Spirituosenmarkt - zwischen Chancen und Risiken / Spirituosenmarkt 2009: Leicht rückläufiger Pro-Kopf-Konsum bei relativ stabilen Umsätzen / Finanzkrise 2009/2010: Verstärkt neues Marken-Konsum-Bewusstsein / Gesundheitspolitik: Mehr Prävention und Aufklärung sowie Kontrolle/Vollzug der bestehenden - ausreichenden - Gesetze
(Bonn) - Trotz der weltweiten Wirtschaftskrise seit Jahresbeginn 2009 ging die Nachfrage nach Spirituosen in Deutschland nur relativ leicht zurück - bei stabilen Umsatzergebnissen: Mit einem Pro-Kopf-Konsum von 5,4 Litern lag der Verbrauch von Spirituosen in Deutschland 2009 um 0,1 Liter bzw. um 1,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Auf dem deutschen Markt wurden 2009 rund 712 Mio. Flaschen à 0,7 Liter angeboten.
Die Käuferreichweite für Spirituosen betrug im Jahr 2009 erneut 68 Prozent. Das heißt, dass 68 Prozent aller Haushalte in Deutschland im Jahr 2009 mindestens einmal Spirituosen einkauften. Spirituosen gehörten im Jahr 2009 erneut zu den umsatzstarken Warengruppen im Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) und behaupteten sich weiterhin unter den "Top 10" Marken-Umsatzträgern des Handels - gemäß den aktuellen Ergebnissen der Marktforschung Information Resources GmbH (IRI) in Nürnberg.
"Nach Analysen des Marktforschungsinstitutes IRI kristallisierte sich im Krisenjahr 2009 die private Nachfrage als Stütze der deutschen Wirtschaft. Zusätzlich wird die private Nachfrage aktuell dadurch stimuliert, dass Konsumenten zu Lasten des Außer-Haus-Konsums ihr Privatleben wieder stärker auf die eigenen vier Wände ausrichten. Darin könnten sich auch Chancen für den Spirituosenmarkt entwickeln. 2009 haben sich Spirituosen im Segment der alkoholhaltigen Getränke stabil als eine umsatzstarke Warengruppe für alle Distributionsstufen behauptet", erklärte der BSI-Präsident, Dr. Erlfried Baatz, zu den aktuellen Marktgegebenheiten.
Spirituosenabsatz im Lebensmittel-Einzelhandel (LEH)
Nach Analysen der Marktforschung Information Resources GmbH (IRI) stieg der Absatz an Spirituosen im LEH mit rund 437 Millionen Flaschen à 0,7 Liter um 4 Millionen Flaschen (bzw. um 0,8 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Auch im Jahr 2009 wurden rund 65 Prozent des Gesamtangebotes an Spirituosen über den LEH geliefert.
Die unterschiedliche Entwicklung bei den Segmenten für Spirituosen setzte sich auch 2009 fort. Die größten Marktanteile verbuchten mengenmäßig weiterhin die "klaren Spirituosen" (rund 38,6 Prozent) sowie Liköre (rund 26,8 Prozent) und Weinbrände/Cognac rund 15,3 Prozent). Zu den Gewinnern 2009 zählten - nach Analysen der vorgenannten Marktforschung - u. a.: Wodka, Liköre, Rum, Whisk(e)y, Korn, Gin/Genever und Ouzo. Das Umsatzvolumen am Spirituosenmarkt betrug 2009 rund 3 Milliarden Euro. Das sind über 33 Prozent des Umsatzes aller alkoholhaltigen Getränke im LEH.
Die bekannten Marktforschungsinstitute halten in aktuellen Studien fest, dass die Nachfrage nach Handelsmarken für Spirituosen verflacht und die Markenpolitik - verbunden mit Qualität - im Fokus steht. Ebenso sei die "Geiz ist geil" Welle vorüber und die Bereitschaft des Verbrauchers, einen wahrgenommenen "Mehrwert" zu bezahlen, steige erkennbar an. Insofern verstärkt die Finanzkrise und ihre Auswirkungen ein neues Konsumbewusstsein, welches sich auch in der Nachfrage nach Spirituosen in einer verstärkten Markenorientierung niederschlägt.
