Spargesetz löst Kündigungswelle in Apotheken aus / Protest- und Infoveranstaltung von Apothekenangestellten in Hannover
(Hamburg) - Über dreihundert Apothekenangestellte haben am 15. November in der Innenstadt von Hannover gegen die Spargesetze im Gesundheitsbereich demonstriert. Mit Plakaten und Flugblättern wurden die Passanten auf die Auswirkungen für Patienten hingewiesen. Jede fünfte Arbeitsstelle in öffentlichen Apotheken ist akut bedroht, so die Vorsitzende des Bundesverbandes der Angestellten in Apotheken (BVA), Monika Oppenkowski anlässlich einer Pressekonferenz des BVA. Die Kündigungswelle ist schon angelaufen. Weil die Personaldecke in Apotheken ohnehin zum Zerreißen dünn ist, werden die Apothekenkunden deutlich zu spüren bekommen, dass kaum noch Zeit für eine persönliche Beratung bleibt. Damit steigt ihr gesundheitliches Risiko.
Dazu kommt, dass der Verwaltungsaufwand durch das neue Beitragssatzsicherungsgesetz (BSSichG) dramatisch ansteigen wird. Es sieht vor, dass Apotheken als Inkassostelle für alle Zwangsrabatte von Pharmaindustrie, Großhandel und Apotheken gegenüber den Krankenkassen verpflichtet werden.
Diese Rabatte werden durch verschlechterte Einkaufsbedingungen faktisch an die Apotheken weitergereicht. Dadurch sinkt der Gewinn vor Steuern einer durchschnittlichen Apotheke um zwei Drittel auf 30.000 Euro. Oppenkowski: Neben den Kündigungen wird es auch zu einem Apothekensterben kommen. Für die Patienten heißt das, längere Wege in Kauf nehmen zu müssen. Das wird die Versorgung besonders auf dem Land verschlechtern. Außerdem werden viele wohnortnahe Frauenarbeitsplätze vernichtet.
Die BVA-Vorsitzende weiter: Natürlich sind auch die Apothekenangestellten bereit, ihren Beitrag zur Sicherung der gesetzlichen Krankenversicherung zu leisten. Aber dieser Beitrag muss angemessen sein. Wenn 80 Prozent der Einsparungen in Arzneimittelbereich von den Apotheken geleistet werden sollen, ist dies völlig unangemessen. Der Arzneimittelsektor beträgt seit Jahren kostant 14-15 Prozent der Kassenausgaben.
Die Gehälter von Apothekenangestellten sind im Brachenvergleich bereits jetzt sehr niedrig. Nun drohen denen, die von einer Kündigung verschont bleiben, Nullrunden und damit Reallohnverluste. Der BVA vertritt die rund 113.000 Angestellten in öffentlichen Apotheken als Gewerkschaft bei den laufenden Tarifverhandlungen.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Angestellten in Apotheken (BVA)
Deichstr. 19
20459 Hamburg
Telefon: 040/363829
Telefax: 040/363058