Studie: Bedarfe russischer Exilmedien für 2023
(Berlin) - Ganze Redaktionen sahen sich gezwungen, das Land Hals über Kopf zu verlassen - mit der Hoffnung, die journalistische Arbeit aus anderen Ländern fortführen zu können und den Menschen in Russland den Zugang zu unabhängigen Informationen weiter zu ermöglichen. Das ist keine leichte Aufgabe.
"Die Herausforderungen für Medien im Exil sind komplex", erklärt die JX Fund Geschäftsführerin Penelope Winterhager. "Zusätzlich zu der Schwierigkeit, die journalistische Arbeit aus dem Exil heraus fortzusetzen, müssen sich die Medienschaffenden mit zähen Visa-Fragen oder den Widrigkeiten bei der Eröffnung eines Bankkontos auseinandersetzen.”
Ist der Umzug überstanden, müssen sich die Medien komplett neu organisieren und parallel zur täglichen journalistischen Arbeit redaktionelle Räume oder Studios einrichten, bürokratische Hürden überwinden, neue Geschäftsmodelle entwickeln. Zur grundsätzlichen Herausforderung, die Verbindung zum Stammpublikum im Exil nicht zu verlieren, kommt die scharfe Zensur in Russland.
Umso bemerkenswerter, dass viele russische Exilmedien heute schon große Erfolge verzeichnen. Manche entwickeln eigene technische Lösungen, um die Blockaden zu umgehen. Die neue App von Radio Echo (entwickelt vom Team des geschlossenen unabhängigen Radiosenders Echo Moskwy) wird beispielsweise in Russland bereits intensiv genutzt. Die Herausforderungen bleiben. Viele Medienschaffende haben immer noch keinen festen Aufenthaltstitel und damit keine Planungssicherheit.
Zusammen mit The Fix Media und dem Media Center der Stockholm School of Economics hat der JX Fund nun die Studie "Rebuilding Russian Media in Exile - Successes, Challenges and the Road Ahead” veröffentlicht, die den Status Quo russischer Medien im Exil untersucht. Demnach haben sich insbesondere die Städte Amsterdam, Berlin, Riga und Tiflis zu Magneten für russische Medienschaffende entwickelt. Die umfangreiche Studie identifiziert die Bedingungen für einen erfolgreichen (Wieder)aufbau von Medien, analysiert die Herausforderungen und skizziert mögliche Leitlinien für ein transnationales Förderprogramm.
"Um die Medien im Exil auch in der nächsten Phase des Aufbaus bestmöglich zu unterstützen, braucht es länderübergreifende, europäische Lösungen. Der Dialog zwischen den verschiedenen geografischen Knotenpunkten und den einzelnen Medien muss verstärkt werden”, erklärt Penelope Winterhager. "Außerdem sollte das bereits vorhandene Wissen dokumentiert und geteilt werden, um besser auf zukünftige Krisen vorbereitet zu sein.”
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