Pressemitteilung | freier zusammenschluss von studentInnenschaften e.V. (fzs)

Studentischer Dachverband und Bildungsgewerkschaft zu Hochschulprüfungen unter Pandemiebedingungen

(Berlin) - Der freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) haben die Hochschulen aufgefordert, unter den derzeitigen Pandemiebedingungen grundsätzlich auf Präsenzprüfungen zu verzichten und stattdessen alternative Formate anzubieten. "Am Ende eines weitgehend digitalen Semesters Studierende massenweise in Hörsäle zu zitieren, um das gelernte Wissen abzufragen, ist aufgrund der Infektionsgefahr unverantwortlich - gegenüber den Studierenden ebenso wie gegenüber den Prüferinnen und Prüfern", sagte der stellvertretende GEW-Vorsitzende und Hochschulexperte, Andreas Keller, mit Blick auf die Vorstellung eines neuen Positionspapiers der Bildungsgewerkschaft und des studentischen Dachverbands. "Stattdessen sollten Prüfungen weitgehend zu Hause absolviert werden. Auf technisch aufwändige und datenschutzrechtlich fragwürdige Überwachungsmethoden kann verzichtet werden, wenn neue Format wie 'Open Book' oder 'Take Home' angewandt und die Prüfungen auf Kompetenzerwerb und Kompetenztransfer ausgerichtet werden", ergänzte fzs-Vorstandsmitglied Iris Kimizoglu.

"Zu Beginn der Krise war es noch nachvollziehbar, doch dass ein Jahr später immer noch keine digitalen kompetenzorientierten Prüfkonzepte existieren, die den Datenschutz und das Recht auf Privatsphäre von Studierenden gewährleisten, ist unverständlich und hochgradig gefährlich. Die Pandemie darf nicht dazu führen, dass Grundrechte ausgehebelt werden - auch nicht bei Studierenden", mahnte Kimizoglu. Sie spielte damit auf so genannte Proctoring-Methoden an, mit denen viele Hochschulen Online-Prüfungen in den Wohnungen der Studierenden überwachen. Dazu gehören 360-Grad-Kameraschwenks durch den Raum, eine Übertragung der Bildschirmanzeige oder Eye-Tracking. In ihrem gemeinsamen Positionspapier erteilen fzs und GEW dem Proctoring eine klare Absage.

GEW-Vize Keller appellierte an die Hochschulen, die in den Studien- und Prüfungsordnungen enthaltenen Nachteilsausgleichsregelungen vollständig anzuwenden. "Studierende mit Beeinträchtigungen sowie mit Erziehungs- und Pflegeverpflichtungen sind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert - ebenso Studierende, die zu Hause nicht über eine ausreichende technische Ausstattung oder eine leistungsfähige Internetverbindung verfügen. Alternative Prüfungstermine, Verlängerung von Abgabefristen, aber auch die Bereitstellung von Arbeitsplätzen und Endgeräten können Abhilfe schaffen", sagte der GEW-Hochschulexperte.

"In der Krise wird deutlich wie nie zuvor, an welchen Problemen die Hochschullehre leidet. Studierende müssen eine Unmenge benoteter Prüfungen ablegen, die größtenteils zum Bulimie-Lernen führen. Zukunftsorientierter wäre es, die Zahl der Prüfungen zu reduzieren und projektbezogene kompetenzorientierte Formate zu entwickeln", erklärte fzs-Vorstand Kimizoglu. "Auch nach der Pandemie kann es kein 'Weiter so' geben. Hochschuldidaktik und Prüfungsformate müssen weiterentwickelt werden. Das setzt eine aktive Unterstützung der Dozentinnen und Dozenten durch entsprechende Fort- und Weiterbildungsangebote, eine faire Anrechnung der Online-Lehre auf die Lehrverpflichtung und mehr Dauerstellen für Daueraufgaben in der Lehre und Qualitätssicherung voraus", fügte Keller hinzu. "Solidarisch und verantwortungsbewusst prüfen - Hochschulen, Studierende und Lehrende können diese Herausforderung bewältigen, wenn sie sich ihr gemeinsam stellen", sagten Kimizoglu und Keller abschließend.

Quelle und Kontaktadresse:
freier zusammenschluss von studentInnenschaften e.V. (fzs) Pressestelle Wöhlertstr. 19, 10115 Berlin Telefon: (030) 27874094, Fax: (030) 27874096

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