Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

Statement von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann zum dritten IQB-Ländervergleich vom 17. Oktober 2022

(München) - Der aktuelle IQB Bildungstrend zeigt in Zahlen, was wir als Lehrerinnen und Lehrer längst wissen: Die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in der vierten Klasse in den Bereichen Deutsch und Mathematik nehmen in erschreckender Weise seit Jahren ab. Dabei schneiden wir in Bayern im deutschen Vergleich gut ab. Jetzt könnten wir sagen: "Wenn das Schiff sinkt und wir noch als Kapitän an Bord sind und die Fahne hochhalten, dann ist das schön." Ist es aber natürlich nicht. Das liegt vor allem daran, dass wir in Bayern eine andere sozioökonomische Struktur haben als in vielen anderen Bundesländern, damit lassen sich aber Lehrkräftemangel und mangelnde Ausstattung der Schulen nicht wegdiskutieren. Und wegdiskutieren lassen sich auch nicht die vielen Kinder die auch in Bayern abgehängt werden und nicht mehr mitkommen und unsere Unterstützung brauchen.

Denn auch hier erreichen rund 14 Prozent der Schülerinnen und Schüler nicht die Mindeststandards im Bereich Lesen. Und auch in Bayern sank die Zahl der Viertklässlerinnen und Viertklässler, die die Regelstandards erreichen deutlich. Beispielsweise um jeweils rund zehn Prozent in den Bereichen Zuhören und Orthografie.

Die Lehrerinnen und Lehrer vor Ort sehen täglich was den Kindern fehlt und was es ausmacht, dass wir zwei Jahre Corona hinter uns haben. Wir spüren die Kompetenz Defizite täglich. Wir können es aber nicht auffangen. Wir haben die Fördergelder nicht. Wir haben die Professionalität nicht. Wir haben die zweite Lehrkraft nicht in der Klasse. Wir müssen nicht lange warten, bis die Schuld am Mangel den Lehrerinnen und Lehrern in die Schuhe geschoben werden soll. Das hören wir jetzt schon ab und an. In der Grundschule sind wir Lehrkräfte diejenigen, die mal "ein bisschen mehr arbeiten müssten".

Aber was fehlt uns denn und um welche Kinder geht es wenn immer mehr die Mindeststandards in Mathe und Deutsch nicht erreichen? Welche Kinder erreichen denn überproportional häufig den Mindeststandard nicht? Kinder aus schwachen Familienverhältnissen! Und Kinder mit Migrationshintergrund! Diese Schwächsten im System brauchen die beste Förderung und die besten Pädagoginnen und Pädagogen. Und wir sind gerade einfach zu wenige. Wir haben nicht mal pro Klasse einen Profi und sind oft froh, wenn irgendein Mensch vor der Klasse steht. Der Bericht zeigt genau auf, welche Defizite wir auffangen sollten. Aber mit wem? Mit welcher Profession, mit welcher Qualität machen wir das?

Die Kinder brauchen jetzt Förderung, sie brauchen Differenzierung, das heißt auch mal eine Kleingruppe. Sie brauchen die Förderlehrkräfte, sie brauchen die Schulpsychologinnen und -psychologen und die Beratungslehrkräfte. Und sie brauchen Zeit von uns Lehrerinnen und Lehrern, um ganzheitlich gebildet zu werden. Dafür brauchen wir die Ressourcen und darum müssen wir jetzt gegen den Lehrkräftemangel vorgehen: Mit attraktiven Arbeitsbedingungen, mit einer gerechten Besoldung für alle Schularten und mit einer flexiblen Lehrerbildung.

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Pressestelle Bavariaring 37, 80336 München Telefon: (089) 721001-0, Fax: (089) 721001-90

(jg)

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