Pressemitteilung | Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V. (BWVS)

Stabile maritime Konjunktur

(Köln) - Der positive Trend des letzten Jahres hat sich fortgesetzt. Die Umsätze sind in fast allen Branchensegmenten deutlich angestiegen. In einer Konjunkturumfrage des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft e.V. (BWVS) zur Jahresmitte beurteilten 58% der Unternehmen die Geschäftslage besser als im Vorjahr.

Motor der maritimen Konjunktur ist nach wie vor der Export. Der schwache Euro beflügelt vor allem die stark exportorientierten deutschen Segelboothersteller. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich allerdings auch die Inlandsnachfrage verbessert. Davon profitiert in erster Linie der Gebrauchtbootmarkt. Gerade Neueinsteiger entscheiden sich gerne für ein Boot aus zweiter Hand, um erste Erfahrungen auf dem Wasser zu sammeln.

Trotz des durchwachsenen Sommers rechnet die Branche insgesamt bis zum Jahresende mit Umsatzzuwächsen zwischen 3 und 5%. Die mittelfristigen Konjunkturaussichten werden überaus positiv bewertet: 86% der Unternehmen erwarten gleichbleibende oder bessere Geschäfte im Vergleich zum Millenniumsjahr.


Motorbootmarkt:

Die Motorbootbranche kann von der für den Export günstigen Währungssituation nur im Megayachtbereich profitieren. Boote bis zu 12 m Bootslänge werden zum größten Teil importiert und stammen zu rund 50% aus den Vereinigten Staaten und aus Großbritannien. Die durch die hohen Dollar- und Pfundkurse gestiegenen Verkaufspreise dämpfen die Nachfrage.

Für eine bessere Konjunktur im Motorbootmarkt sprechen allerdings die gestiegenen Importzahlen im ersten Quartal 2000. 33,5% mehr Motorboote (wertmäßig + 50,6%) haben den Weg auf den deutschen Markt gefunden. Stark zugelegt haben Boote bis 7,5 m und über 12 m Bootslänge. Das mittlere Preissegment zwischen DM 100.000 und 500.000 bleibt nach wie vor schwierig.

Eine zusätzliche Belastung für die Branche stellen die hohen Treibstoffkosten dar. Die Eigner reagieren darauf mit weniger Ausfahrten und längeren Liegezeiten. Eine positive Folge für die Versicherer: die Schadenquote ist im Jahr 2000 deutlich gesunken.


Segelbootmarkt:

Die stark exportorientierten deutschen Segelbootwerften segeln auf einer Welle des Erfolgs. Im Vergleich der Jahre 1998/99 stiegen die Exporte wertmäßig um 110,3%. Ein wichtiger Grund liegt in der günstigen Währungsrelation, die deutsche Produkte im Ausland äußerst interessant werden läßt. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass die deutschen Werften, allen voran der größte deutsche Hersteller Bavaria Yachtbau, den Sprung zur kostengünstigen industriellen Produktion und damit zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit geschafft haben.

84% der befragten Unternehmen beurteilen die geschäftliche Situation gleich oder besser als im Vorjahr. Die Inlandsnachfrage verbessert sich kontinuierlich. Für das Jahr 2000 rechnet die Branche mit einem Zuwachs von ca. 10%. Im Trend liegen auf dem deutschen Markt Yachten zwischen 31 und 38 Fuß Bootslänge. Dabei legen die zukünftigen Eigner Wert auf eine komfortable und komplette Ausstattung.
Nachteil der insgesamt hervorragenden Auslastung sind die mehrmonatigen Lieferzeiten.


Gebrauchtboote:

Der Gebrauchtbootmarkt hat sich in den letzten beiden Jahren stürmisch entwickelt. In diesem Jahr war die Nachfrage nach komplett ausgestatteten und gut erhaltenen Yachten größer als das Angebot. Insbesondere Neueinsteiger sammeln auf Yachten aus zweiter Hand erste Erfahrungen auf dem Wasser.

