Studie zur Orientierung der Molkerei-Genossenschaften / Aus einer Position der Stärke rechtzeitig handeln
(Berlin) - Die deutsche und europäische Milchwirtschaft und damit die Molkerei-Genossenschaften sind einem massiven Wandel der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unterworfen. Dazu zählen der hohe Konzentrations-grad und Wettbewerb im Lebensmittelhandel ebenso wie der grundlegende Systemwechsel für den Milchmarkt, der durch die EU-Agrarreform eingeleitet wurde und durch die WTO-Verhandlungen noch verschärft wird. Der Rückzug des Staates aus der Marktstützung und -stabilisierung ist im Zuge der konsequent betriebenen Umsetzung der Agrarreform deutlich spürbar. Gleichzeitig besteht das Grundproblem des Mengenüberhangs am EU-Milchmarkt fort, erklärte Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), bei einem Pressegespräch in Berlin. Angesichts des rasanten Wandels in den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und des Ausmaßes der agrar- und marktpolitischen Einschnitte hat der DRV eine Studie zur künftigen Orientierung der Molkerei-Genossenschaften initiiert. Im Ergebnis unterstreicht die Studie die Notwendigkeit einer beschleunigten und deutlicheren Bündelung der Kräfte. Bestätigt wurde zudem, dass die Molkerei-Genossenschaften auch mit einer weiteren Steigerung ihrer Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit die eingeleitete Liberalisierung des EU-Milchmarktes und den daraus resultierenden Einkommensdruck für die Milcherzeuger nicht ausgleichen, sondern selbst mit optimalen Strukturen allenfalls abfedern können.
Im Januar und Februar 2006 hat der DRV die Ergebnisse der Studie in vier regionalen Veranstaltungen mit ehren- und hauptamtlichen Vertretern der Molkerei-Genossenschaften erörtert. Dabei wurde über die von der Studie aufgezeigte Notwendigkeit und Richtung einer beschleunigten strukturellen Anpassung Übereinstimmung festgestellt. Es wurde aber auch deutlich, dass es in Deutschland eine sehr differenzierte Molkereistruktur mit unterschiedlichen Unternehmensgrößen und Kooperationsformen gibt. Daraus folgt, dass für den vor uns liegenden Anpassungsprozess keine Patentrezepte zur Verfügung stehen, so Nüssel. Er geht davon aus, dass die Studie einen Anstoß für entsprechende Überlegungen in den Unternehmen gibt. Schlussfolgerungen und Entscheidungen sind allerdings von den ehren- und hauptamtlichen Führungskräften auf Basis der jeweiligen individuellen Ausgangssituation und regionalen Gegebenheiten zu treffen. Nüssel betonte, dass wirtschaftliche und strukturelle Veränderungen für die Molkerei-Genossenschaften nichts grundsätzlich Neues sind. Ein Blick auf den bisherigen Strukturanpassungsprozess belegt, dass bereits beachtliche Veränderungen erfolgten. Darüber hinaus praktizieren die Unternehmen vielfältige Formen der Zusammenarbeit und Kooperation bei Beschaffung, Verarbeitung und Vermarktung. Hierauf können die Molkerei-Genossenschaften aufbauen. Ich bin deshalb davon überzeugt, dass der weitere Anpassungsprozess der genossenschaftlichen Milchwirtschaft gute Erfolgschancen hat, da die Aufgaben rechtzeitig und aus einer Position der Stärke heraus bewältigt werden können, erklärte Nüssel.
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