Pressemitteilung | (vzbv) Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Spät aber kräftig: Gastronomie und Dienstleister nutzen Euro-Einführung für höhere Preise

(Berlin) - Der Einzelhandel hat sich durch die Preiserhöhungen im letzten Jahr zum Teil Spielräume geschaffen, um zum Zeitpunkt der Euro-Einführung verstärkt Preissenkungen durchführen zu können. Dies ist eines der Ergebnisse einer Studie zur Preisentwicklung im Zuge der Euro-Einführung, die der Verbraucherzentrale Bundesverband veröffentlicht hat. Die Studie bestätigt den weit verbreiteten Eindruck, dass Preise wegen der Euro-Einführung häufiger angehoben als gesenkt wurden. Anders als im Einzelhandel nutzten Gastronomie und Dienstleister vor allem den Stichtag 1. Januar, um Preise teilweise großzügig nach oben anzupassen.

Im Einzelhandel führt der vzbv seit Juni 2001 eine Preisbeobachtung in 100 Fachgeschäften unterschiedlicher Branchen und Dienstleistungen durch. Bei der aktuellen sechsten Beobachtung wurden 841 Produkte erfasst. Bei fast jedem dritten Produkt gab es von Juni 2001 bis Januar 2002 Preiserhöhungen (30,1 Prozent), bei jedem fünften Produkt Preissenkungen (20,9 Prozent). In der konkreten Phase der Bargeldeinführung sehen die Zahlen dagegen anders aus: Der Trend zeigte zwischen Dezember 2001 und Januar 2002 überwiegend Preissenkungen. So waren im Handel 112 Preissenkungen und 71 Preissteigerungen bei den 841 beobachteten Produkten festzustellen.

Im Dienstleistungssektor und in der Gastronomie hingegen wurden die Preisänderungen weitgehend zeitnah zur Euro-Einführung vorgenommen. Von den 216 untersuchten Dienstleistungsangeboten zwischen Juni 2001 und Januar 2002 gab es in 131 Fällen eine Erhöhung (60,6 Prozent). Die festgestellten Preiserhöhungen betrugen bis zu 48 Prozent. Im Dezember waren lediglich bei 22,9 Prozent der Angebote Erhöhungen festzustellen. Zwischen Dezember und Januar wurden von den 216 beobachteten Dienstleistungen 22 gesenkt und 81 erhöht. Fazit: Vor allem der Stichtag 1. Januar wurde für Preiserhöhungen genutzt.

Anhand der vorliegenden Preisbeobachtung konnte der vzbv einen Teil der Anpassungsprozesse an die Euro-Preise transparent machen und bewertet die Ergebnisse wie folgt:
Der Einzelhandel hat seine Preise strategisch im Laufe des Jahres 2001 erhöht, um dadurch Spielraum für teilweise Preissenkungen gewonnen. „Dies belegt den Aldi-Effekt – erst die Preise erhöhen, dann werbewirksam ein bisschen absenken,“ sagte Karin Kuchelmeister, Euro-Expertin des vzbv. Die Dienstleistungsbranche hingegen stellte die Preise erst zum Jahreswechsel auf höhere Europreise um. Für beide Bereiche gilt: Insgesamt wurden die Preise häufiger und deutlicher erhöht als gesenkt. Dies ist auch den Kunden nicht entgangen. So stiegen die Hinweise auf Preiserhöhungen am EuroFon der Verbraucherzentralen in den ersten Wochen des Jahres deutlich an.

Der Verbraucher muss zurzeit mehr als sonst mit Preisänderungen rechnen, da zum Teil noch Unsicherheit besteht, welche neuen Preisschwellen in der Euro-Werteskala akzeptiert werden. Die Preise sind momentan besonders stark in Bewegung. Ein Preisvergleich in verschiedenen Geschäften zahlt sich aus.

Quelle und Kontaktadresse:
Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. Markgrafenstraße 66 10969 Berlin Telefon: 030/258000 Telefax: 030/2580018

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