Sonnenfinsternis kein Kapazitäts- sondern ein Flexibilitätsproblem
(Berlin) - Am kommenden Freitag, den 20. März 2015 wird eine partielle Sonnenfinsternis das deutsche Stromnetz für einen Zeitraum von etwa zwei Stunden auf die Probe stellen. Im Zusammenhang mit dem plötzlichen Wegfallen und Wiedereintreten von voraussichtlich bis zu 15 GW Solarstrom werden auch Stimmen laut, die darin einen Beweis für die Notwendigkeit eines Kapazitätsmarktes in Deutschland sehen. Der VIK lehnt diese Haltung ab. Es handelt sich bei der Sonnenfinsternis nicht um ein Problem fehlender Kapazitäten auf dem deutschen Strommarkt, sondern um ein Flexibilitätsproblem.
"Die besondere Schwierigkeit der Sonnenfinsternis ist der steile Gradient, mit dem hier Solarstromkapazität zuerst vom und dann wieder ans Netz geht", beschreibt Barbara Minderjahn, Geschäftsführerin des VIK, "Für den Umgang mit diesem Naturschauspiel brauchen wir aber keine subventionierten Reservekapazitäten. Kapazität ist am deutschen Markt mittelfristig kein Problem. Nötig ist vielmehr die Möglichkeit, auf die Stromproduktion aus erneuerbaren Energieträgern flexibel reagieren und mit ihr umgehen zu können. Das schließt den Zugriff der Netzbetreiber auf dezentrale Anlagen - zum Beispiel auf Dächern - aber auch die nötige Netzinfrastruktur und das Lastmanagement mit ein."
"Im Grunde zeigt die Sonnenfinsternis, welche Aufgaben wir bei der Energiewende noch bewältigen müssen", erklärt Minderjahn, "Um Schwierigkeiten mit den erneuerbaren Energien auch in Zukunft zu vermeiden, muss der Netzausbau endlich vorangetrieben und alle Möglichkeiten zur Netzstabilisierung genutzt werden. Dazu zählt auch das Lastmanagement. Hier können bestehende Potenziale nur gehoben werden, wenn vorher die Rahmenbedingungen in geeigneter Weise geändert werden, bspw. durch das Zulassen von Preisspitzen und die Beseitigung von regulatorischen Hemmnissen wie etwa zusätzlichen Netzentgelten bei flexiblem Strommehrbezug."
Hätten Verteilnetzbetreiber zudem problemfreien Zugriff auf die Erzeugung aus kleineren PV-Anlagen, so könnten diese bereits vor der Sonnenfinsternis präventiv aus dem Netz genommen werden. Dem schiebt der Einspeisevorrang für erneuerbare Energien, aber auch die Tatsache, dass viele Anlagen derzeit nicht zentral steuerbar sind, einen Riegel vor. "Eins ist in jedem Fall klar: Ein Kapazitätsmarkt hilft bei der Lösung der genannten Probleme nicht weiter", so die VIK-Geschäftsführerin.
Positiv ist indes zu beurteilen, dass die Netzbetreiber sich frühzeitig durch schnell zu- und abregelbare Stromerzeugung abgesichert haben und im Notfall auch auf abschaltbare Lasten aus der Industrie zurückgreifen können. Viele Studien haben gezeigt, dass man durch diese verantwortungsvollen Vorsorgemaßnahmen gut vorbereitet ist. Als Testfall für ein zukünftiges Stromsystem könnten so viele Erfahrungswerte aus der Sonnenfinsternis resultieren.
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