Pressemitteilung | Stiftung Familienunternehmen

Stiftung Familienunternehmen warnt: Kauder-Vorschlag zur Neuregelung der Konzernkontrolle blockiert die Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen

(Stuttgart) - „Das gesetzliche Verbot eines direkten Wechsels vom Vorstand in den Aufsichtsrat, wie es CDU-Fraktionschef Kauder kurz vor Weihnachten in die öffentliche Diskussion gebracht hat, ist für Familienunternehmen untragbar!“, so Prof. Dr. Brun-Hagen Hennerkes, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. „Die Idee mag in Richtung börsennotierter Publikumsgesellschaften im Grundsatz richtig sein“, führt Hennerkes weiter aus. „Aber die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen, die Kraft Gesetzes einen Aufsichtsrat bilden müssen, sind Familienunternehmen. Diese würden bei Realisierung des Kaudervorschlags ihrer spezifischen Erfolgsfaktoren beraubt werden!“ Eine Neuregelung der Konzernkontrolle, wie sie Kauder angeregt hat, muss auf jeden Fall auf börsennotierte Unternehmen beschränkt werden. Hennerkes ist überzeugt, dass eine Ausdehnung auf sämtliche Aktiengesellschaften oder gar auf andere Kapitalgesellschaften mit einem Pflichtaufsichtsrat für Familienunternehmen und für den Standort Deutschland verheerend wäre.

Blockade der Unternehmensnachfolge
Die Umsetzung des Vorschlags zur Neuregelung der Konzernkontrolle würde für die Familienunternehmen eine Blockade der Unternehmensnachfolge bedeuten, denn kein Eigentümerunternehmer zieht sich freiwillig aus der Geschäftsführung zurück, wenn er nicht in das Kontrollgremium überwechseln kann. Da im Familienunternehmen anders als in den anonymen Konzernen für den Vorsitzenden der Geschäftsführung meist keinerlei Altersbegrenzung besteht, wäre die Beendigung der Möglichkeit, in den Aufsichtsrat zu wechseln, für eine rechtzeitige Unternehmensnachfolge fatal.

Gefährdung der Unternehmensstrategie
Die Stiftung Familienunternehmen sieht aber auch Gefahren für einen der größten Erfolgsfaktoren von Familienunternehmen, nämlich deren auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausgelegte Unternehmensstrategie. Im Gegensatz zu den großen anonymen Konzernen entfällt bei Familienunternehmen die kurzfristige strategische Ausrichtung aus Rücksicht auf die Entwicklung des Aktienkurses. Das sprichwörtliche „Denken in Generationen“ der Familienunternehmen erfordert auch ein langfristiges Denken bei der Organbesetzung.

Beeinträchtigung der Unternehmenskultur
„Die deutschen Familienunternehmen haben durch die enge Beziehung zwischen Eigentümern, Unternehmen und Mitarbeitern eine Unternehmenskultur hervorgebracht, um die uns die ganze Welt beneidet!“, konstatiert Hennerkes. Diese Kultur ist gefährdet, wenn das Vertrauen der Mitarbeiter gerade zu den Eigentümer-Geschäftsführern nach deren Ausscheiden aus der operativen Tätigkeit nicht durch eine entsprechende Besetzung des Aufsichtsrats fortgesetzt wird.

Beeinträchtigung der Unternehmensfinanzierung
Trotz Basel II beruht jeder Betriebsmittelkredit seitens der Bank an das Familienunternehmen immer auch auf dem Vertrauen zum Eigentümer-Geschäftsführer. Dieser Vertrauensvorschuss würde durch ein komplettes Ausscheiden des Seniors aus allen Organen des Unternehmens in Frage gestellt. Dieses gilt auch für andere Kapitalgeber wie z.B. Investoren und Aktionäre. Absehbare Konsequenz ist: Für eine große Anzahl von Familienunternehmern wird eine Börsennotierung unattraktiv, was nicht zuletzt vor dem Hintergrund der von den Koalitionsparteien geforderten Ausweitung des Investivlohns widersprüchlich erscheint.

Die Stiftung Familienunternehmen warnt daher davor, den Kauder-Vorschlag auf sämtliche Aktiengesellschaften oder gar auf andere Kapitalgesellschaften mit einem Pflichtaufsichtsrat anzuwenden.

Quelle und Kontaktadresse:
Stiftung Familienunternehmen Pressestelle Jahnstr. 43, 70597 Stuttgart Telefon: (0711) 725790, Telefax: (0711) 7257922

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