Spielwarenmesse 2007: Das größte Kinderzimmer der Welt
(Köln) - „Entdecken Sie die Welt der Spielwaren neu!“ Mit ihrer neuen Struktur stellt die Nürnberger Spielwarenmesse die Weichen für gute Geschäfte von Handel und Herstellern. Willy Fischel, Geschäftsführer des BVS: „Nürnberg wird immer Internationaler, kommunikativer und informativer. Hier treffen sich der Spielwaren-Facheinzelhandel und die Einkäufer aus der ganzen Welt.“ Fischel weiter: „Die Order- und Interessenschwerpunkte der Fachbesucher wurden räumlich noch besser konzentriert, Themenpakete innerhalb des Messegeländes geordnet und Produktangebote national wie international gebündelt.“ Obwohl der deutsche Spielwaren-Einzelhandel nach einem durchwachsenen Jahr 2006 mit einem Umsatzrückgang von 1,8 Prozent (zu Endverbraucherpreisen) abschloss, geht er nach dem Besuch der Nürnberger Spielwarenmesse mit neuer Tatkraft in die Saison 2007/08. Trotz der wegen der Mehrwertsteuererhöhung erfolgten Abschwächung des Konsumklimas zu Beginn des Jahres sind die Konjunkturaussichten in Deutschland weiter positiv. So rechnet auch der Spielwaren-Einzelhandel trotz anhaltendem Geburtenrückgang mit einer baldigen Stabilisierung des Spielwarenumsatzes. Ausschlaggebend dafür sind nicht zuletzt steigende Beschäftigungszahlen.
Trotz der bekannten Spielwaren-Klassiker dreht sich das Sortiments-Karussell mit zunehmender Geschwindigkeit. Die über 60.000 Neuheiten auf der internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg waren eine riesige Herausforderung für den gesamten Spielwaren-Facheinzelhandel. Es galt, Trends und Tendenzen, Renner und Renditebringer herauszufiltern und zu ordern. Nur wer im schnelllebigen Geschäft auf die richtigen Produkte setzt, hat die Nase vorn. Dabei spielt der Umsatz nur die zweite Geige, entscheidend sind Deckungsbeitrag und Umschlaggeschwindigkeit des Artikels. So arbeitet der Spielwaren-Einzelhandel mit Hochdruck daran, angesichts dynamischer Sortimentstrends an neuen Sortimentsstrukturen und einer themenbezogenen Warenpräsentation (Piraten, Ritter, Feen).
Mitnehm-Spielzeug, Lizenzen & Co - Spielzeug für unterwegs und den Impulskauf
Auch wenn die Themenwelten und Produktinnovationen in Nürnberg Furore machen, kristallisieren sich mit Spielzeug für unterwegs und Spielzeug für den Impulskauf zwei neue Verkaufstrends heraus: So sieht der Spielwaren-Einzelhandel einen wichtigen Trend im „Spielzeug zum Mitnehmen“: Kinder wachsen heute in kleineren Familien mit oft berufstätigen Eltern auf, sind zwischen Kindergarten, Schwimmkurs und Oma viel unterwegs. Diese größere Mobilität fordert von der Branche eine neue Generation Spielzeug. Fischel „Das ideale Spielzeug zum Mitnehmen ist leicht transportabel, am besten im integrierten Koffer. Es enthält wenig Kleinteile und bietet dennoch viel Spielwert.“
Gesehen und schon gekauft - Dafür steht der zweite Trend. Gerade bis zum Verkaufspreis von 9,99 Euro wächst das Angebot, damit der Kunde für relativ kleines Geld attraktives Spielzeug per Impulskauf mitnehmen kann. „Spielzeug zum Taschengeldpreis“ heißt ein neues Zauberwort für zufriedene Kunden und hoffentlich attraktiven Zusatzumsatz für Handel und Industrie.
