich der öffentlichen Gesundheit. Im vergangenen Jahr kam es auf über 400 Pelzfarmen in ganz Europa bei Nerzen zu Ausbrüchen von COVID-19. Trotz strengerer Biosicherheitsmaßnahmen hat sich gezeigt, dass sich das Virus rapide zwischen den Tieren ausbreitet und auch von Menschen auf Nerze und umgekehrt übertragen werden kann. Dadurch entsteht die ideale Umgebung für das Auftreten von Mutationen, die die Wirksamkeit von Impfstoffen verringern können.
"Es wird Zeit, dass auf EU-Ebene Konsequenzen aus den Tierschutzmissständen und den Gefahren für die öffentliche Gesundheit gezogen werden, die auf Pelzfarmen an der Tagesordnung sind. Bis jetzt hat die EU nur an den Symptomen herumgedoktert und die Kontroll- und Monitoringmaßnahmen auf den Farmen aufgestockt. Auf Ebene der Ursachen, nämlich dem weiterhin stattfindenden Zusammenpferchen von tausenden Tieren auf engstem Raum in den Käfigen der Pelzindustrie, ist überhaupt nichts passiert. Doch das Problem ist systemimmanent. Nur ein EU-weites Verbot kann hier Abhilfe schaffen", sagt Sven Wirth, Kampagnenverantwortlicher für Wildtiere bei VIER PFOTEN.
Dass nicht einmal die bestehenden Vorgaben eingehalten werden, belegt eine Untersuchung, die unter anderem in einer Nerzfarm in Polen durchgeführt wurde. Das Ergebnis war erschreckend. Grundlegende Biosicherheitsregeln werden weitgehend ignoriert: Farmarbeiter:innen tragen keine Masken und Nerze, aber auch Hunde und Katzen laufen frei herum. Dadurch kann sich das Virus zwischen den Tieren und über die Farm hinaus ausbreiten. Die Kommission muss jetzt handeln, bevor die Pelzfarmen die Pandemie weiter anfachen.
"Wir begrüßen die Initiative der österreichischen und niederländischen Regierungen und die Unterstützung weiterer Mitgliedsstaaten", sagt Pierre Sultana, Direktor des VIER PFOTEN Büros in Brüssel. "Die Unterstützung für ein Verbot der Pelztierzucht nimmt unter den europäischen Bürger:innen zu und wir fordern die Kommission dringend auf, auf sie zu hören!"
Die Hälfte der EU-Mitgliedsstaaten hat bereits lokale Verbote durchgesetzt und auch zahlreiche Wissenschaftler:innen fordern im Interesse der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit ein Ende der Nerzfarmen. Nun liegt es an der EU-Kommission, die Pelztierzucht in Europa ganzheitlich zu beenden.
Quelle und Kontaktadresse:
VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz
Susanne von Pölnitz, Pressesprecherin
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