Spitzel-Affäre: Greenpeace fordert Aufklärung von BP und Shell
(Hamburg) - Angesichts erneuter Presseberichte über die Bespitzelung von Greenpeace im Auftrag der Ölindustrie fordert die Umweltorganisation von BP und Shell eine Klärung der Vorwürfe.
"Bisher kennen wir nur einzelne Details und bruchstückhafte Dokumente, die vermuten lassen, dass Greenpeace in England und Deutschland in großem Umfang von der Ölindustrie bespitzelt wurde", sagt Fouad Hamdan, Sprecher von Greenpeace Deutschland. "Wir fordern BP und Shell auf, offen zu erklären, ob diese Vorwürfe zutreffen."
Bereits Ende letzten Jahres hatte die Zeitung "aufbau" Dokumente veröffentlicht, die belegen sollen, dass Greenpeace im Auftrag der Ölindustrie bespitzelt wurde. Die Überwachung wurde offenbar von der Londoner Agentur Hakluyt organisiert, eine Firma aus ehemaligen Mitarbeitern des britischen Geheimdienstes MI6, in der den Berichten zufolge auch ein Ex-Vorstandsvorsitzender von Shell tätig ist.
Hakluyt beschäftigte in Deutschland den Münchner TV-Journalisten Manfred Schlickenrieder, der 1997 im Deutschland-Büro von Greenpeace als freier Journalist auftrat. "Schlickenrieder war aber nicht, wie einzelne Medien berichten, jahrelang Mitarbeiter von Greenpeace. Wir wissen mit Ausnahme der wenigen bisher bekannten Dokumente auch nicht, welche Informationen er nach London lieferte", so Fouad Hamdan. Schlickenrieder selbst sagte gegenüber einer Tageszeitung, er vermute, dass BP der Auftraggeber der "Recherchen" sei.
Bisher sind Greenpeace nur die im Internet (www.aufbau.org) veröffentlichten Dokumente von 1997 bekannt: eine Rechnung Schlickenrieders an Hayklut über 20.000 DM für eine "Greenpeace-Recherche", sein Bericht an Hayklut-Chef Mike Reynolds mit einem "Stimmungsbericht" aus der Greenpeace-Zentrale in Hamburg und ein Email Reynolds an Schlickenrieder, in dem dieser über Ermittlungen bei Greenpeace England berichtet und fragt, ob man Greenpeace nicht mit Schadensersatzforderungen gezielt in den Konkurs treiben könnte. Wenige Monate nach diesem Mail erhob BP während einer Greenpeace-Aktion in Großbritannien Schadensersatzklage über 4,2 Millionen Mark. Als unmittelbar darauf die Konten von Greenpeace England gesperrt wurden, stand das britische Büro tatsächlich vor großen finanziellen Schwierigkeiten. Ein weiterer Brief Schlickenrieders belegt, dass er schon 1996 bei Greenpeace und anderen Organisationen recherchiert hat.
"Die von Millionen Verbrauchern in aller Welt unterstützten Proteste von Greenpeace kann die Ölindustrie nicht durch solche Methoden stoppen", erklärt Hamdan. "Wir wollen jetzt von BP und Shell wissen, was Sache ist. Bei unseren weltweiten Aktionen gegen die verantwortungslose Ausbeutung der Ölreserven, die diese und andere Ölfirmen auf Kosten der Umwelt und des Klimas betreiben, werden wir uns nicht einschüchtern lassen", sagt Fouad Hamdan.
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