Speicherpotential von Elektroautos auf die Straße bringen
(Berlin) - Die Elektromobilität kann einen wertvollen Beitrag bei der Integration von erneuerbaren Energien leisten. Bis zum Jahr 2030 sollen 15 Millionen vollelektrische Fahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein. Diese würden mit rund 750 GWh die 20-fache Speicherkapazität aller deutschen Pumpspeicherkraftwerke besitzen. Um dieses Potential zu heben, muss die Bundesregierung jetzt den regulatorischen Rahmen schaffen. Der bne hat dazu sieben konkrete Vorschläge unterbreitet.
"Parallel zum beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren brauchen wir mehr Flexibilität. Sie ist der zentrale Mechanismus im Energiesystem der Zukunft, der die umfassende Nutzung der erneuerbaren Energien erst ermöglicht. Wir benötigen einen Rechtsrahmen, der netzdienliche Flexibilität nicht behindert. Elektroautos bieten durch ihre Speicherkapazität genau diese. Wir müssen sie nur freisetzen", erklärt Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft e.V. (bne).
Die sieben energiepolitischen Handlungsempfehlungen umfassen konkrete Vorschläge zur Umsetzung bidirektionalen Ladens. "Vor allem die Doppelbelastung mobiler Speicher durch Abgaben, Umlagen und Steuern verhindert einen wirtschaftlich sinnvollen Einsatz der Technologie”, so Busch. Zwar hat die Bundesregierung jüngst mit dem Gesetz zur Modernisierung der Stromsteuer erste Verbesserungen vorgenommen, diese gehen jedoch nicht weit genug. So werden bisher nur V2H-Anwendungsfälle, also die Rückspeisung vom Auto ins Haus, vereinfacht. Für V2G, die Rückspeisung ins Netz, ist eine entsprechende Ergänzung dringend notwendig.
Weiter mangelt es an konkreten gesetzgeberischen Vorgaben für den Datenaustausch zwischen den Fahrzeugen und der Ladeinfrastruktur. Als wettbewerblicher Energiewirtschaftsverband setzt sich der bne für einen diskriminierungsfrei ausgestalteten Markt ein. Es muss ein Level-Playing-Field für möglichst viele Marktteilnehmer geben.
Grundsätzlich müssen Speicher zwar messtechnisch abgegrenzt werden, um ihre Flexibilität vermarkten zu können, in Bezug auf die Messtechnik darf die Politik jedoch die Praxis nicht aus den Augen verlieren. "Hohe Sicherheitsstandards sind notwendig, um die Systemsicherheit zu gewährleisten. Sicherheit ist aber nicht gleichbedeutend mit dem Einsatz des Smart Meter-Gateways", führt Busch aus. Die verpflichtende Datenübertragung über intelligente Messsysteme sollte daher auf ein praxistaugliches Minimum beschränkt werden.
Hintergrund
Bidirektionales Laden ermöglicht den Energieaustausch in zwei Richtungen, in die Batterie, aber auch wieder zurück. Beim Vehicle-to-Home wird der Strom aus der Fahrzeugbatterie in das Gebäude bzw. an das Energiemanagementsystem zurückgeführt. Hierdurch kann in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage ein größerer Grad an Eigenversorgung gewährleistet werden. Beim Vehicle-to-Grid dagegen wird der Strom aus dem Elektrofahrzeug über die Wallbox in das Verteilnetz zurückgespeist. Das Elektrofahrzeug agiert als Teil des energiewirtschaftlichen Gesamtsystems, indem es seine gespeicherte Energie dann zurückspeist, wenn sie benötigt wird.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Neue Energiewirtschaft e.V. (BNE)
Robert Busch, Geschäftsführer
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Telefon: (030) 4005480, Fax: (030) 40054810