Import- und Exportentwicklung
Die Spirituosenimporte umfassten im Jahr 2009 - 405 Millionen Flaschen à 0,7 Litern (-2,4 Prozent) - nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes. Bezogen auf den Gesamtmarkt an Spirituosen entfällt auf Importspirituosen rund die Hälfte. Wichtigste Importländer waren: Großbritannien, Frankreich, Italien, die USA, Bahamas, Griechenland, Mexiko, die Niederlande, Irland und Spanien.
Spirituosenimporte
Jahr - Flaschen (0,7 l)
1999 - 305 Mio.
2000 - 309 Mio.
2001 - 336 Mio.
2002 - 367 Mio.
2003 - 359 Mio.
2004 - 355 Mio.
2005 - 350 Mio.
2006 - 366 Mio.
2007 - 393 Mio.
2008 - 415 Mio.
2009 - 405 Mio.
Die Spirituosenexporte betrugen im Jahr 2009 - nach vorläufigen Ergebnissen - rund 212 Millionen Flaschen à 0,7 Liter (Quelle: Statistisches Bundesamt). Dies entspricht einer Erhöhung im entsprechenden Vorjahresvergleich um 10 Millionen Flaschen bzw. um 5,0 Prozent.
Zu den wichtigsten Ausfuhrländern zählten 2009 u. a.: die USA, Großbritannien, die Niederlande, Belgien, Frankreich, Österreich, Schweiz, Dänemark, Ungarn und die Tschechische Republik.
Spirituosenexporte
Jahr - Flaschen (0,7 l)
1999 - 105 Mio.
2000 - 127 Mio.
2001 - 119 Mio.
2002 - 118 Mio.
2003 - 129 Mio.
2004 - 145 Mio.
2005 - 170 Mio.
2006 - 181 Mio.
2007 - 205 Mio.
2008 - 202 Mio.
2009 - 212 Mio.
Entwicklung des Spirituosen-Gesamtmarktangebots
Das Gesamtmarktangebot (Produktion + Import - Export) ging - nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes und Schätzungen des BSI - im Jahr 2009 (im entsprechenden Vorjahresvergleich) um 4,6 Prozent bzw. um 34 Millionen Flaschen à 0,7 Liter (ohne spirituosenhaltige Mischgetränke) zurück.
Spirituosenangebot auf dem deutschen Markt
Jahr - Flaschen (0,7 l)
1999 - 782 Mio.
2000 - 743 Mio.
2001 - 767 Mio.
2002 - 814 1) (827) 2) Mio.
2003 - 812 1) (839) 2) Mio.
2004 - 801 1) (835) 2) Mio.
2005 - 759 1) (794) 2) Mio.
2006 - 757 1) (796) 2) Mio.
2007 - 723 1) (756) 2) Mio.
2008 - 746 1) (787) 2) Mio.
2009 - 712 1) (726) 2) Mio.
1) die Zahlen des Statistischen Bundesamtes enthalten auch einen relativ hohen Anteil an Doppelzählungen
2) inklusive spirituosenhaltige Mixgetränke
Die gesamte Spirituosenbranche inklusive Importeure zeigte eine relativ stabile bis leicht steigende Umsatzentwicklung im Jahr 2009 mit rund 4,5 Milliarden Euro - davon sind 2,1 Milliarden Euro an Branntweinsteuer enthalten.
Pro-Kopf-Verbrauch an Spirituosen
Der Pro-Kopf-Verbrauch an Spirituosen lag im Jahr 2009 bei rund 5,4 Litern Fertigware (Quelle: offizielle Zahl des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung) und damit um 0,1 Liter bzw. um 1,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Im internationalen Vergleich des Pro-Kopf-Konsums mit Spirituosen belegte Deutschland im Jahr 2008 Platz 49 - unter anderem nach Südkorea, der Russischen Föderation, Estland, Litauen, Bahamas, etc. - gemäß den Analysen der International Wine & Spirits Record (IWSR and The IWSR Drinks Record), London/Großbritannien.
Der Pro-Kopf-Konsum aller alkoholhaltigen Getränke (Bier, Wein, Sekt und Spirituosen) betrug im Jahr 2009 138,4 Litern pro Kopf und sank damit im entsprechenden Vorjahresvergleich um 2,8 Liter bzw. um 2,0 Prozent.
