Tag der Zahngesundheit 25.09.2008 / Gesund beginnt im Mund aber bitte mit Spucke!
(Kiel) - Zähne und Zahnfleisch daran denken wir sofort, wenn es um das Thema schöne und gesunde Zähne geht. Doch unser Speichel bleibt häufig unbeachtet. Dr. Michael Brandt, Vizepräsident der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein und zuständig für Prophylaxe, greift das Thema des Tages der Zahngesundheit 2008 deshalb gern auf: Speichel erledigt als natürliches Schutzsystem viele unverzichtbare Dinge für unsere Gesundheit. Unser Speichel befeuchtet die Nahrung, erleichtert das Schlucken und bildet die erste Barriere im Mund gegenüber Krankheitserregern. Für Zahnmediziner besonders wichtig: Der Speichel neutralisiert Säuren nach dem Essen oder Trinken und remineralisiert den Zahnschmelz.
Denn Speichel enthält alle Mineralsalze, die den Zahnschmelz härten und zugleich den Säureattacken widerstehen können. Ganz gleich ob Snack oder Festmenü: Bei jeder Nahrungsaufnahme bauen Bakterien den in der Speise enthaltenen Zucker zu Säure ab. Karies entsteht, weil die Zahnoberfläche von diesen Säuren angegriffen und entmineralisiert wird. Nun setzt die natürliche Schutzfunktion des Speichels ein: Der Speichel verdünnt die Säuren, baut sie ab, fördert die Wiedereingliederung (Remineralisation) zahnhärtender Mineralien in den Zahnschmelz und wirkt damit der Entstehung von Karies entgegen. Er puffert das Risiko ab.
Die süße Gefahr
Mit der Pufferkapazität des Speichels kann ein wesentlicher Faktor für das individuelle Kariesrisiko gemessen werden. Auf einem speziellen Teststreifen wird Speichel aufgebracht und die Fähigkeit des Speichels bestimmt, Säuren zu neutralisieren. Des Weiteren können Beläge (Plaque) von den Zähnen entnommen und auf einen Nährboden gebracht werden. In einem Brutschrank vermehren sich die darauf vorhandenen Bakterien und Bazillen. Anschließend wird deren Konzentration abgelesen. Eine große Anzahl von Lactobazillen deutet auf den häufigen Verzehr von Zucker hin. Hier kämpft der Speichel ständig gegen Gärungssäuren, welche durch Bakterien aus dem Zucker gebildet wurden. Der Speichel schafft es nicht mehr, die Säure zu neutralisieren und die Zähne mit Mineralstoffen zu versorgen. Die Folge: der Zahnschmelz wird weich und das Kariesrisiko erhöht sich.
Sauer macht lustig? Gilt nicht für Zähne!
Ein anderer Grund für einen kritisch niedrigen pH-Wert kann der häufige Genuss von säurehaltigen Lebensmitteln und Getränken sein. Hierzu gehören unter anderem Zitrusfrüchte, Cola, Fruchtsäfte und Essig.
Die permanente direkte Säureeinwirkung kann zu einer Erosion des Zahnschmelzes führen. Um dies nicht zu fördern oder zu beschleunigen gilt: Nach Saurem Finger weg von der Zahnbürste der aufgeweichte Zahnschmelz könnte mit weggeputzt werden. Klüger ist es, 30 bis 60 Minuten zu warten und so dem Speichel das Feld zu überlassen.
Wenn die Spucke wegbleibt
Damit ist klar: Mundtrockenheit ist ein ernstes Problem, das viele Ursachen haben kann. Wenn einem bei Stress beispielsweise Prüfungsangst - der Mund trocken wird, ist das nur vorübergehend. Wer allerdings mehrere Tage lang immer wieder einen trockenen Mund hat, sollte beim Zahnarzt oder einem Oralchirurgen die Ursachen abklären lassen.
In einer einfachen, schmerzfreien Untersuchung werden die Speicheldrüsen sanft massiert und so auf ihre Funktion hin überprüft. Es gibt auch die Möglichkeit, mit ganz feinen Sonden in die Speichelkanäle hineinzuschauen. Dort können sich Ablagerungen bilden, die zu Mundtrockenheit, Schmerzen und Entzündungen führen können. Eine Röntgenuntersuchung verschafft Klarheit über eventuell vorhandene Verstopfungen der Speichelausführungsgänge durch Speichelsteine.
Ganz andere Ursachen für einen trockenen Mund sind zum Beispiel Nebenwirkungen einiger Medikamente, wie Bluthochdruckmittel und Psychopharmaka. Es gibt in Deutschland inzwischen über 400 Medikamente, die als Nebenwirkung Mundtrockenheit auslösen, erläutert Michael Brandt. Auch Magen-Darm-Erkrankungen und hormonelle Störungen können den Speichelfluss hemmen.
Ohne Mundhygiene geht es nicht
Wer nun meint, Speichel allein könne für einen gesunden Mundraum sorgen, irrt sich. Wer seine Zähne und Zahnzwischenräume nicht sorgfältig reinigt, bekommt es vermehrt mit Zahnstein zu tun. Das ist ein verhärteter Zahnbelag, der sich nur mit Schaber oder Ultraschall entfernen lässt. Zahnstein entsteht aus bakterieller Plaque, die sich durch Einlagerung von Mineralien aus dem Speichel verhärtet. Die raue Oberfläche begünstigt weitere Auflagerungen des Zahnbelags und ist dadurch an der Entstehung von Entzündungen des Zahnfleischs beteiligt. Deshalb empfiehlt sich mehrmals im Jahr die sorgfältige Entfernung von Zahnstein im Rahmen einer Professionellen Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis.
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