Stromerzeugung / Dr. Ortlieb: Immer mehr erneuerbaren Energie in Hessen nicht nur Grund zur Freude / Kehrseite der Medaille ist schleichende Deindustrialisierung, weil Strom viel zu teuer ist
(Frankfurt am Main) - Als "erneuten Weckruf für die Energiepolitik" wertet die VhU die heute veröffentlichten Zahlen des Hessischen Statistischen Landesamtes zur Stromerzeugung in Hessen im Jahr 2023. Dr. Birgit Ortlieb, Vorsitzende des Energieausschusses der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, sagte:
"Immer mehr Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Hessen klingt zwar auf den ersten Blick ökologisch gut. Aber die Kehrseite der Medaille ist eine schleichende Deindustrialisierung, weil der Strom bei uns viel zu teuer ist. Statt sich nur über mehr Ökostrom zu freuen, sollte sich die Politik endlich um günstigere Strompreise für die Industrie und um eine bessere Versorgungssicherheit kümmern."
Dr. Ortlieb wies darauf hin, dass die Industrie im Jahr 2023 in einer Rezession steckte und "sehr unfreiwillig" weniger Strom verbraucht habe. Zudem bedeute mehr Strom aus Wind und Sonne mehr Volatilität in der Erzeugung und damit auch höhere Kosten für Reservekapazitäten und Netzausbau sowie höhere Kosten für das Management der nach wie vor bestehenden Netzengpässe. Dr. Ortlieb: "Die Politik muss die Stromnetze schneller und günstiger ausbauen lassen. Sie sollte auf Freileitungen statt auf Erdkabel setzen, wo es den Ausbau insgesamt beschleunigt." Der Zubau der Stromerzeugung aus Sonne und Wind dürfe aus Kostengründen generell nur noch im Gleichschritt mit dem Netzausbau erfolgen.
Um die Stromversorgung zu sichern, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, müsse außerdem rasch mit dem Bau vieler neuer Gaskraftwerke begonnen werden. Bevor diese Ersatzkapazität nicht gebaut und am Netz sei, dürfe es keinen Kohleausstieg geben, sagte Dr. Ortlieb. Deutschland benötige rund 25 bis 40 Gigawatt neue gesicherte Kraftwerksleistung, um die Lücke zu schließen, die der Ausstieg aus Kernenergie und Kohle hinterlasse. Dr. Ortlieb: "Es darf kein bestehendes Kraftwerk abgeschaltet werden, bevor die neuen fertig sind. Zudem müssen Hessens Industriezentren bei der Standortwahl der neuen Gaskraftwerke unbedingt berücksichtigt werden."
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