Von dieser Entwicklung profitieren natürlich auch Refit-Werften und die Zubehör- und Ausrüstungsindustrie. Die Betriebe, die sich mit der Aufarbeitung gebrauchter Yachten beschäftigen, sind zu fast 100% ausgebucht.

Kunden für gebrauchte Yachten werden für den Handel immer wichtiger. Sie sind die Neuboot-Käufer von morgen und sollen auch entsprechend betreut werden. Aus diesem Grund hat die Fachvereinigung Bootshandel im BWVS gemeinsam mit einem führenden Versicherungsunternehmen eine umfassende Gebrauchtbootgarantie entwickelt, die ab Herbst 2000 angeboten wird.

Der Gesamtumsatz wird im Jahr 2000 auf ca. 663 Mio. DM geschätzt (ohne Reparatur und Service).


Charter:

Rund 30% der Wassersportler chartern nach einer BWVS-Umfrage Boote und Yachten. Im Trend liegen die Mittelmeerdestinationen und für diejenigen, die dies seit Jahren kennen, Karibik und Südsee.
Neue Impulse erhält die Hausbootcharter in den neuen Bundesländern. Auf Initiative des BWVS wurde ab April 2000 auf einigen ausgesuchten Wasserstraßen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg der Charterschein eingeführt. Er berechtigt Charterkunden nach ausführlicher Einweisung für die Dauer des Urlaubs ein Hausboot bis zu 13 m Bootslänge zu führen. Ein amtlicher Sportbootführerschein ist nicht notwendig. Dieses Angebot wurde hervorragend angenommen und hat zu einer erheblich besseren Auslastung der Hausbootflotten geführt.


Ausrüstung/Zubehör:
Die Ausrüstungs- und Zubehörbranche profitiert von der positiven Entwicklung im Bootssektor. Die Branche rechnet mit Umsatzzuwächsen zwischen 3 und 5%.

Im Trend liegt nach wie vor hochwertige Kommunikations-, Navigations- und Sicherheitsausrüstung. Doch der Bootssport soll nicht nur sicherer sondern auch komfortabler werden: ausgeklügelte Heiz- und Kühltechnik steht auf der Wunschliste der Bootseigner ganz oben, weil sie die Lebensqualität an Bord beträchtlich erhöht.

Der positive Trend im Ausrüstungsbereich wird durch die Bootsmotorenindustrie bestätigt. Die Hersteller berichten nach den ersten 7 Monaten von Umsatzzuwächsen von 2% im Außenborderbereich und 12% bei den Diesel-Innenbordern.

Besorgniserregend ist der zunehmende Wettbewerb durch Versender und Internet-Shops, dem sich der Fachhandel stellen muss. Der dadurch hervorgerufene Preisverfall und die sinkenden Gewinn-spannen führen dazu, dass sich die Investitionen in fachkundiges Beratungspersonal zunehmend weniger rechnen.


Ausblick:

Der mittelfristige Konjunkturverlauf wird von der Branche positiv beurteilt. Rund 57% der Unternehmen erwarten in den nächsten 2 bis 3 Jahren Zuwachsraten. Dieser positive Grundtrend spiegelt sich auch in der zunehmenden Investitionsneigung wieder: 32,6% der Unternehmen planen für das Jahr 2000 Neuinvestitionen. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert bei 22,6%.

Die Zukunftsperspektiven sind also durchweg positiv und die Branche darf bei gleichbleibenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf kontinuierliche Zuwächse hoffen.

Allerdings gibt es auch Anlass zur Sorge. Das Durchschnittsalter der Wassersportler ist im Vergleich zu anderen Sportarten außergewöhnlich hoch. Über die Wassersportvereine wird zuwenig Nachwuchs an den Wassersport herangeführt. Lediglich 24% der Wassersportler sind Mitglied eines Wassersportvereins. Die Wassersportwirtschaft muss also eigene Anstrengungen unternehmen, um den Nachwuchs für diese einzigartige Freizeitaktivität zu begeistern und den Anteil der Wassersportler an der Bevölkerung von z. Zt. 7,6% zu erhöhen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V. (BWVS) Gunther-Plüschow-Str. 8, 50829 Köln Telefon: 0221/595710 Telefax: 0221/5957110

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