Situation am Milchmarkt weiterhin schwierig
(Berlin) - Zu den für München geplanten Protesten von deutschen Milcherzeugern nimmt der Milchindustrie-Verband Stellung: "Die Situation am Milchmarkt stellt sich für Erzeuger und Verarbeiter derzeit als äußerst schwierig und unbefriedigend dar", fasst der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Eckhard Heuser in Berlin die derzeitige Lage zusammen. Die Gründe für diese Situation sind vielschichtig und in ihren Auswirkungen auf die Entwicklung in den nächsten Monaten schwer einzuschätzen.
Fakt ist, dass die weltweite Milchproduktion in den letzten zwei Jahren in einigen Ländern deutlich ausgeweitet wurde und damit die derzeitige Marktsituation kein nationales oder allein europäisches Phänomen ist, sondern das Ergebnis globaler Verflechtungen. Denn bei guten Bedingungen zur Grundfuttererzeugung für die Milchproduktion und einer gleichzeitigen stetigen internationale Nachfrage nach Milch und Milchprodukten, bildete sich 2013/2014 eine ungewöhnlich lange Hochpreisphase heraus.
Spätestens mit Beginn des durch Russland ausgesprochenen Einfuhrverbotes für Milchprodukte stellte es sich jedoch zunehmend als schwierig dar, die entsprechenden Mengen zu den hohen Preisen der Vergangenheit abzusetzen. Die Konkurrenz auf den europäischen und internationalen Märkten erhöhte sich. China wiederum ist innerhalb der letzten vier Jahre zum weltgrößten Importeur von Milchprodukten vor Russland aufgestiegen. Jedoch ist eine nachlassende internationale Nachfrage Chinas in wichtigen Produktsortimenten im ersten Halbjahr 2015 festzustellen.
Das Milchaufkommen der weltweit wichtigsten Exportländer ist im ersten Halbjahr von 2015 nur geringfügig gegenüber den Rekordmengen des Vorjahres gewachsen. Und auch in der EU hat sich das Milchaufkommen im ersten Halbjahr 2015 nur sehr leicht gegenüber dem Vorjahreszeitraum erhöht (+0,5 Prozent). Das Auslaufen der Milchquote zum 31.03.2015 hat letztlich die Milcherzeugung nicht so stark stimuliert wie vielfach erwartet wurde. Eine fehlende Mengenregulierung in der EU kann als Ursache für die derzeitige Marktsituation daher nicht herangezogen werden. "Es handelt sich hierbei um ein globales Problem", so der Verband in Berlin.
Die möglichen Instrumente der EU wie private Lagerhaltung und Intervention stehen für eine Marktunterstützung auf sehr niedrigem Niveau zur Verfügung. Deutliche staatliche Eingriffe in das System aus Angebot und Nachfrage bis hin zu einer starken Erhöhung des Interventionspreises und damit zu erwartenden steigenden Interventionsmengen, würden dagegen eine Verbesserung der grundsätzlichen Marktsituation nur hinauszögern aber nicht grundlegend verändern. Auch nationalistische Alleingänge zur Förderung der heimischen Landwirtschaft in Zeiten globaler Märkte sollten wie sich radikalisierende Übergriffe tabu sein.
Das "Einfrieren" der Milchpreise durch Teile des deutschen Einzelhandels wird unterschiedlich bewertet. Einerseits hilft jeder Euro, wenn Verbraucherpreise nicht weiter gesenkt werden. Andererseits sind es gerade die heutigen Ankaufspreise des Handels, die u. a. zu der Preissituation geführt haben, die nun beklagt wird. Auch macht es wenig Sinn, wenn nur Teilbereiche des Sortimentes "eingefroren" werden und dies nur von einem Partner. Die Käsereien z. B. leiden unter den jüngsten Abschlüssen und könnten somit ihren angeschlossenen Milcherzeugern keine besseren Preise bieten.
Milcherzeuger und Molkerei sowie auch Handel, Verbraucher und Politik sollten sich jedoch ihrer Verantwortung für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Milchproduktion mit auskömmlichen Preisen bewusst sein. Allen Marktbeteiligten müsste dabei bereits in den letzten Jahren mit hohen Preisen klar geworden sein, dass die Volatilität weiter besteht.
Quelle und Kontaktadresse:
Milchindustrie-Verband e.V. (MIV)
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