Statement zum Vorschlag des CDU-Politikers Alexander Krauß zur Vertretungsbefugnis für PTA
(Saarbrücken) - Angesichts des sich verschärfenden Personalengpasses hat CDU-Gesundheitspolitiker Alexander Krauß vorgeschlagen, Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) die kurzfristige Vertretung eines Apothekers zu erlauben. Mit diesem Vorschlag trifft Krauß ins Schwarze. Die Personalsituation ist katastrophal. Stellen sowohl für PTA als auch für ApothekerInnen können partiell über Monate nicht besetzt werden, was fatale Auswirkungen auf Teams, wie auch Inhaber*innen hat. Die Pandemie tut ihr übriges dazu, Mitarbeiter*innen, Filialleiter*innen und Inhaber*innen kommen an Grenzen der Belastbarkeit. Ein Absinken des Niveaus der Versorgung der Menschen ist nicht unser Ziel, sondern das Gegenteil muss im Fokus sein.
Den Blick nach vorne richten
Dass die Reform des PTA Berufes im Jahr 2019 nicht weit genug geht, war bereits im Prozess der Reform klar. Die Politik war schon damals offen für Entwicklungsmöglichkeiten des Berufes, die es bei MTA, Krankenpflegern, Hebammen und weiteren Gesundheitsfachberufen längst gegeben hat. Einzig die ABDA sah keine Notwendigkeit, den PTA Beruf aufzuwerten. Daher gab es auch keine tragfähigen Konzepte, die der Politik hätten vorgelegt werden können. Das diese Haltung nicht tragbar bleiben wird, ist - zumindest für fortschrittliche Apotheker*innen und PTA - mehr als klar.
Apotheker werden nicht mehr gebraucht
Dieser Gedanke ist ein großer Irrglaube und es stellt sich die Frage, woher hier das mangelnde Selbstbewusstsein kommt. Oder anders gesagt: Tradierte, festgefahrene und unflexible Apotheker*innen aus einer früheren Zeit werden nicht mehr zurechtkommen. Sie gefährden mit ihren rückwärtsgewandten Ansichten nicht nur den dringend notwendigen Fortschritt, sondern das gesamte System. Denn das Gegenteil ist der Fall, es werden deutlich mehr Apotheker*nnen gebraucht. Auch das universitäre Studium mit Staatsexamen muss sicher nicht weichen. Nur Business Skills müssen auf adäquatem Wege vermittelt werden, damit leitende Pharmazeuten über Ressourcen verfügen, in der "VUCA-Arbeitswelt" zurecht zu kommen und Mitarbeiter*nnen mit moderner Führung eine Grundlage zur Motivation bieten zu können.
Zukunft des PTA Berufes
Eine Aufwertung des Berufes ist dringend nötig. Nicht aus Eitelkeit, sondern um den ständig steigenden Anforderungen fachlich und menschlich begegnen zu können. Und um zukünftig überhaupt noch qualifizierte junge Leute für diesen Beruf zu gewinnen. Die qualifizierten nämlich entscheiden sich - nach der fulminanten Entwicklung der Fachhochschulen - lieber für ein Bachelorstudium. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Lage in den Griff zu bekommen: Für PTA wird eine standardisierte Weiterqualifizierung geschaffen, die zu mehr pharmazeutischer Kompetenz führt und somit eine Vertretungsbefugnis, fachlich sicher möglich, macht. Im besten Fall würde hier der Bachelorabschluss angestrebt, um eigenständiges und wissenschaftliches Denken und Arbeiten zu lehren. Auch ließen sich Verknüpfungen zum Studium schon während der Ausbildung schaffen, in dem die Ausbildung optional mit einem grundständigen Studium an einer Fachhochschule verbunden wird. Die Verbindung zur Wissenschaft würde das Apothekensystem von notwendiger Forschung profitieren lassen und die Weiterentwicklung für Deutschland adäquat forcieren. Für junge Leute wäre die Durchlässigkeit zur akademischen Karriere mit vielfältigen Möglichkeiten gegeben, was ein tragendes Argument in der Berufswahl darstellt.
Fachlicher und gesellschaftlicher Fortschritt
Die Erfolgsfaktoren eines Studiums kämen dem gesamten Apothekensystem zugute. Gesellschaftlich würden eine höhere Akzeptanz und Verbesserung der beruflichen Rolle durch den Status des Faches als akademisches Fach entstehen. Subjektiv erfahren Studierende eine hohe Studienmotivation (inhaltliche Interessen, Leistungsbereitschaft, berufliche Ambitionen). Sie erlernen die Fähigkeit Lehr- und Lernstrategien anzuwenden. Sie gewinnen Ressourcen in dem sie Praktika absolvieren, Erfahrungen durch wissenschaftliches Arbeiten untermauern und in Forschungs-Teams arbeiten. Strukturell lernen Studierende in curricularen Strukturen. Sie erfahren eine Lernkultur mit einer hohen Professionalität des Lehrpersonals im Umgang einer inhaltlichen und formalen Qualifizierung. Weiterhin profitieren Studierende von den institutionellen Rahmenbedingungen, wie der Ausstattung der Hochschule, Status Quo der Hochschule und des Faches. Auf diesem Wege könnten pharmazeutische Dienstleistungen weiterentwickelt werden und auf professionellem Niveau gedeihen.
Weiterqualifizierung für langjährige PTA
Für berufserfahrene PTA, die sich nicht mehr für ein Studium entscheiden möchten, wäre eine standardisierte Weiterqualifizierung zu entwickeln, mit der die Übernahme von weiteren Kompetenzen in der Apotheke möglich ist. Hier kann zum Beispiel eine Prüfung entwickelt werden, die zur "Certified Person" mit definierten Kompetenzen führt. Wenn wir schnell handeln, können sowohl Weiterqualifizierung als auch Studium in einem Zeitraum von einem Jahr verfügbar sein. Der Schlüssel liegt bei der ABDA, das Tor zu öffnen und die Zukunft des Apothekensystems auf hohem Niveau zu fördern. Der BVpta e.V. hat die Vorbereitungen schon erarbeitet. Kontakte zu Schulen und Hochschulen sind da, erste Vorkonzepte sind erstellt. Eine Fachgruppe aus Schulleitern, Lehrern, Apothekern und Vorstand arbeitet bereits an der Umsetzung.
Verlieren wir keine Zeit mehr!
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Pharmazeutisch-technischer Assistentinnen und Assistenten e.V. (BVpta)
Carmen Steves, Bundesvorsitzende/Pressestelle
Bismarckstr. 128, 66121 Saarbrücken
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