Pressemitteilung | Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) - Bundesvorstand

Sozialhilfe: Bildung bringt mehr als verordnete Arbeit

(Berlin) - Bei einer Aktion der DGB-Jugend am 30. August 2001 in Berlin marschierten Jugendliche mit geschultertem Besen vor die SPD-Parteizentrale, um symbolisch gegen die von Rudolf Scharping vorgeschlagene Arbeitspflicht für jugendliche Sozialhilfeempfänger zu protestieren. "Scharping versucht die Opfer der katastrophalen Arbeitsmarktlage zu Tätern zu machen. Solange es noch Jugendliche gibt, die ohne Ausbildungsplatz auf der Straße stehen, sind solche Äußerungen unverantwortlich", sagte die DGB-Bundesjugendsekretärin Claudia Meyer am Rande der Veranstaltung.

Junge Sozialhilfeempfänger seien sehr wohl bereit, jede angebotene Unterstützung und Hilfe anzunehmen und ihren Teil dazu beizutragen. "Die DGB-Jugend wehrt sich jedoch dagegen, dass diese Jugendlichen in Hilfsarbeiter- und Niedriglohnjobs abgedrängt werden sollen", so Meyer. Qualifizierung müsse vor "Arbeit um jeden Preis" gehen, sonst bringe man die betroffenen Jugendlichen nie aus der Benachteiligtenecke.

Jugendliche Sozialhilfeempfänger dürfen nach Ansicht der DGB-Jugend nicht allein der Sozialpolitik überlassen werden. Gefragt sei ein ganzheitlicher Ansatz, der auch Bildung und berufliche Bildung mit einbeziehe. Mit großer Sorge registriere man, dass immer noch 80 000 Jugendliche pro Jahr – etwa neun Prozent eines Jahrgangs - die Schulen ohne Abschluss verlassen. Was an Maßnahmen bei den 15-bis 17jährigen versäumt werde, räche sich später um ein Vielfaches bei den Ausgaben für jugendliche Sozialhilfeempfänger.

"Die DGB-Jugend verurteilt daher jeglichen Zwang zur Arbeit und fordert stattdessen mehr Betreuung, Beratung und Hilfe. Maßnahmen sollten präventiv ein mögliches Abgleiten in die Sozialhilfe verhindern und nicht erst dann einsetzen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist", sagte die Bundesjugendsekretärin. Wichtig sei es zudem, Angebote für Erwachsene jugendgerecht umzugestalten, da soziale Einrichtungen vielfach auf ein junges Publikum noch nicht eingestellt seien.

Die DGB-Jugend bezieht in der aktuellen Diskussion um junge Sozialhilfeempfänger in Zusammenarbeit und im Gleichklang mit anderen Jugendverbänden Stellung. Deshalb übergeben eine Reihe von Jugendverbänden dem SPD-Präsidium im Willi-Brandt-Haus eine gemeinsame Erklärung.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Henriette-Herz-Platz 2 10178 Berlin Telefon: 030/24060-0 Telefax: 030/24060-324

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