Soziale Vermieter bleiben in Hamburg Garant des bezahlbaren Wohnens
(Hamburg) - Mieterinnen und Mieter bei einem Hamburger VNW-Wohnungsunternehmen mussten im vergangenen Jahr im Durchschnitt eine monatliche Nettokaltmiete von 7,03 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Gegenüber 2020 ist das ein Anstieg um rund ein Prozent - rund sieben Cent pro Quadratmeter.
Damit liegen der Anstieg deutlich unter der allgemeinen Preissteigerungsrate von 3,1 Prozent und die Durchschnittsmiete mehr als zwei Euro unter dem Wert des Hamburger Mietenspiegels. Dieser betrug im vergangenen Jahr 9,29 Euro pro Quadratmeter. Bei öffentlich geförderten Wohnungen, die von VNW-Unternehmen angeboten wurden, stieg die Durchschnittsmiete um Vergleich zu 2020 um rund zwei Prozent auf 6,36 Euro. Bei den frei finanzierten Wohnungen stieg die durchschnittliche Nettokaltmiete um 0,5 Prozent auf 7,23 Euro pro Quadratmeter.
Das ergab die jährliche Umfrage unter Hamburger VNW-Mitgliedsunternehmen. Dem Verband gehören in der Hansestadt derzeit 51 Wohnungsgenossenschaften und 17 am Gemeinwohl orientierte Wohnungsgesellschaften an. Sie verwalten rund 302.000 Wohnungen (+ 0,6 Prozent gegenüber 2020). Das sind 43 Prozent aller Mietwohnungen in der Hansestadt.
Investitionen stiegen auf 1,44 Milliarden Euro
Insgesamt investierten die VNW-Unternehmen 2021 rund 1,445 Milliarden Euro in den Neubau, die Instandhaltung und die Modernisierung von bezahlbarem Wohnraum. Das waren rund 18,6 Prozent mehr als im Jahr 2020. Für den Bau von Wohnungen wurden rund 732 Millionen Euro (+16 Prozent) ausgegeben. 50,7 Prozent aller Investitionen der VNW-Unternehmen flossen in den Neubau.
Insgesamt übergaben die VNW-Unternehmen im vergangenen Jahr für 2243 Wohnungen die Schlüssel. 2020 waren es 2475 gewesen. Die Zahl der Baubeginne sank von 2602 (2020) auf 1991 im vergangenen Jahr. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 400 Wohnungen von VNW-Unternehmen abgerissen.Fast zwei Drittel der fertig gestellten Wohnungen - 64 Prozent - wurden öffentlich gefördert. Gegenüber dem Jahr 2020 sank dieser Anteil um fünf Prozentpunkte. Bei den Baubeginnen stieg dagegen der Anteil öffentlich geförderter Wohnungen von 55 Prozent (2020) auf 76 Prozent (2021).
Die Fluktuationsquote ist weiter gesunken - und zwar von 6,5 Prozent (2020) auf 6,2 Prozent im vergangenen Jahr.
Zu den Zahlen erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):
"Die VNW-Mitgliedsunternehmen bleiben auch in schwieriger Zeit der Garant des bezahlbaren Wohnens in Hamburg. Bei ihnen liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete mehr als zwei Euro unter dem Wert des Hamburger Mietenspiegels. Zudem lag der Anstieg der Mieten bei Hamburgs sozialen Vermietern mit 0,83 Prozent deutlich unter der allgemeinen Preissteigerungsrate von 3,1 Prozent.
Das Gewicht dieser Zahlen wird durch die Tatsache erhöht, dass die Unternehmen mit einem beispiellosen Anstieg von Bau- und Grundstückspreisen konfrontiert sind. Das stellt die Errichtung und Unterhaltung bezahlbarer Wohnungen grundsätzlich in Frage. Wer Spitzenmieten nehmen kann, kann Preissteigerungen verkraften. VNW-Unternehmen, die sich dem bezahlbaren Wohnen verpflichtet fühlen, können das nicht. Die Folge: sie werden gar nicht mehr oder deutlich weniger bauen.
Die Befragung der VNW-Unternehmen fand vor dem Chaos bei der KfW-Förderung und dem Krieg in der Ukraine statt. Deshalb gehe ich davon aus, dass die dort geäußerten Erwartungen sich nicht erfüllen lassen. Das, was gerade gebaut wird, wird sicher zu Ende gebaut. Beim Neubau allerdings sehe ich schwarz. Ursprünglich dafür geplante Gelder werden die Unternehmen in die Modernisierung und Sanierung von Wohnungsbeständen stecken.
Das Chaos bei der KfW-Förderung hat unser Vertrauen in die staatliche Förderung massiv beschädigt. Zudem wurde dem Klimaschutz ein Bärendienst erwiesen. Die Regierenden machen das Wohnen für Menschen mit mittlerem und geringem Einkommen unbezahlbar. Allein der Wegfall der Förderung des KfW55-Standards führt zu einer Mietsteigerung von mindestens 1,50 Euro pro Quadratmeter.
Den VNW-Unternehmen geht es nicht um den 'schnellen Euro'. Wenn sie Wohnungen bauen oder modernisieren, denken sie in Jahrzehnten. Deshalb achten sie bei allen Arbeiten auf hohe Qualität. Diese hat ihren Preis. Auch in der Wohnungswirtschaft gilt der Satz: 'Wer billig kauft, kauft letzten Endes teuer.
Die Verabredungen von SPD und Grünen, öffentliche Grundstücke vorrangig im Wege des Erbbaurechts zu vergeben und in einigen Quartieren einen Anteil von 50 Prozent Sozialwohnungen pro Wohnungsbauprojekt vorzuschreiben, sind zusätzliche Hürden beim Neubau bezahlbarer Wohnungen. Die Folge: im vergangenen Jahr haben die Genossenschaften lediglich ein öffentliches Grundstück von der Stadt in Erbpacht übernommen."
Quelle und Kontaktadresse:
(vnw) Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.
Oliver Schirg, Pressesprecher
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