Speiseplan der Tiere: heimische Kost nicht ohne Importe / DVT warnt vor ordnungspolitischen Eingriffen in Rohwarenmärkte
(Berlin/Bonn) - Für die deutsche Futtermittelwirtschaft sind das umfassende Angebot und die Auswahl eines breiten Spektrums an Rohstoffen unverzichtbar. Dies betont Dr. Hermann-Josef Baaken, DVT-Geschäfts-führer, auf der heutigen Jahrespressekonferenz in Berlin. Ordnungs-politische Eingriffe in den Markt durch Importverbote, künstliche Barrieren für den Einsatz oder Vorgaben aus der Lebensmittelwirtschaft, die über einzelne Produktsegmente hinausgehen, würden zu drama-tischen Veränderungen und einer Verschlechterung der Wettbewerbs-situation der tierischen Veredlung und Lebensmittelwirtschaft führen. Das Ergebnis wäre, dass sich die Lebensmittel verteuern oder sogar im Ausland produziert würden. Wenn die klimatischen Vorzüge in den verschiedenen Regionen der Welt nicht mehr genutzt werden könnten, wäre auch das Ziel der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft verfehlt.
DVT-Geschäftsführer Dr. Hermann-Josef Baaken erläutert: "Deutschlands Nutztiere fressen jährlich insgesamt rund 80 Millionen Tonnen Futter. Diese setzen sich zusammen aus circa 52 Prozent Grünlandaufwuchs, 25 Prozent Mischfutter und 23 Prozent hofeigenes Getreide sowie zugekaufte Einzelfuttermittel. 88 Prozent dieser gesamten Menge stammen aus Deutschland. Der Importanteil von Ölkuchen und -schroten und kleineren Mengen von Getreide beträgt damit nur knapp 12 Prozent und ist vergleichsweise gering. Und dennoch sind offene und freie Märkte elementar für uns. Davon profitiert die gesamte Veredlungswirtschaft."
Mittelfristig würde sich die Produktion tierischer Lebensmittel bei einem ordnungspolitisch veranlassten Importverzicht von verschiedenen Eiweißfuttermitteln in andere EU-Mitgliedstaaten und nach Südamerika verlagern. Eine solche Beeinträchtigung des internationalen Handels verbunden mit einer schrittweisen Umstellung auf heimische Futtermittel hätte erhebliche Wohlfahrts- und Marktanteilsverluste für die EU und Deutschland zur Folge - und zwar nicht nur bei tierischen Produkten, sondern auch bei wertschöpfungsstarken Getreideerzeugnissen. Die EU würde volkswirtschaftliche Verluste bis zu 30 Milliarden Euro pro Jahr hinnehmen müssen, wie eine sektorale Studie von Professor Schmitz von der Universität Gießen zeigt. Denn die Fütterung von Sojaschrot sei den anderen Rohstoffen eindeutig wirtschaftlich und ernährungsphysiologisch überlegen.
Dr. Baaken sieht nur einen Weg: "Letztlich ist eine Koexistenz der verschiedenen Rohstoffe mit und ohne Gentechnik für die Herstellung von Lebensmitteln gewünscht, die allerdings zu höheren Kosten für beide Produktlinien führt. Nur eine entsprechende Entlohnung wird beide Angebote auf Dauer möglich machen. Die Futtermittelwirtschaft stellt sich den Herausforderungen, erwartet aber auch von den anderen Beteiligten in der Warenkette eine Wertschätzung für die dadurch entstehenden Mehrkosten."
Forderungen an die Politik
Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl fordert der DVT für die nächste Wahlperiode ein klares Bekenntnis zum internationalen Agrar-handel und zur Nutzung aller innovativen Technologien. Dr. Baaken: "Somit muss auch die grüne Gentechnik als Zukunftstechnologie eine entsprechende Anerkennung bekommen. Darüber hinaus erwarten wir international gleichwertige Standards und den Abbau von Handelshemm-nissen und Barrieren, wie sie durch nicht erteilte Importzulassungen den Markt belasten." Weiterhin fordert der Verband eine ehrliche Kenn-zeichnung aller Lebensmittel, die nicht einseitig eine Diskriminierung verschiedener Herstellverfahren oder Produktionsmethoden zur Folge habe.
Offene und freie Märkte, die den Futterherstellern und den Landwirten die Beschaffung von preiswerten und qualitativ hochwertigen Rohstoffen ermöglichen, seien elementar. Damit könnte eine nachhaltige Tierernährung für gesunde Lebensmittel unter Nutzung wirtschaftlicher, umweltschonender und gesellschaftspolitischer Aspekte sichergestellt werden. "Und letztendlich benötigen wir mehr Vertrauen in die Produktionsmethoden der Landwirtschaft und der Futtermittelwirtschaft. Daraus folgend brauchen wir den Abbau von Regelungen und Kontrollen sowie die Übertragung von mehr Eigenverantwortlichkeit", so Baaken.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Verband Tiernahrung e.V. (DVT)
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