Stärkekartoffelanbau unter Druck / Bauern fordern entschieden ein Umlenken der Politik
(Berlin) - "Steigende Produktionskosten im Anbau, Verunsicherung durch hohe Energiekosten bei der Verarbeitung und attraktive Alternativfrüchte: Das ist die vereinfachte Formel, warum der Anbau von Stärkekartoffeln unter Druck steht", so Hans-Wilhelm GIERE, Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Stärkekartoffelerzeuger e.V. (BVS) anlässlich der Jahrestagung des Verbandes im Umfeld der wieder in Deutschland stattgefundenen PotatoEurope.
Bundesweit steht der wertvolle Stärkerohstoff aktuell auf rd. 58.500 Hektar, d.h. auf einer um drei Prozent kleineren Fläche, und folgt damit dem EU-Abwärtstrend. Zum niedrigeren Areal kommen in vielen europäischen Anbaugebieten trocken- und hitzebedingt unterdurchschnittliche Erträge.
"Der Klimawandel ist auch bei uns auf den Feldern angekommen. Die Fehlmengen gegenüber einer normalen Ernte dürften regional sogar größer sein als im Extremjahr 2018", bestätigt sein Vorstandskollege Franz SCHODERER aus Bayern. "Das drückt auf die Erfüllung der Rohstoffverträge und wird sich auch auf die Produktmärkte niederschlagen. Kunden von Kartoffelstärke und -derivaten müssen sich auf ein knappes Angebot und höhere Preise einstellen."
Wegen der gestiegenen Produktionskosten setzen die Stärkekartoffelbauern nun für den kommenden Anbau auf höhere Grundpreise und entsprechende Nachzahlungen. Diese sind notwendig, um den wertvollen Stärkerohstoff nachhaltig produzieren zu können. Der Kostendruck hat sich seit dem Krieg in der Ukraine noch verschärft.
"Zu den sich überlagernden Krisen kommen nun noch praxisferne politische Vorstellungen und Vorgaben, wie etwa im Bereich Pflanzenschutz", ergänzt der stellvertretende BVS-Vorsitzende und Emsländer Hermann VORTHERMS. Vor wenigen Wochen proklamierte die EU-Kommission, dass bis 2030 nur noch halb so viel Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden dürfen, in Schutzgebieten soll sogar ein Totalverbot gelten soll. "Wir fragen uns alle, wie Kartoffeln unter diesen Rahmenbedingungen überhaupt noch wirtschaftlich und qualitätsgerecht erzeugt werden können und fordern auch hier ein entschiedenes Gegensteuern der Politik", so der dreiköpfige BVS-Vorstand einhellig.
Bei den turnusmäßig stattgefunden Vorstandswahlen des Verbandes am 6. September in Ronnenberg wurden alle drei Vorstandsmitglieder einstimmig wiedergewählt, mit Hans- Wilhelm GIERE (Avebe-Bezirk Prignitz Wendland, Aufsichtsrat bei Avebe U.A.) als Vorsitzender sowie Hermann VORTHERMS (Erzeugergemeinschaft für Stärke- und Industriekartoffeln im Emsland und der Grafschaft Bentheim r.V., Aufsichtsrat der Emsland-Stärke GmbH) und Franz SCHODERER (Südstärke Kartoffelliefergenossenschaft eG, Aufsichtsrat der Südstärke GmbH) als Stellvertreter.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Stärkekartoffelerzeuger e.V. (BVS)
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