Studium heißt Leben am Limit
(Berelin) - Am 30. Oktober finden im Rahmen der bundesweiten Kampagne "Lernen am Limit" an zahlreichen Hochschulen Aktionen statt, mit denen Student*innen gegen prekäre Lern- und Lehrbedingungen an Hochschulen protestieren. Die Student*innen wollen damit lautstark auf Wohnungsnot, Unterfinanzierung von Bildung sowie das zu niedrige BAföG aufmerksam machen.
"2/3 der Student*innen müssen neben ihrem Studium Lohnarbeit nachgehen, um sich ihr Leben finanzieren zu können. Und das nennt sich Vollzeitstudium? Wenn dann noch die Seminarplätze rar sind, ist es so gut wie unmöglich, das Studium in Regelstudienzeit abzuschließen", kommentiert Amanda Steinmaus aus dem Vorstand des freien zusammenschlusses von student*innenschaften (fzs). Leonie Ackermann, ebenfalls Vorstandsmitglied im fzs, ergänzt: "Von der Regelstudienzeit ist aber abhängig, wie lange Student*innen BAföG bekommen können - wenn sie es denn überhaupt bekommen.
Außerdem ist die BAföG-Erhöhung schon wieder viel zu niedrig ausgefallen. Wer in einer Stadt mit hohen Mietpreisen wohnt, hat dann schlichtweg Pech gehabt. Wohnraummangel und explodierende Mieten werden damit zu einem sozialen Selektionsfaktor, der stark beeinflußt wer an welcher Hochschule studieren kann."
Die meisten Aktionen gibt es dieses Jahr in Baden-Württemberg. Die Landesstudierendenvertretung hat dort mit den lokalen Studierendenvertretungen und Hochschulleitungen, dem fzs und weiteren Gruppen in zehn Städten Demonstrationen & Kundgebungen für bessere Hochschulfinanzierung organisiert. Doch auch in vielen weiteren Städten gibt es Aktionen. So gibt es beispielsweise in Osnabrück ein Protestcamp auf dem Campus und in Bamberg wurden Notunterkünfte für Studierende eingerichtet, die aufgrund der angespannten Wohnsituation keinen anderen Ort zum Übernachten finden konnten. Laut Julia Agrikola, studentische Senatorin an der Uni Bamberg, haben die Studienanfänger*innen von dem großen Medienecho profitiert: "Nachdem die Medien über die schwierige Wohnsituation berichtet hatten, haben sich viele hilfsbereite Menschen bei uns gemeldet, die ihr Gästezimmer, ein Schlafsofa oder manchmal auch eine Wohnung angeboten haben. Dies ist aber keine langfristige Lösung: Wir müssen in Bamberg dringend mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen."
Auch über den Aktionstag hinaus haben die Student*innen Zeichen für bessere Studienbedingungen gesetzt. Vergangenen Sonntag fand in Erlangen bereits ein "Critical Run" statt, um auf den eklatanten Sanierungsstau an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg aufmerksam zu machen. Mit Unterstützung von Sponsor*innen wurde Geld für neue Steckdosen in der Hauptbibliothek gesammelt. Für den 6. November hat der AStA Mainz eine Demonstration für bezahlbaren Wohnraum geplant.
fzs-Vorstand Jacob Bühler zieht eine gemischte Bilanz zu den Protesten: "Wir freuen uns, dass dieses Jahr noch mehr Standorte bei der Lernen am Limit Kampagne dabei sind als im letzten Jahr. Gleichzeitig ist es aber natürlich auch katastrophal, dass sich die Zustände überhaupt nicht verbessert haben. An manchen Standorten hat sich die Situation für die Student*innen sogar verschlimmert. Eigentlich sollte ein bezahlbares Zimmer doch selbstverständlich sein? Genauso wie genügend Seminarplätze, ausreichend Geld zum Leben und Gebäude, die nicht in sich zusammen fallen."
Quelle und Kontaktadresse:
freier zusammenschluss von studentInnenschaften e.V. (fzs)
Amanda Steinmaus, Vorstandsmitglied/Pressestelle
Wöhlertstr. 19, 10115 Berlin
Telefon: (030) 27874094, Fax: (030) 27874096