Semesterbeginn - Sorgenfreies Leben weiterhin nicht möglich
(Berlin) - Zum Beginn des Wintersemesters 2024/25 stehen für viele neue und alte Studierende zahlreiche Herausforderungen bevor. Der Bundesverband der Studierendenvertretungen äußert sich zu den drängendsten Problemen, mit denen Studierende nach wie vor konfrontiert sind: Wohnen, Studienfinanzierung und Zustand der Lehre und der Hochschulen. Dabei wird auch die neue Shell Jugendstudie kommentiert.
Zum 01. Oktober sind die Änderungen am BAföG durch die 29. Novelle in Kraft getreten. Dazu erklärt Emmi Kraft, fzs Vorstand: "Wir ermutigen natürlich alle Studierenden, BAföG zu beantragen. Sorgenfreies Leben ist davon aber weiterhin nicht möglich. Die minimale Erhöhung verpufft an der Supermarktkasse, im Studienmaterial oder in gestiegenen Semesterbeiträgen sofort. Die Bundesregierung hat versagt, das BAföG endlich wieder als effektives Instrument gegen Armut zu nutzen: Auch zahlreiche Studienanfänger*innen und Studierende sind unter den 67% der Jugendlichen, die laut Shell-Jugendstudie Angst vor Armut haben.“
Rahel Schüssler, fzs Referentin für BAföG und Wohnen ergänzt: "Der Wohnungsmarkt ist angespannt, so sehr, dass viele Erstsemester zu Beginn ihres Studiums keinen bezahlbaren Wohnraum finden. Wie auch! - Es gibt viel zu wenige Wohnheimplätze, die Mieten auf dem privaten Wohnungsmarkt sind in den letzten Jahren massiv gestiegen, 20€ mehr BAföG-Wohnpauschale bilden das in keiner Weise ab.
Auf der anderen Seite beobachten wir, dass in vielen Städten möblierte Mikroappartments entstehen, mit einem qm-Preis jenseits des ortsüblichen Durchschnitts - Diese sind keine Alternative, sondern Teil des Problems. Der drastische Anstieg von Jugendlichen, die bei ihren Eltern wohnen bleiben müssen ist die Folge.
In der Quintessenz müssen viele Studierende pendeln oder können im schlimmsten Fall ihr Studium nicht beginnen."
Nicht nur die persönliche Lage der Studierenden muss in den Blick genommen werden. Auch die Hochschulen selbst und damit die Studienbedingungen leiden unter politischen Fehlentscheidungen. Dazu Lisa Iden aus dem fzs Vorstand: "Gerade zu Semesterbeginn wird deutlich, dass der Betreuungsschlüssel an Hochschulen miserabel ist. Studierende sitzen in Vorlesungen auf dem Boden oder bekommen keinen Platz in Pflichtseminaren. Auch die Gebäudesubstanz ist häufig mehr als nur schlecht. Bereits vor zwei Jahren bezifferte der Wissenschaftsrat den Sanierungsstau an Hochschulgebäuden auf über 60 Milliarden Euro. Es hat sich seitdem nichts verändert. Studieren wird so im wahrsten Sinne lebensgefährlich. Für das neue Semester wünschen wir uns einen langfristigen Investitionsplan von Bund und Ländern und allen Studierenden, nicht im Hörsaal begraben zu werden."
Quelle und Kontaktadresse:
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