Pro-Kopf-Verbrauch an Spirituosen
Jahr - Gesamtdeutschland (in Liter)
1991 - 7,5
1998 - 6,0
1999 - 5,9
2000 - 5,8
2001 - 5,8
2002 - 5,9
2003 - 5,9
2004 - 5,8
2005 - 5,7
2006 - 5,7
2007 - 5,6
2008 - 5,5
2009 - 5,4
Verbrauchsteuer auf Spirituosen 2009
Bezogen auf das gesamte Aufkommen 2009 der spezifischen Verbrauchsteuern für alkoholhaltige Getränke (Bier, Wein, Sekt, Spirituosen und spirituosenhaltige Mixgetränke sowie Zwischenerzeugnisse) in Höhe von 3.304,3 Millionen Euro entfiel mit der Branntweinsteuer (2009: 2.100,9 Millionen Euro) ein Anteil von rund 64 Prozent auf Spirituosen - wohingegen der Pro-Kopf-Verbrauch an Spirituosen - bezogen auf alle alkoholhaltigen Getränke 2009 - bei nur rund 3,9 Prozent lag.
Steueraufkommen der verschiedenen alkoholhaltigen Getränken
Getränkeart - Steuereinnahmen 2009 (in Mio. Euro) - Pro-Kopf-Verbrauch 2009 (in Liter)
Bier - 729,6 - 109,0
Wein - 0,0 - 20,1
Sekt - 445,9 - 3,9
Spirituosen - 2.100,9 - 5,4
Spirituosenhaltige Mixgetränke - 2,2 - _*)
Zwischenerzeugnisse - 25,7 - _*)
Summe - 3.304,3 - 138,4
*) Im Pro-Kopf-Verbrauch von Spirituosen enthalten.
Struktur der Spirituosenbranche
Die Betriebs- und Mitarbeiterstruktur in der Spirituosenbranche ist seit Jahrzehnten durch Konzentration gekennzeichnet. Im Jahr 2009 waren in der Spirituosenbranche (im Jahr 2007 wurden erstmals die Ergebnisse für Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten angegeben - davor: 10 und mehr Beschäftigten) 3.055 Mitarbeiter (-362 Mitarbeiter/-10,6 Prozent) in 50 Betrieben (-4 Betriebe/-7,4 Prozent) beschäftigt (Quelle: Angaben des Statistischen Bundesamtes).
Ausblick
Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise stellte Deutschland und die Welt seit 2009 vor neue Herausforderungen. Erstmals in der Nachkriegszeit ging die weltweite Produktion zurück. Deutschland wird aufgrund der intensiven internationalen Verflechtungen von der Krise betroffen. Die Politik hat durch kurzfristiges Eingreifen leichte Belebungen an den Märkten erwirkt. Es gilt - gemäß den Aussagen der Bundesregierung - die Zukunftsinvestitionen wieder zu fördern und zu tätigen, die Deutschland auf einen höheren Wachstumspfad bringen.
Die Hersteller und Importeure der Spirituosenbranche sehen in den zukunftsorientierten Vorstellungen der neuen Regierungskoalition auch Chancen und hoffen auf eine erneute wirkliche Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Die rückläufige Binnennachfrage - verbunden mit einem immer stärker werdenden Kostendruck - geht auch an der Spirituosenbranche nicht vorbei: Reale Zuwächse verzeichnet sie derzeit nur in wenigen Segmenten. Umso wichtiger ist es, dass den Herstellern und Importeuren von Spirituosen die Freiräume erhalten bleiben, die für eine nachhaltige Wertschöpfung notwendig sind - dabei sind wirtschaftliche und politisch verlässliche Rahmenbedingungen und insbesondere Planungssicherheit in einem fairen Marktumfeld notwendig.
Auch im Jahr 2010 stellen sich die deutschen Hersteller und Importeure von Spirituosen den Herausforderungen und Chancen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen. Mit dem vielfältigen Angebot ihrer Markenwelt werden sie auf die Bedürfnisse und Wünsche der genussorientierten erwachsenen Kunden eingehen. Spirituosen werden auch 2010 im Segment der alkoholhaltigen Getränke mit relativ stabiler Wertschöpfung für den Handel und die Gastronomie präsentiert.
