Pressemitteilung | Deutscher Philologenverband e.V. (DPhV)

SWK-Gutachten: DPhV fordert Investitionen in differenzierte Lehrkräftebildung und Entlastung von Lehrerinnen und Lehrern / Orientierung an gemeinsamen Standards für alle Schülerinnen und Schüler aller Schularten wird kritisch gesehen

(Berlin) - Der Deutsche Philologenverband (DPhV) begrüßt die Bemühungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK), mit ihrem aktuellen Gutachten zur Sekundarstufe I die Bildungsqualität für junge Menschen in Deutschland zu verbessern – hier insbesondere für deren Übergang in die berufliche Ausbildung. Ohne eine differenzierte Lehrkräftebildung statt einer leider zunehmenden Einheits-Lehrkräfteausbildung und ohne die gezielte Stärkung der Lehrkräfte durch Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen bleiben die empfohlenen Ziele allerdings unrealistisch, betont der Verband. Er fordert schulartspezifische Standards statt Regelstandards und sieht die Einforderung funktioneller Standards durch die SWK als einen ersten Schritt dorthin. Es brauche nun eine klare Priorisierung von Investitionen für eine differenzierte Lehrkräftebildung, eine Entlastung des Lehrpersonals, eine Verbesserung der Rahmenbedingungen an Schulen sowie eine nachhaltige, auch externe Unterstützung für eine adaptive berufliche Orientierung. Das bedeutet: Keine Berufsorientierung undifferenziert nach Schularten, sondern eine berufliche Orientierung in den Gymnasien (insbesondere für akademische Berufe) sowie eine Berufsorientierung in den Schularten, die zum ersten und zweiten Schulabschluss führen sollen (insbesondere für nicht-akademische Berufe).

„Wir teilen die Ansicht der SWK, dass Empfehlungen und daraus resultierende Handlungen, um Schülerinnen und Schülern einen guten Übergang ins Berufsleben am Ende der Sekundarstufe I zu ermöglichen, nicht auf einer Schulter lasten dürfen. Die adressatenspezifischen Empfehlungen der SWK – von der Bildungsministerkonferenz, über die Bildungsministerien, die Landesinstitute und Studienseminare, bis hin zu diversen Fachgesellschaften und den Schulen – sind sinnvoll, ebenso wie der besondere Fokus auf die 250.000 Jugendlichen, die im Übergangssystem zwischen Schule und Beruf mehr und spezifischerer Förderung bedürfen“, so DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. Dazu müsse man allerdings am Anfang einer Schullaufbahn beginnen.

Lin-Klitzing: „Damit Schülerinnen und Schüler von Anfang an bestmöglich mit den Basisqualifikationen ausgerüstet werden können, brauchen wir die diagnoseindizierte, verbindliche, vorschulische Förderung, die verbindliche Schulartempfehlung und schulartspezifische Standards für die Klassen 9 beziehungsweise 10. Das undifferenzierte Konzept der Regelstandards für alle Schülerinnen und Schüler für alle Schularten muss zugunsten schulartspezifischer schulabschlussbezogener Standards überarbeitet werden. Die spezifische Orientierung an basalen und funktionalen Kompetenzen, wie die SWK sie als notwendige Grundlage für den Übergang ins Berufsleben für den ersten beziehungsweise zweiten Schulabschluss fordert, ist dazu ein erster Schritt in die richtige Richtung.“

Das heute veröffentlichte Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (KMK) beleuchtet die Herausforderungen der Sekundarstufe I und gibt konkrete Empfehlungen, wie basale Kompetenzen (Lesen, Schreiben, Mathematik und Digital Literacy), funktionale Kompetenzen (komplexe, domänenspezifische Fähigkeiten, die in alltäglichen und beruflichen Anforderungssituationen flexibel angewendet werden können) und überfachlich funktionale Kompetenzen (selbstreguliertes Lernen, Identitätsentwicklung und Berufsorientierung) zum Ende der Sekundarstufe I gesichert werden können – und welche Maßnahmen zur Erreichung dieser nötig sind.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Philologenverband e.V. (DPhV), Friedrichstr. 169-170, 10117 Berlin, Telefon: 030 40816781

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