Pressemitteilung | IHK - Industrie- und Handelskammer - Bremen und Bremerhaven / Handelskammer Bremen

Spitzenverbände der bremischen Wirtschaft zur Schulpolitik: Leistungsorientierung an den Schulen stärken / Gymnasien langfristig sichern

(Bremen) - Die Spitzenverbände der bremischen Wirtschaft fordern den Senat dringend auf, im Zuge des Schulentwicklungsplans 2008 die Qualität der Bremer Schulen spürbar zu stärken, die Leistungsorientierung auszubauen und sich insbesondere auch deutlich für den Erhalt der Gymnasien auszusprechen: "Auf dem Rücken von Schülern und Lehrern wird in Bremen seit Jahrzehnten schulpolitisch experimentiert. Das muss endlich aufhören. Bremen braucht ein Schulsystem, bei dem die Leistungsorientierung im Mittelpunkt steht. Dazu ist auch der langfristige Erhalt der Gymnasien dringend erforderlich", sagte Lutz H. Peper, Präses der Handelskammer Bremen.

Er stellte die Positionierung der Spitzenverbände heute bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bremerhaven, der Handwerkskammer Bremen sowie den Unternehmensverbänden im Lande Bremen vor. Für die Spitzenverbände nahmen der Präses der Handwerkskammer, Joachim Feldmann, sowie die Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger (Handelskammer Bremen), Michael Stark (IHK Bremerhaven) und Cornelius Neumann-Redlin (Unternehmensverbände im Lande Bremen) teil.

Wie in anderen Bundesländern auch, müsse die bremische Schulpolitik zur Steigerung der Leistungsorientierung die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Lehrpersonal und Schulleitungen motiviert und zielorientiert arbeiten können. Es müsse der Grundsatz gelten: Weniger Schulbürokratie und mehr Eigenverantwortung der Schulen: "Die Ergebnisse von Qualitäts- und Leistungskontrollen sind in der Öffentlichkeit transparent darzustellen. Ziel muss sein, die Leistungsfähigkeit jeder einzelnen Schule bewertbar zu machen", sagten die Vertreter der bremischen Spitzenverbände.

In ihrer Positionierung forderten sie vom Senat konkret auch Folgendes: Die künftigen Oberschulen als allgemeine Basisschulen müssten das Ziel haben, flächendeckend – also auch in sozial schwierigem Umfeld – das schulische Niveau zu heben. Die Wirtschaft sei bereit, durch Verstärkung von Schulpatenschaften, einem zusätzlichen Angebot an betrieblichen Praktika und durch Unterstützung bei Projekten für schwächere Schüler sowie zum besseren Übergang von der Schule ins Berufsleben aktiv Beiträge zur Erreichung dieses Zieles zu leisten.

Gymnasien müssten dauerhaft als tragende Säule des Schulsystems in Bremen erhalten und gestärkt werden. Die durchgängigen Gymnasien hätten als einzige Schulform in Bremen beim PISA-Test mit ihren Ergebnissen deutlich über dem Bundesdurchschnitt gelegen.

So muss die Auswahl der Schüler beim Zugang zu den Gymnasien leistungsorientiert erfolgen. Die Gymnasialempfehlung der Grundschulen muss das ausschlaggebende Kriterium sein. Bei abweichenden Meinungen der Eltern muss ein entsprechender Eingangstest vorgenommen werden.

Es muss den Gymnasien möglich sein, Schülerinnen und Schüler, die den Anforderungen nachweisbar nicht gerecht werden, in andere Schulformen abzugeben. Ein so genanntes Abschulungsverbot würde das Leistungsniveau der Gymnasien nachhaltig negativ beeinflussen, insbesondere wenn keine leistungsorientierte Zugangsselektion zum Gymnasium erfolge.

Die Gymnasien müssen von ihrer finanziellen Ausstattung her wie die Oberschulen in der Lage sein, die im Schulentwicklungsplan gewünschte stärkere "Integrationsarbeit" zu leisten, etwa durch Förderkurse für schwächere Gymnasialschülerinnen und -schüler und die Senkung der Klassenstärken.

An Gymnasien müssen – wie auch an den künftigen Oberschulen – die Ziffernzeugnisse die reguläre Form der Leistungsbeurteilung bleiben.

Individuelle Förderungen wie "Förder-Camps" in den Ferien müssen weiter ausgebaut werden. Trotzdem muss die Nichtversetzung als "ultima ratio" möglich bleiben. Ziel muss generell sein, die Quote der Nichtversetzungen deutlich zu senken.

Privatschulen als Alternative zu den öffentlichen Schulen, so betonten die Vertreter der Spitzenverbände, müssen als innovatives Element des Schulsystems Unterstützung finden. Insbesondere Schulen wie die Internationale Schule seien aus Standortgesichtspunkten am Außenhandelsplatz Bremen von großer Bedeutung.

In einigen Punkten begrüßten die Spitzenverbände der bremischen Wirtschaft die bisher getroffenen Empfehlungen zur Schulentwicklung, beispielsweise das Ziel einer verpflichtenden Sprachstandsfeststellung im 5. Lebensjahr und die damit verbundene ergänzende Sprachentwicklungsförderung vor der Einschulung oder die Einführung von so genannten Werkschulen.

Sie betonten aber: "Um die Qualität des bremischen Schulsystems dauerhaft zu erhöhen und die Leistungsorientierung zu steigern, ist es generell erforderlich, dass bereits bei den Planungen für den Doppelhaushalt 2010/2011 ein deutlicher haushaltspolitischer Richtungswechsel erfolgt. Die tragenden Bereiche für die Zukunft unseres Standortes sind Bildung, Forschung, Wirtschaft, Infrastruktur sowie die standortrelevanten Bereiche der Kulturpolitik. Diese müssen gestärkt und gleichzeitig die verteilungspolitischen Ausgaben sowie Ausgaben für das in der derzeitigen Struktur ineffiziente öffentliche Gesundheitssystem gesenkt werden. Die Schulreform muss durch eine tiefgreifende Strukturreform in der Sozialver­waltung und im öffentlichen Gesundheitswesen flankiert werden", forderten die Spitzenverbände der bremischen Wirtschaft.

Gemeinsame Pressemitteilung:
- Handelskammer Bremen
- Industrie- und Handelskammer Bremerhaven
- Die Unternehmensverbände im Lande Bremen e. V.

Quelle und Kontaktadresse:
Handelskammer Bremen Dr. Stefan Offenhäuser, Leiter, Public Relations Am Markt 13, 28195 Bremen Telefon: (0421) 36370, Telefax: (0421) 3637299

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