Studie: Beschäftigung in der Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg krisensicher / Großer Bedarf an Fachkräften
(Berlin) - In der Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg gibt es einen großen Bedarf an Fachkräften. Das ist das Ergebnis einer Studie innerhalb der Branche, die am Freitag (27. Februar 2009) auf der Messe "Gesundheit als Beruf" in der Urania in Berlin vorgestellt wurde.
Um Angebot und Nachfrage auf dem Fachkräftemarkt der Gesundheitswirtschaft in Berlin-Brandenburg darstellen zu können, haben die LASA Brandenburg, die IHK Berlin, die Regionaldirektion für Arbeit Berlin-Brandenburg, die ZAB, die GSUB, Berlin Partner, die IHK Potsdam und BioTOP unter Federführung des Unternehmernetzwerks HealthCapital Berlin-Brandenburg im vergangen Jahr eine umfangreiche Analyse erarbeitet. Dieses Fachkräftemonitoring ist die deutschlandweit erste Untersuchung dieser Art. Das Monitoring prognostiziert den Fachkräftebedarf für die kommenden zwei Jahre. Dabei umfasst die Analyse differenzierte Ergebnisse für die Branchenbereiche und Berufe der Gesundheitswirtschaft. Das Ergebnis basiert auf statistischen Daten und rund 500 Interviews mit Unternehmen.
Besonders verblüffend: Über 44 Prozent der befragten Unternehmen haben aktuell freie Stellen zu besetzen. Dabei sind über 40 Prozent so genannter Erweiterungsbedarf. Der Rest ist Ersatzbedarf. Rund 60 Prozent der befragten Berliner Unternehmen und 40 Prozent der befragten Brandenburger Unternehmen der Gesundheitswirtschaft erwarten für die nächsten zwei Jahre eine Beschäftigungszunahme. Lediglich 36 Prozent der Berliner Unternehmen und 55 Prozent der Brandenburger Unternehmen gehen von einem gleich bleibendem Beschäftigtenbestand aus und nur vier Prozent (Berlin) bzw. sieben Prozent (Brandenburg) der befragten Unternehmen befürchten einen Rückgang in ihren Beschäftigtenzahlen. Der positive Beschäftigungstrend zieht sich über alle Bereiche der Gesundheitswirtschaft. Damit beweist sich die Gesundheitswirtschaft als krisenfeste Branche der Region Berlin-Brandenburg.
Almuth Nehring-Venus, Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen: "Die Gesundheitswirtschaft ist für das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der Region Berlin - Brandenburg von enormer Bedeutung, denn keine andere Branche hat einen so starken Beschäftigungseffekt aufzuweisen. Gerade deshalb ist die gezielte Fachkräftesicherung eine der wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre.
Dr. Martina Münch, Gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion und Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses des Landtags Brandenburg: "Weil Gesundheit eine der wichtigsten Grundlagen von Lebensqualität ist, ist uns der Gesundheitssektor so wichtig. Daher brauchen wir gut ausgebildetes Personal, spezialisierte Weiterbildungsangebote und gute Arbeitsbedingungen. Die Gesundheitswirtschaft ist ein Wirtschaftssektor mit Zukunft. Daher geht es darum, dass Berlin und Brandenburg gemeinsam gut aufgestellt sind, wenn es um die Gesundheitsversorgung der Zukunft, um neue Berufsbilder und gleichmäßig hohe Qualitätsstandards geht. Deshalb ist es gut, dass der "Masterplan Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg" hier wichtige Pionierarbeit leistet."
Prof. Dr. Günter Stock, Sprecher des Netzwerks HealthCapital Berlin-Brandenburg sieht vor dem Hintergrund des raschen technologischen Fortschritts und des demographischen Wandels bei der Qualifizierung von Fachkräften einen frühzeitigen Handlungsbedarf: "In den nächsten Jahren wird der Bedarf an qualifizierten Fachkräften weiter ansteigen. Um diese Nachfrage decken zu können, müssen wir uns jetzt schon durch eine gründliche und beständige Analyse vorbereiten, um Maßnahmen für Aus-, Fort- und Weiterbildungen im Bereich der Gesundheitswirtschaft zu ergreifen. Es gibt keine Branche, die dafür lohnender wäre."
Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin: "Das Fachkräftemonitoring hat gezeigt, dass insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen der gewerblichen Gesundheitswirtschaft Schwierigkeiten haben, die wachsenden Anforderungen eines Ausbildungsbetriebs wahrzunehmen. Probleme ergeben sich u. a. auf Grund des immer komplexer werdenden Berufsalltags, der sich in den Ausbildungsinhalten nicht widerspiegelt. Außerdem müssen die Unternehmen die zum Teil erheblichen Mängel an sozialen Kompetenzen und mangelnder Wirtschaftskompetenz der Auszubildenden aufwendig aufarbeiten. Die IHK Berlin verfolgt daher das Ziel, die betriebliche Ausbildung in der Gesundheitswirtschaft zu stärken. Gemeinsam mit HealthCapital und weiteren Partnern planen wir eine Veranstaltungsreihe, bei der Lehrer und Schüler Einblick in Unternehmen der regionalen Gesundheitswirtschaft erhalten. Außerdem wollen wir der Komplexität des Berufsalltags Rechnung tragen, in dem wir die Modularisierung von Berufsbildern ("Dual mit Wahl") unterstützen", so Eder.
Dr. Carsten Kampe, Landesagentur für Struktur und Arbeit Brandenburg: Der hohe Differenzierungsgrad der Analysen ermöglicht es, sehr konkrete Handlungsfelder in der Berlin-Brandenburger Gesundheitswirtschaft zu identifizieren. Unser Fazit; Handlungsbedarf auf allen Ebenen: Um die demografische Chance nutzen und die personalpolitischen Herausforderungen der Zukunft bewältigen zu können, müssen die Betriebe der Gesundheitswirtschaft innovative Strategien der Aus- und Weiterbildung sowie neue Formen von Beschäftigung in Anschlag bringen. Die Instrumente der Arbeits-, Aus- und Weiterbildungsförderung sind noch zielgenauer auf die Bedarfe der Gesundheitswirtschaft abzustimmen, damit die positive Entwicklung der Branche arbeitspolitisch optimal flankiert werden kann. Schließlich steht die Gesundheitswirtschaft vor der Herausforderung, ihre Erfolgsgeschichte sowie das breite Spektrum an Beschäftigungsmöglichkeiten und Karrierechancen noch stärker publik zu machen, um junge Fachkräfte für sich gewinnen zu können.
Margit Haupt-Koopmann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit - Regionaldirektion Berlin-Brandenburg betont: "Die Gesundheitswirtschaft in der Region Berlin-Brandenburg ist eine besonders wachstumsstarke und beschäftigungsintensive Branche. Mit der vorliegenden, umfassenden Arbeitsmarktanalyse können die Arbeitsagenturen ihre Instrumente gezielter am konkreten Fachkräftebedarf der Gesundheitswirtschaft ausrichten. Damit leisten die Arbeitsagenturen einen weiteren wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Beschäftigungsstruktur in der Region und zur langfristigen Sicherung des Fachkräfteangebots".
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