Pressemitteilung | VDSI e.V. - Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit

Stärkung des Arbeitsschutzes in der Paketbranche – Ein bedeutender Schritt nach vorn

(Berlin) - Die Arbeitsbedingungen von Paketzustellern rücken zunehmend in den Fokus der Gesetzgebung – eine Entwicklung, die der VDSI - Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit ausdrücklich begrüßt. Aktuell liegt ein Gesetzentwurf der Fraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grünen vor, der die Zustellbedingungen für schwere Pakete konkretisiert und die physischen Belastungen für die Beschäftigten deutlich reduziert. Konkret wird vorgeschlagen, das Maximalgewicht für Pakete in der Einzelzustellung von derzeit 31,5 Kilogramm auf 23 Kilogramm abzusenken. Gleichzeitig bleibt die Pflicht bestehen, Pakete ab 23 Kilogramm grundsätzlich durch zwei Personen zustellen zu lassen – ohne Ausnahmen. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Vorschriften zu vereinfachen und die Sicherheit der Zustellerinnen und Zusteller nachhaltig zu verbessern.

VDSI unterstützt Gewichtsobergrenze für Paketzusteller

Der VDSI hatte bereits im April 2023 in seiner Pressemitteilung „VDSI begrüßt Forderung des BMAS nach einer Gewichtsobergrenze für Paketzusteller“ auf die Bedeutung klarer und verbindlicher Regelungen hingewiesen und die Forderung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) nach einer Gewichtsobergrenze ausdrücklich unterstützt. Die Initiative der Bundesregierung zeigt, dass der Schutz der Beschäftigten in der Paketbranche endlich politisch ernst genommen wird.

Gesundheitsrisiken minimieren und Arbeitsbedingungen verbessern

„Das Ziel, die physischen Belastungen der Paketzusteller zu verringern und gleichzeitig die Arbeitsbedingungen sicherer zu gestalten, ist nicht nur eine notwendige, sondern eine längst überfällige Maßnahme“, so Prof. Dr. Arno Weber, Vorsitzender des Vorstands des VDSI. „Der VDSI unterstützt alle Maßnahmen, die das Gesundheitsrisiko für Beschäftigte im Bereich des Paketversands verringern, insbesondere durch eine klare Regelung hinsichtlich der maximalen Tragelast und die Umsetzung von Hilfsmitteln wie beispielsweise die Zweimannzustellung bei besonders schweren Paketen.“

Reaktion auf die Aussagen des DHL-Chefs: Belastungen wissenschaftlich untermauern

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 18. Dezember 2024 erklärte Tobias Meyer, CEO von DHL, dass das Tragen von Paketen nicht zwangsläufig ungesund sei. Diese Eine solche Pauschalierung Einschätzung wird von Arbeitsschutzexperten kritisch gesehen. Der VDSI weist darauf hin, dass wissenschaftliche Studien eindeutig zeigen, dass das regelmäßige Heben und Tragen schwerer Lasten das Risiko von Muskel-Skelett-Erkrankungen, insbesondere Rückenschäden, erheblich erhöht.

„Die Belastungen in der Paketlogistik dürfen nicht pauschal unterschätzt werden. Für viele Beschäftigte ist das Heben schwerer Pakete, zum Teil auch unter ungünstigen räumlichen Bedingungen, eine tägliche Realität, die ohne den Einsatz von Hilfsmitteln langfristige Gesundheitsrisiken birgt“, betont Weber. Insbesondere wiederholte Bewegungsabläufe, wie sie beim Verladen und Zustellen auftreten, können zu chronischen Beschwerden führen, wenn keine geeigneten Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

Der Einsatz von Hilfsmitteln wie Sackkarren oder Hebevorrichtungen ist laut Weber nicht nur eine arbeitsrechtliche Empfehlung, sondern eine grundlegende Maßnahme zur Prävention. Studien des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) belegen, dass technische Unterstützungssysteme die Belastung des Bewegungsapparates signifikant verringern können. „Sich allein auf die körperliche Belastbarkeit der Beschäftigten zu verlassen, widerspricht modernen Arbeitsschutzstandards“, ergänzt Weber, „erst Recht vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung“.

Die Aussage von Meyer könnte zudem falsche Signale an die Branche senden, die sich zunehmend in Richtung einer nachhaltigen und sicheren Arbeitsgestaltung entwickelt. Der VDSI plädiert dafür, die Diskussion über gesundheitliche Risiken nicht zu trivialisieren, sondern auf Grundlage gesicherter Erkenntnisse voranzutreiben.

Nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen erforderlich

Der VDSI fordert nicht nur die Einhaltung von Gewichtsgrenzen, sondern auch eine kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Paketzusteller. Dies schließt neben der Gewichtsbeschränkung auch den Zugang zu weiteren Hilfsmitteln, ergonomischen Arbeitsweisen und entsprechenden Schulungsmaßnahmen ein. Es darf nicht nur um das Heben und Tragen von Lasten gehen, sondern auch um die Frage, wie die Arbeitsumgebung insgesamt gestaltet werden kann, um eine ganzheitliche Reduzierung von gesundheitlichen Risiken zu gewährleisten.

„Es geht um den Schutz der Menschen, die tagtäglich für uns arbeiten und das Rückgrat der Paketlogistik bilden“, erklärt Weber weiter. „Wir hoffen, dass dieser Gesetzentwurf schnell in die Praxis umgesetzt wird, damit die Gesundheit der Zustellerinnen und Zusteller nachhaltig verbessert wird.“

Der VDSI setzt sich gemeinsam mit der Politik, den Unternehmen und den Gewerkschaften für die Schaffung sicherer und fairer Arbeitsbedingungen in der Paketbranche ein. Nur durch eine enge Zusammenarbeit und klare, verbindliche Regelungen kann die Gesundheit der Beschäftigten langfristig geschützt werden. Der VDSI wird sich weiterhin für einen stärkeren Arbeitsschutz und für die Rechte der Beschäftigten im Logistiksektor einsetzen.

Quelle und Kontaktadresse:
VDSI e.V. - Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit, Marienstr. 30, 10117 Berlin, Telefon: 0611 15755-0

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