Im Zusammenhang mit den Forderungen der neuen Drogenbeauftragten der Bundesregierung nach Prävention sowie Aufklärung als auch nach Vollzug und Einhaltung der bestehenden Regelungen und Gesetze Bezug nehmend auf alkoholhaltige Getränke hält Angelika Wiesgen-Pick, Geschäftsführerin des BSI, fest: "Mit dem `Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung´ setzen die Mitglieder des BSI auch zukünftig auf nachhaltige, kontinuierliche, gezielte und evaluierte Aufklärungs-, Selbstregulierungs- und Verbraucherinformations-Kampagnen". Dabei zeigen die bisher etablierten Kampagnen umfassende positive Wirkung, wie z. B.:
- Die vom Arbeitskreis 2005 initiierte Kampagne "Klartext reden!" (www.klartext-reden.de) - zur Unterstützung der Alkoholprävention in Familien - wendet sich mit Eltern-Workshops, Broschüre, Internetauftritt und E-Learning-Tool im Internet an die Eltern als wichtige Vorbilder.
- Der "Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung" setzt darüber hinaus weitere Maßnahmen zur Aufklärung und zur Verbesserung des Jugendschutzes ("Schulungsinitiative Jugendschutz", www.schu-ju.de seit 2007) sowie zur Verhaltensänderung in bestimmten Situationen (Verkehr, Schwangerschaft, Stillzeit, Arbeitsplatz, Medikamenteneinnahme) um.
- Im Dezember 2008 wurde erstmals die Broschüre zur Verhaltensänderung in Schwangerschaft und Stillzeit "Verantwortung von Anfang an!" herausgegeben. Diese wird in 2. Auflage seit Anfang 2010 erneut über gynäkologische Praxen (360.000 Broschüren und Plakate) verteilt.
- Seit Februar 2009 wird die Broschüre "Hinsehen, Zuhören, Ansprechen! - Alkohol am Arbeitsplatz - Ein Leitfaden für die kollegiale Hilfe" in Kooperation mit der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten umfassend distribuiert.
- Die Präventionskampagne "DON´T DRINK AND DRIVE" (www.ddad.de) unterstützt der BSI zusammen mit den anderen Wirtschaftsverbänden, die die Branchen Bier, Wein und Sekt vertreten.
Gemeinsam mit dem Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft e. V. - ZAW - (www.zaw.de) haben die Unternehmen der Alkoholwirtschaft die vom Deutschen Werberat konsequent überwachten "Freiwilligen Verhaltensregeln über die kommerzielle Kommunikation für alkoholhaltige Getränke" erstellt und im April 2009 umfassend aktualisiert.
Im Rahmen seiner weiteren Selbstverpflichtungen hat der BSI folgende Maßnahmen initiiert:
- Selbstregulierung gegen "Flatrate"- oder "All-you-can-drink"-Partys,
- Selbstregulierung gegen Präsentation von Models in der Werbung, die jünger als 25 Jahre sind sowie eine
- Selbstregulierung bezüglich "Naming and Packaging".
Der BSI hat überdies seit April 2009 eine Verbraucherwebsite "www.massvoll-geniessen.de" hinterlegt, auf der die Konsumenten alle relevanten Informationen zu Vorteilen und Gefahren des Konsums von alkoholhaltigen Getränken finden, um als mündige Bürger eine eigenverantwortliche Entscheidung zu treffen und verantwortungsvoll mit alkoholhaltigen Getränken umgehen zu können. Dabei hat der BSI zeitgleich die Wort-Bild-Marke "Massvoll-geniessen.de" als deutsche "Responsible Drinking Message" verankert. Diese wird in der Werbung der Mitgliedsfirmen überwiegend präsentiert.
Diese Maßnahmen zur Prävention und Selbstregulierung sind auch Teil eines europaweit angelegten Konzepts der Hersteller und Importeure von Spirituosen.
Alkoholhaltige Getränke und Spirituosen sind in unseren Lebenskreisen von Alters her unverzichtbare Elemente einer gelebten Genuss- und Traditionskultur. Diese Kultur will der BSI - in einer auf Selbstbestimmung aufbauenden Gesellschaft - weiter mitpflegen und unterstützen. Genuss, aber auch Eigenverantwortung gehören dabei zusammen.
Quelle und Kontaktadresse:
BSI Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e.V.
Angelika Wiesgen-Pick, Geschäftsführerin
Urstadtstr. 2, 53129 Bonn
Telefon: (0228) 53994-0, Telefax: (0228) 53994-20