Ständiger Rat der Deutschen Bischofskonferenz zur Qualitätssicherung der Priesterausbildung in Deutschland
(Bonn) - In einem mehrmonatigen geistlichen Prozess hat sich eine Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz mit der Qualitätssicherung der Priesterausbildung in Deutschland befasst. Der Abschlussbericht wurde gestern (23. Juni 2020) bei der Sitzung des Ständigen Rates von Bischof Dr. Felix Genn (Münster), Bischof Dr. Michael Gerber (Fulda) und Bischof Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen) vorgetragen und von den Bischöfen erörtert.
Eine ganzheitliche Ausbildung von Kandidaten für das Priestertum verlangt nach Auffassung des Ständigen Rates zunächst hinreichend große Lerngruppen und Ausbilder in Vollzeit, aber auch akademische Orte, die eine gemeinsame Ausbildung aller pastoralen Dienste gestatten.
Für die Studienphase - der das Propädeutikum vorausgeht und der Pastoralkurs folgt - sind im Einzelnen folgende Voraussetzungen erforderlich:
1. Die Ausbildung möglichst aller pastoralen Berufe (Priester sowie Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten sowie Ständige Diakone);
2. eine Theologische Fakultät;
3. eine Religionspädagogische Hochschule;
4. in der Ausbildungsleitung (sogenanntes "forum externum"): ein Regens sowie Mentorinnen und Mentoren
a) mindestens zwei vollzeitlich für die Priesterausbildung freigestellte Personen,
b) je ein vollzeitlicher Mentor für Pastoralreferentinnen und -referenten, für die Gemeindereferentinnen und -referenten sowie für die Lehrerinnen und Lehrer;
5. in der geistlichen Begleitung (sogenanntes "forum internum"): ein Spiritual sowie Begleiterinnen und Begleiter in entsprechender Anzahl der auszubildenden Personen;
6. Dozierende für die Zusatzausbildung: Pastoralpsychologie, Stimmbildung, Rhetorik u. ä.;
7. Immobilien und Infrastruktur für unterschiedliche Wohnformen (Seminar, Wohngemeinschaften oder Pfarrhaus);
8. eine hinreichende Anzahl von Pfarreien, um Praxiserfahrung zu ermöglichen; gedacht werden soll auch an andere kategoriale, pastorale und diakonische Einsatzfelder.
Der Ständige Rat hat mit großer Mehrheit diesen Kriterien zugestimmt.
Bei den Ausbildungsstandorten schlägt die Arbeitsgruppe vor:
Die Ausbildungsorte Redemptoris Mater für die neokatechumenale Ausbildung der Priesterkandidaten in Köln, das Collegium Orientale (Eichstätt) sowie das Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum (Rom) werden gesondert betrachtet und sind mit ihrem spezifischen Profil auch weiter für die Priesterausbildung vorgesehen.
Im Blick auf die genannten Voraussetzungen wird eine Gewichtung der Ausbildungsstandorte vorgenommen, die eine bestmögliche Ausbildung der künftigen Priester ermöglichen soll. Die Arbeitsgruppe schlägt vor:
1. als Standort für die bundesweite Ausbildung Spätberufener ohne akademischen Abschluss: das überdiözesane Seminar Lantershofen;
2. als Standorte für die Einführungsphase vor dem Studium (sogenanntes "Propädeutikum"): Freiburg und Bamberg;
3. als Standorte für die Ausbildung in der Phase der Studien: München, Münster und Mainz;
4. als Standorte für die Ausbildung im Pastoralkurs: Paderborn in Kooperation mit Erfurt, Rottenburg-Stuttgart und einen durch die Freisinger Bischofskonferenz für Bayern festzulegenden Standort.
Der Ständige Rat hat diese von der Arbeitsgruppe vorgelegten Vorschläge als Grundlage für weitere Diskussionen und Überlegungen entgegengenommen. Eine Entscheidung über die Standorte ist nicht gefallen. Die Arbeitsgruppe wird den weiteren Prozess der Reflexion und Entscheidung auf Ebene der Bischofskonferenz strukturieren. Der hier angestrebte Prozess der Profilierung und Konzentrierung der Priesterausbildung auf Bundesebene entbindet den einzelnen Diözesanbischof nicht von seiner Verantwortung, die Entscheidung über den konkreten Ausbildungsweg und die damit verbundene Frage nach den Standorten der Priesterausbildung seines Bistums zu treffen.
Quelle und Kontaktadresse:
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