Solidarität mit Pham Doan Trang: RSF-Preisträger unterstützen inhaftierte Journalistin
(Berlin/Vietnam) - Sechs Monate nach der Festnahme von Pham Doan Trang fordert Reporter ohne Grenzen (RSF) gemeinsam mit prominenten Medienschaffenden die sofortige und bedingungslose Freilassung der vietnamesischen Journalistin. Trang wurde am 6. Oktober in ihrer Wohnung in Ho-Chi-Minh-Stadt festgenommen. Seitdem gibt es keine Nachrichten mehr von ihr. Trang durfte weder mit einem Anwalt noch mit ihrer Familie sprechen. Wegen angeblicher "Propaganda gegen den Staat" drohen ihr bis zu 20 Jahre Haft. RSF hat Trang 2019 in Berlin mit dem Press Freedom Award für besonders wirkungsvollen Journalismus ausgezeichnet. Um die internationale Öffentlichkeit an ihr Schicksal zu erinnern, solidarisieren sich weitere ehemalige Preisträgerinnen und Preisträger in einem von RSF veröffentlichten Video mit der Journalistin.
"Die internationale Solidarität mit Pham Doan Trang soll den vietnamesischen Behörden zeigen, dass die Welt sie genau beobachtet und dass sie eine unliebsame Journalistin nicht ungestraft einsperren können", sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. "Die Führung der Kommunistischen Partei Vietnams muss endlich verstehen, dass sie eines Tages für die Unterdrückung der Pressefreiheit zur Rechenschaft gezogen wird. Sie kann jetzt noch ihr Gesicht wahren, indem sie Pham Doan Trang und alle weiteren zu Unrecht inhaftierten Journalistinnen und Journalisten freilässt."
Prominente Unterstützung aus dem Ausland
Einer der Unterstützer Trangs ist der polnische Journalist Tomasz Piatek, den RSF 2017 ausgezeichnet hat. In seiner Videobotschaft wandte er sich an die vietnamesische Führung: "Ich bitte Sie, meine Freundin sofort aus dem Gefängnis zu entlassen und aufzuhören, sie zu quälen, nur weil sie die Wahrheit schreibt." Die politische Führung des Landes solle zudem sofort aufhören, ihre Bürgerinnen und Bürger zu schikanieren, und ihnen das Recht auf die Wahrheit zugestehen.
Auch die indische Journalistin Swati Chaturvedi, die RSF im Jahr 2018 ausgezeichnet hat, solidarisierte sich in einem Video mit Trang: "Journalistinnen werden inhaftiert, Aktivisten werden inhaftiert. RSF steht für den Kampf aller Journalistinnen und Journalisten. Bitte helfen Sie und setzen Sie sich für meine Kollegin ein, meine vietnamesische Kollegin Pham Doan Trang, die im Gefängnis sitzt. Bitte unterstützen Sie RSF und die Pressefreiheit."
Im Jahr 2015 zeichnete RSF die türkische Zeitung Cumhuriyet aus. Chefredakteur war damals Can Dündar. Er nahm an der Preisverleihung 2019 teil und erinnert sich an die Videobotschaft, die Trang geschickt hatte, da die Journalistin den Preis nicht persönlich entgegen nehmen konnte: "Sie schickte eine eindringliche Botschaft, in der sie hoffte, dass der Preis andere Journalistinnen und Journalisten ermutigen wird, sich mehr für Wahrheit, Gerechtigkeit und Menschenrechte in Vietnam einzusetzen. Ich bitte die vietnamesischen Behörden, sie freizulassen und die Freiheit der Medien zu respektieren."
Auch die philippinische Journalistin Inday Espina-Varona, die 2018 ausgezeichnet wurde, unterstützt Trang: "Pham Doan Trang wurde angeklagt, weil sie Informationen verbreiten haben soll, die sich gegen den vietnamesischen Staat richteten. Aber es ist die Pflicht jeder Journalistin und eines jeden Bürgers, die Politik und Handlungen, die dem Wohl und den Rechten der Menschen schaden, zu kritisieren und wenn nötig zu bekämpfen. Es ist auch die Pflicht von Journalistinnen und Bürgern, egal wo auf der Welt, aufzustehen, wenn diejenigen, die das Richtige tun wollen, dafür unterdrückt werden. Lassen Sie Pham Doan Trang frei!"
Wiederholt im Visier der Behörden
Der wahre Grund für Trangs Festnahme Anfang Oktober ist ihre Arbeit. Trang hat das Onlinemagazin Luât Khoa gegründet und ist Redakteurin bei thevietnamese. Die beiden Medien helfen den vietnamesischen Bürgerinnen und Bürgern, die Gesetze des Landes zu verstehen, ihre Rechte zu verteidigen und sich gegen die autoritäre Herrschaft der Kommunistischen Partei zu wehren. Ihr letzter Bericht wurde einen Monat vor ihrer Festnahme veröffentlicht. Für diesen hatte Trang zu einer gewaltsamen Polizeirazzia in einem Dorf am Stadtrand von Hanoi im vergangenen Januar recherchiert, dessen Bewohnerinnen und Bewohner sich gegen die Beschlagnahmung ihres Landes durch die Behörden wehrten.
Aufgrund ihrer Arbeit geriet Trang wiederholt ins Visier der vietnamesischen Behörden. Nach ihrer Festnahme im August 2018 wurde sie in Polizeigewahrsam geschlagen und musste im Krankenhaus behandelt werden. Im Gefängnis läuft sie nun Gefahr, erneut misshandelt zu werden. Bereits Mitte Dezember setzten sich vietnamesische Medienschaffende sowie Freundinnen und Freunde Trangs im Exil in einem von RSF veröffentlichten Video für die Journalistin ein.
"Ich will Freiheit nicht nur für mich selbst, das ist zu einfach. Nein, ich will etwas Größeres - Freiheit für Vietnam", schrieb Trang im Mai 2019 in einem Brief mit der Absicht, dass dieser im Falle ihrer Festnahme veröffentlicht werden sollte.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Vietnam auf Platz 175 von 180 Staaten. Mindestens 32 Medienschaffende sitzen dort wegen ihrer Arbeit im Gefängnis.
Quelle und Kontaktadresse:
Reporter ohne Grenzen e.V. (ROG)
Jennifer Schiementz, Pressereferentin
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