Sozial- und Umweltverbände appellieren an die Bundesregierung, Hitzeschutzmaßnahmen im Gebäudesektor zu ergreifen
(Berlin) - Nach Ansicht der Verbände müsse eine großangelegte und sozialverträgliche Sanierungswelle des Gebäudebestandes umgesetzt werden, um die Dämmung zu verbessern, damit Menschen in Häusern und Wohnungen besser vor Überhitzung geschützt werden können. Laut einer neuen Studie könnte bis 2050 die Zahl an Hitzetoten in Europa auf 120.000 pro Jahr ansteigen.
Untersuchungen zeigen, dass 9 bis 20 Prozent der europäischen Bevölkerung von Überhitzung in Gebäuden betroffen sein könnten - dies ist hauptsächlich auf eine ungenügende Dämmung und eine schlechte Gebäudequalität zurückzuführen. Ein Drittel der Häuser hat die Energieklasse F, G oder H und ist damit nicht nur im Winter schlecht vor Kälte geschützt. Auch im Sommer gelingt es diesen Gebäuden nicht, extreme Hitze draußen zu halten. Insbesondere ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen, Diabetes und neurologischen Erkrankungen sind damit einem besonders hohen Risiko durch extreme Hitze ausgesetzt.
Die EU-Länder verhandeln derzeit über die Festlegung von Mindestenergieeffizienzstandards (MEPS) für Gebäude durch die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD). Mit dieser sollen die Anforderungen für die Sanierung der am wenigsten energieeffizienten Gebäude festgelegt werden. Obwohl die Bundesregierung bei dem Gesetzentwurf zunächst eine ehrgeizige Ausgestaltung unterstützte, signalisierte Bauministerin Geywitz kürzlich, dass sie ihre Unterstützung für das entscheidende Element der Mindestenergieeffizienzstandards für Gebäude infolge des turbulenten Kompromisses zum Gebäudeenergiegesetz (GEG) zurückziehen werde. Über diese Entwicklung zeigen sich die Verbände alarmiert.
Dazu Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH:
"Die europaweite Verankerung von Mindesteffizienzstandards für Bestandsgebäude ist eine einzigartige Chance, um endlich die Sanierungsrate des vernachlässigten Gebäudebestandes zu steigern. Dies kommt allen Bürgerinnen und Bürgern zugute und trägt maßgeblich dazu bei, ältere und besonders gefährdete Menschen besser vor Hitze in ihren Wohnungen und Häusern zu schützen. Wir fordern die Bundesregierung auf, ihre bisherige Position in den Verhandlungen auf EU-Ebene beizubehalten und für jedes Gebäude in Deutschland einen Mindeststandard zu garantieren. Deutschland sollte in der EU den Weg für einen ehrgeizigen Gesetzentwurf ebnen, der sowohl die Bürgerinnen und Bürger als auch das Klima schützt."
DNR-Geschäftsführer Florian Schöne erklärt:
"Überhitzung in Gebäuden ist nicht nur eine Frage des Komforts, sondern zunehmend auch eine Frage des Klimas, der Gesundheit und der sozialen Gerechtigkeit, wobei die Schwächsten unserer Gesellschaft am stärksten gefährdet sind. Der Bedarf an umfassenden Modernisierungen im Gebäudebestand ist enorm, und hier muss die Bundesregierung handeln. Durch Verbesserung der Energieeffizienz und Optimierung der Wärmedämmung sowie durch klimaresistente Gebäudekonstruktionen könnten Familien in Deutschland - insbesondere ältere Menschen, Kinder und besonders schutzbedürftige Personen - vor extremen Temperaturen sowie steigenden Energiepreisen gleichermaßen geschützt werden."
Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK Deutschland, betont:
"Ältere und erkrankte Menschen sind aufgrund des Klimawandels im Sommer immer stärker gefährdet. Es ist wichtig, dass wir sie schützen. Wir brauchen hierfür eine gesellschaftliche Bewusstseinsschärfung über die Gefahren, die von Hitze ausgehen. Die staatliche Unterstützung für widerstandsfähigere Häuser ist ein wichtiger Schritt zur Erhöhung der Sicherheit und zur Vermeidung von gesundheitlichen Risiken durch Hitze zu Hause. Dies muss durch sozial ausgewogene Förderprogramme für diejenigen unterstützt werden, die die Kosten für Renovierungen nicht selbst tragen können, damit ein adäquater Hitzeschutz nicht vom Geldbeutel abhängig ist. Hitzeschutz in den eigenen vier Wänden darf kein Luxus sein."
Link zur Hitze-Studie in Nature Medicine: https://www.nature.com/articles/s41591-023-02419-z
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Naturschutzring (DNR) - Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände e.V.
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