Pressemitteilung | Deutscher Hochschulverband (DHV)

Sparpaket und Einheitslösung zu Lasten des wissenschaftlichen Nachwuchses / Geplante Dienstrechtsreform schwächt die Universitäten

(Bonn) - Mit Ablehnung und Kritik hat der Deutsche Hochschulverband auf die Eckpunkte der Dienstrechtsreform für Hochschullehrer reagiert, die der Öffentlichkeit von Bundesbildungsministerin Bulmahn heute vorgestellt wurden. „Die vorgestellten Eckpunkte zur Hochschullehrerbesoldung bestätigen unsere wiederholt vorgetragenen Befürchtungen: Den Universitätsprofessoren soll unter der wohlfeilen Parole ‚leistungsorientierte Besoldung‘ nichts anderes als ein Sparpaket schmackhaft gemacht werden", sagte der Präsident des Hochschulverbandes, Professor Dr. Hartmut Schiedermair. „Unter dem Vorzeichen eines um rund 1500 DM abgesenkten Grundgehaltes können die besten Köpfe nicht mehr für die Universität gewonnen werden. Schon jetzt wirbt die Wirtschaft der Universität hervorragende Nachwuchswissenschaftler ab. Sollten Frau Bulmahns Vorstellungen zur Hochschullehrerbesoldung tatsächlich Gesetz werden, so wird dies die Leistungsfähigkeit der Universitäten nicht stärken, sondern entscheidend schwächen und darüber hinaus die immer wieder geforderte Mobilität zwischen Hochschule und Wirtschaft erheblich hemmen."

Die vorgesehene Einführung eines „Juniorprofessors" bei gleichzeitiger Abschaffung der Habilitation hält Schiedermair für kontraproduktiv: „Frau Bulmahn übersieht mit der vorgeschlagenen Einheitslösung ‚Juniorprofessor‘ die in den einzelnen Fächern unterschiedlichen Qualifikationswege für eine Professur. Was für die Naturwissenschaften gut sein kann, muss für die Geisteswissenschaften noch lange nicht gut sein. Es ist nicht zu akzeptieren, dass mit der geplanten Abschaffung der Habilitation den Universitäten ein bewährtes Mittel zur Feststellung wissenschaftlicher Qualität genommen werden soll. Wir bedauern es, dass Frau Bulmahn die Vorschläge des Deutschen Hochschulverbandes zur Senkung des durchschnittlichen Erstberufungsalters von Professoren nicht berücksichtigt hat und statt dessen die Abkehr von einer bewährten Personalstruktur anstrebt. Das geht letztendlich zu Lasten des wissenschaftlichen Nachwuchses."

Wie Schiedermair weiter ausführte, habe Frau Bulmahn in den vorgestellten Eckpunkten einige Konzessionen an die Länder gemacht, die die geplante Reform umsetzen müssen. Besonders der Freistaat Bayern habe im Vorfeld deutliche Kritik an den Plänen des Bundesbildungsministeriums geübt. Daher glaubt Schiedermair nicht an ein Gelingen der Reformpläne: „Frau Ministerin Bulmahn hatte für Juli einen Gesetzesentwurf versprochen. Nun kommt sie im September mit Eckpunkten, die im wesentlichen schon seit Jahresanfang bekannt sind. Dies ist ein deutliches Indiz dafür, dass es höchst unsicher ist, ob die Dienstrechtsreform in dieser Legislaturperiode über die parlamentarischen Hürden kommt."

- Der Deutsche Hochschulverband ist die Berufsvertretung der deutschen Universitätsprofessoren und des wissenschaftlichen Nachwuchses. Ihm gehören zur Zeit 17.500 Hochschullehrer an. -

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Hochschulverband (DHV) Rheinallee 18, 53173 Bonn Telefon: 0228/364002 Telefax: 0228/353403

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