Tabaksteuererhöhungen zerstören Handelsstrukturen / Ost-Symptome als Vorboten einer Branchenkrise
(Köln) - Vier Firmenschließungen im Tabakwarengroßhandel innerhalb weniger Monate und Arbeitsplatzabbau um bis zu zehn Prozent bei den übrigen Unternehmen in den neuen Bundesländern. Dies ist die Bilanz der jüngsten Tabaksteuererhöhungen im Mai diesen Jahres im Osten Deutschlands, die am 07. Oktober in Berlin bekannt gegeben wurde.
Bei den Firmen, die aufgeben mussten, handelt es sich durchweg um eigenständige, nach der Wende gegründete Ost-Unternehmen mit vergleichsweise schwacher Kapitaldecke, von denen es ohnehin nur ein gutes Dutzend gab.
Diese Entwicklungen im Osten könnten die ersten spürbaren Vorboten einer Branchenkrise in Gesamtdeutschland sein, wenn die Politik sich weiterhin weigert, ihre Tabaksteuerpolitik zu überdenken. Peter Lind, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA): Wird die derzeitige Politik der ständigen Tabaksteuererhöhungen rücksichtslos weiter verfolgt, droht die legale Vertriebsstruktur für Tabakwaren auch im Westen weiter ausgedünnt zu werden." Noch gibt es in den alten Bundesländern mehr als 400 eigenständige Unternehmen mit zusammen rund 10.000 Beschäftigten. In der Regel handelt es sich dabei um traditionelle Familienunternehmen.
Auch bei diesen Großhandlungen erhöhen die permanenten Steuererhöhungen sprunghaft den Liquiditätsbedarf. Dadurch wird dringend benötigtes Investitionskapital gebunden, die Eigenkapitaldecke schrumpft. Je höher der Anteil des Automatengeschäfts, umso stärker leiden die Unternehmen zudem unter dem Absatzeinbruch bei den Markenzigaretten infolge der Tabaksteuererhöhungen. Dieser betrug seit der Erhöhung im März über 20 Prozent, da die Kunden verstärkt auf Billigprodukte, Substitutionsprodukte und ausländische Ware ausweichen. Parallel ist der Anteil der illegalen Importe von Markenzigaretten nach Deutschland drastisch gestiegen, wie auch aus Meldungen des Zolls zu erfahren ist.
Trotz der starken Einbrüche im Markenzigarettenmarkt stehen im Automatengeschäft in den nächsten beiden Jahren Millioneninvestitionen in die gesetzlich geforderten technischen Jugendschutzmaßnahmen an. Denn bis Ende 2006 müssen alle Zigarettenautomaten mit einer GeldKarte-Lesevorrichtung ausgestattet sein, die Jugendliche unter 16 Jahren am Zigarettenkauf am Automaten hindert. Ein kleines Unternehmen mit nur 200 Automaten muss dafür je nach Alter seines Automatenparks bis zu 100.000 Euro investieren. Für die gesamte Branche geht es um einen dreistelligen Millionenbetrag.
Lind: In dieser Situation zwischen Investitionsdruck, Margenverfall und Absatzeinbrüchen werden die Handelsbetriebe zu immer stärkerem Kosten- und Personalabbau gezwungen; 1.000 Arbeitsplätze sind schon weg."
Die Forderung des BDTA: Insofern können wir uns nur wiederholen und die politisch Verantwortlichen darum bitten, die weiteren bereits beschlossenen Tabaksteuererhöhungsschritte auszusetzen, um noch größeren Schaden von den Unternehmen und deren Mitarbeitern abzuwenden. Wir sprechen dabei von einigen tausend Arbeitsplätzen, rechnet man die ebenfalls in ihrer Existenz bedrohten Tabakwaren-Einzelhändler ein."
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller e.V. (BDTA)
Stadtwaldgürtel 44, 50931 Köln
Telefon: 0221/400700, Telefax: 0221/4007020
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