Pressemitteilung | Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)

„Tag gegen Lärm“: VCD und DAL fordern Grenzwerte für Verkehrslärm

(Berlin) - Verkehrslärm macht Menschen krank. In Deutschland sind allein durch den Straßenverkehr über 12 Millionen Menschen Lärmpegeln ausgesetzt, die Wissenschaftler und Mediziner als unerträglich einstufen. Darauf machten heute in Berlin der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Deutsche Arbeitsring für Lärmbekämpfung (DAL) aufmerksam. Durch den zunehmenden Straßenlärm fühlen sich ca. 60 Prozent der deutschen Bevölkerung belästigt. "Verkehrslärm ist akustische Umweltverschmutzung und beeinträchtigt die Lebensqualität von 50 Millionen Menschen", sagte Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD.

Zwölf Millionen Bundesbürger müssen nach Untersuchungen des Umweltbundesamtes tagsüber einen krankmachenden Lärmpegel von über 65 dB(A) aushalten. "Dauerbelastung durch Lärmstress kann zu akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Das Herzinfarktrisiko ist erhöht", sagte Dieter Krane, Vorsitzender des DAL. "Lärm bringt auch kulturelle Nachteile: Gespräche werden gestört, geistige Arbeit behindert, bei Kindern leiden die Lernleistungen."

Der VCD bezeichnete Verkehrslärm als die "schlimmste lokale Umweltplage", die nur in einer konzertierten Aktion aller Beteiligten zu lindern sei. Die Bundesregierung, die Kommunen, die Industrie und die Verkehrsteilnehmer seien gefragt. Die Städte könnten seit Februar dieses Jahres mit weniger Aufwand als früher mehr und größere Tempo 30-Zonen einrichten und sollten dies auch tun. Das menschliche Ohr nehme Tempo 30 wie eine Halbierung der Verkehrsmenge wahr.

Außerdem könne jeder Bürger selber gegen den Lärm aktiv werden. So sei zum Beispiel niedrigtouriges Fahren viel leiser und spare zudem Sprit. Ein Auto mit 50 km/h im zweiten Gang werde als genauso laut empfunden wie 20 Autos bei gleicher Geschwindigkeit im vierten Gang. Autofahrer könnten heute schon lärmarme Reifen kaufen. "Skandalös" sei allerdings, dass die Reifenhersteller sich weigern, für lärmarme Reifen das Umweltzeichen ‚Blauer Engel zu verwenden. Damit würde Käufern die Reifenwahl deutlich erleichtert.

Von der Bundesregierung forderten VCD und DAL endlich konkrete Maßnahmen, die auf wirksamen Gesundheitsschutz und die Verbesserung der Lebensqualität abzielen:

- Ein wirksames Verkehrslärmschutzgesetz - Grenzwerte für bestehende Straßen: Bislang gibt es keine einklagbare Verpflichtung zur nachsorgenden Lärmsanierung bzw. für verkehrsbeeinflussende Maßnahmen. Nur beim Neu- und Ausbau von Straßen schützen Grenzwerte vor unerträglichem Lärm. Diese Grenzwerte sind auf bestehende Straßen zu übertragen. Zum Abbau gesundheitsgefährdender Lärmbelastungen soll das Lärmschutzgesetz verkehrsbeeinflussende Maßnahmen bzw. eine Lärmsanierung an solchen Straßen zwingend vorschreiben, die über den Werten 65 dB (A) tags und 55 dB (A) nachts liegen. Innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren müssen die genannten Werte unterschritten werden. Bei Nachtwerten von über 65 dB(A) sind Sofortmaßnahmen zu ergreifen. Die Kosten für die Lärmsanierung sind dem Baulastträger anzulasten.

- Tempolimits und Lkw-Nachtfahrverbote: Schnell wirksam und kostenlos ist die Einführung eines Tempolimits von 120 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen. Schlafraubender Lkw-Lärm ist durch ein nächtliches Fahrverbot innerorts sowie ein Tempolimit von 60 km/h auf Autobahnen zu unterbinden.

- Einführung von Grenzwerten für Schienenverkehrslärm: Bis heute existieren keine Grenzwerte für den Lärm von Schienenfahrzeugen. Leise Züge sollten niedrigere Trassenpreise für die Benutzung der Schiene zahlen.

- Ein effektives Fluglärmgesetz: Die Regierung ist mit dem Versprechen angetreten, in dieser Legislaturperiode ein Fluglärmgesetz vorzulegen. Ein Entwurf ist in der Ressortabstimmung und droht verwässert zu werden. Klare Grenzwerte, Nachtflugverbote und lärmarme Flugzeuge sind gefragt.

Anlässlich des Tages gegen Lärm startete der VCD am heutigen Mittwoch eine Anti-Lärm-Kampagne und stellte einen Lärm-Aktions-Koffer vor. Der Koffer enthält neben zahlreichen Informationen und Aktionstipps zum Themenfeld Lärm ein Lärmmessgerät. Mit diesem Messgerät können Bürgerinitiativen und lärmbelastete Personen den Verkehrslärm an neuralgischen Stellen messen und die Messergebnisse unmittelbar veranschaulichen. "Wir wollen lärmgeplagten Bürgern helfen, ihre Interessen durchzusetzen und ihren Protest zu bündeln. Lärmschutzpolitik muss Wahlkampfthema werden" sagte Lottsiepen bei der Präsentation des Lärmkoffers.

Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) Eifelstr. 2 53119 Bonn Telefon: 0228/985850 Telefax: 0228/9858510

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