Auch das Wachstumspotenzial bei Baby- und Kleinkind-Spielzeug ist in Deutschland noch groß. So geben die europäischen Nachbarn doppelt so viel für ihre Kinder unter 24 Monaten aus als die Deutschen. Diese kaufen jährlich für über 200 Mio Euro (zu Endverbraucherpreisen) Spielzeug für ihre Kleinsten – das sind 8 Prozent des Gesamtmarktes für klassisches Spielzeug. Bei diesem Aufwärtstrend ist es keine Überraschung, dass viele Hersteller aus anderen Sortimentsbereichen den Handlungsbedarf auf der Angebotsseite erkannt und neue Sortimentslinien für Kleinkinder entwickelt haben und noch weiter ausbauen. Der Spielzeug-Einzelhandel begrüßt dies ausdrücklich.
Während im angelsächsischen Raum der Anteil der Lizenzen bereits bei 25 Prozent liegt, haben die Deutschen mit 17 Prozent Anteil noch deutlichen Nachholbedarf. Auch andere europäische Länder wie Frankreich, Spanien und Italien melden eine merkliche Zunahme in diesem Bereich. Fischel: „Wir alle leben in der Mediengesellschaft. Kein Wunder, dass auch die Jüngsten ihre Vorbilder aus dem TV in ihrer Spielwelt erleben wollen. Auch Lizenzen mit Kultcharakter wie die Diddl-Maus und Felix sind inzwischen zum besten Freund von Kindern und Eltern geworden.“ Oft scheitert allerdings der Erfolg einer Lizenz an der richtigen Produktauswahl. Zielgruppen müssen deshalb mit Sorgfalt geplant werden, denn Winnie Puuh spricht ein anderes Alter an als Harry Potter.
Neue Zielgruppe 40+ - Spielwaren-Einzelhandel nimmt Erwachsene ernst
„Geiz ist geil“ trägt den Massenmarkt, hat aber keine Chance bei den anspruchsvollen Erwachsenen. Die Messe nahm mit ihrer Sonderschau „Toy Generations“ das Konsumentenverhalten und die Ansprache neuer Erwachsenenzielgruppen in den Fokus. Nicht zuletzt mit der Studie der Fachhochschule Worms zur Spielwarenzielgruppe 40+ leistete die Spielwarenmesse Basisarbeit für die ganze Branche. Jetzt kommt es darauf an, konsequent und zielstrebig diese Erkenntnisse in zukunftsfähige Kommunikations- und Marketingstrategien umzusetzen. Fischel: „Die Erwachsenen als Zielgruppe mit zunehmender Bedeutung zu erkennen und sie mit den richtigen Produkten und einer angemessenen Präsentation anzusprechen, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. So passt das gediegene Roulette-Set aus Edelhölzern nicht unbedingt an den gleichen Verkaufsort wie Kinderpuzzle oder Malbücher.“ Die Sortimentsgrenzen von Geschenk-, Dekorations- und Luxusartikeln sind zudem oft fließend und es müssen deshalb völlig neue Vermarktungswege gegangen werden.
Die Weiterentwicklung vom „Anbieter von Spiel- und Freizeitartikeln für Kinder und Familien“ zum „Anbieter für anspruchsvolle Erwachsene“ wird im nächsten Jahr zehnt eine Herausforderung für die gesamte Branche sein – Fischel sieht hierbei die größten Erfolgschancen beim Spielwaren-Fachhandel: „Wenn fast 60 Prozent aller Erwachsenen ab 40 Jahren mehrmals im Monat spielen, grenzt es schon fast an eine Sünde, dieses enorme Potenzial stiefmütterlich zu behandeln. Und auch die Wissenschaftler haben nun bestätigt: Bei den Erwachsenen zählt nicht das Schnäppchen, sondern vor allem Qualität, Spaß, Auswahl und Beratung. Und gerade hier kann der beratende Fachhandel punkten!“
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels e.V. (BVS)
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