Pressemitteilung | Hausärztinnen- und Hausärzteverband Nordrhein e.V.

Spahn rüttelt an medizinischen Grundfesten / Gesetzentwurf untergräbt das medizinische Ausbildungssystem

(Köln) - Die Reform der Psychotherapeutenausbildung ist nach 20 Jahren überfällig. Mit dem Gesetzentwurf zur Psychotherapie hat Gesundheitsminister Jens Spahn aber erneut einen Vorschlag unterbreitet, der das medizinische Versorgungssystem in den Grundfesten untergräbt. Offenbar plant der Minister einen neuen Heilberuf parallel zur Ärzteschaft. Die Ausbildung soll näher an die ärztliche Aus- und Weiterbildung heranrücken. Damit wird eine Trennung zwischen seelischer und somatischer Versorgung herbeigeführt, die einer gewünschten und medizinisch erforderlichen, ganzheitlichen Betreuung der Patienten entgegenläuft. Kernelement der medizinischen Ausbildung ist das bio-psycho-soziale Verständnis von Gesundheit und Krankheit.

Im aktuellen Versorgungssystem ist der Hausarzt anerkannter Koordinator der medizinischen Betreuung von Patienten. Hausärzte arbeiten lebensbegleitend eng mit ihren Patienten zusammen. Sie sind für die Patienten der zentrale Partner in der Gesundheitsversorgung. Spahn plant dagegen eine Zerstückelung der Zuständigkeit. Psychotherapeuten sollen die seelische Gesundheit koordinieren, obwohl es sich nur um ein Therapieverfahren handelt.

"Konterkariert" bewertet der Hausärzteverband den Entwurf. Er widerspricht der Lebenswirklichkeit und der komplexen Erkrankungswirklichkeit innerhalb des Gesundheitssystems.

Der vorliegende Gesetzentwurf unterstützt die Zulassung von Modellstudiengängen der Psychotherapie, die die Kompetenzen zur Verordnung von Psychopharmaka vermitteln sollen. Der Hausärzteverband Nordrhein lehnt dies grundsätzlich ab. Damit erfolgt eine weitere, nicht sachgerechte Annäherung an das ärztliche Berufsbild. Die Verordnung von Arzneimitteln setzt eine umfassende medizinische Ausbildung voraus. Das geplante Vorgehen ist ein massiver Eingriff in die Verordnungssicherheit und damit in die Versorgungsqualität der Bürgerinnen und Bürger. Diese Erweiterung der Befugnis ist umso unverständlicher, da die Psychotherapeutenverbände und die Bundespsychotherapeutenkammer sie ablehnen und es eine gegenteilige Empfehlung eines vom Bundesgesundheitsministerium bereits 2009 in Auftrag gegebenen Gutachtens gibt.

Mit dem vorliegenden Reformvorschlag wird die Kompetenz der Ärzteschaft düpiert. Gleichzeitig bürdet der Gesetzgeber den Hochschulen eine Ausbildung auf ohne die Finanzierung für die nachfolgende Weiterbildung zu sichern.

Quelle und Kontaktadresse:
Hausärzteverband Nordrhein e.V. Monika Baaken, Pressesprecherin Edmund-Rumpler-Str. 2, 51149 Köln Telefon: (02203) 57562900, Fax: (02203) 57562910

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