Sonnleitner fordert unmittelbare Hilfe für Milchbauern / Bündel an Maßnahmen muss zügig beschlossen werden
(Berlin) - Wenn der Lebensmitteleinzelhandel seine gesamtgesellschaftliche Verantwortung ernst nimmt, darf er die Molkereien und somit die Bauern nicht mehr länger knebeln. Bei den derzeitigen Erzeugerpreisen von teilweise unter 20 Cent pro Liter Milch könne kein Bauer länger durchhalten und überleben. Dies sagte Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), gegenüber dem ARD-Fernsehen am 16. April 2009 in Berlin. Ausgelöst durch die Finanzkrise sei die Weltwirtschaft abgestürzt und gravierenden Folgen für den Absatz von Milch und Milchprodukten. Die Verbraucher würden zurückhaltend konsumieren, der Agrarexport voran in währungsschwachen Ländern sei stark zurückgegangen, und zu allem habe die Verarbeitungsindustrie große Mengen Milch durch billigere Ersatzstoffe - etwa bei Käse und Speiseeis - ausgetauscht.
Sonnleitner sprach sich dafür aus, kurzfristig über Liquiditätshilfen wie zinsverbilligte Darlehen oder einem Vorziehen der EU-Direktzahlungen die Situation zu entschärfen. Insgesamt müsse es aber gelingen, den Verfall der Milchpreise zu stoppen und wieder einen Aufschwung zu schaffen. Die ergriffenen Maßnahmen der EU-Kommission mit Intervention und Exporterstattungen könnten Markt stabilisierend wirken. Sonnleitner plädierte dafür, in einem Runden Tisch mit allen Beteiligten aus Politik, Landwirtschaft, Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel konkrete Strategien zur Marktbelebung zu beschließen. Auch stehe die Brüsseler EU-Kommission in der Pflicht. "Es muss ein Bündel an Maßnahmen sein, das wieder zu einem höheren Preis führt. Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch", betonte Sonnleitner. Nachdrücklich mahnte der DBV-Präsident auch eine schnelle Entlastung auf der Kostenseite an; die deutschen Bauern verlangten, dass sie bei der Besteuerung von Agrardiesel nicht schlechter gestellt würden wie etwa die französischen Kollegen.
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