Sehen will gelernt sein / Schon früh mit dem Kind zum Augenarzt, um Sehschwächen zu vermeiden
(Düsseldorf) - Ein gutes Sehvermögen ist wichtig für die geistige und motorische Entwicklung von Kindern. Über Sehstörungen klagen Kinder aber nicht - denn es fehlt ihnen an Erfahrung, sie kennen es nicht anders. Eine augenärztlich-orthoptische Untersuchung schafft schon bei Babys und Kleinkindern Klarheit, ob mit den Augen alles in Ordnung ist, erläutert Prof. Dr. Klaus Rüther, Leiter des Ressorts Strabologie im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands.
Mit einfachen Untersuchungen können Augenärzte auch bei Kindern, die noch nicht sprechen können, feststellen, ob sich ihr Sehvermögen normal entwickelt. Das ist wichtig, denn bei vielen Kindern liegt eine Störung vor, die dazu führen kann, dass nie ein gutes Sehvermögen erreicht wird. Bei dieser wichtigen Aufgabe werden Augenärzte oftmals von speziell ausgebildeten Fachkräften - Orthoptistinnen und Orthoptisten - unterstützt.
Sehen ist ein komplexer Vorgang, der in der Kindheit erst erlernt wird. Erst nach und nach lernt das Gehirn, die Lichtsignale und Kontraste, die von den beiden Augen wahrgenommen werden, zu dem dreidimensionalen Bild zusammenzufügen, das die meisten Menschen als ganz normalen Seheindruck empfinden. Für diesen Lernprozess benötigt das Kind zwei gesunde Augen, die Bilder in guter Qualität liefern und die gut zusammenarbeiten.
Wenn die Qualität der beiden Bilder aber zu unterschiedlich ist, so dass sie nicht zu einem gemeinsamen Seheindruck verarbeitet werden können, werden die Signale eines Auges unterdrückt. Wird nicht rechtzeitig etwas dagegen unternommen, dann erreicht dieses Auge nie seine volle Sehschärfe. Augenärzte sprechen dann von einer Amblyopie (Sehschwäche). Knapp sechs Prozent der Menschen in Deutschland sind davon betroffen.
Die häufigste Ursache für eine Amblyopie ist eine unterschiedliche Brechkraft beider Augen (ein Auge ist dann beispielsweise kurzsichtig, das andere dagegen weitsichtig). Auch Schielen spielt oft eine Rolle - selbst eine ganz kleine Abweichung der Augenstellung, die zunächst nicht auffällt, kann zu einer bleibenden Sehschwäche führen. Ein hängendes Lid, das die Pupille verdeckt, eine Linsentrübung (Katarakt) oder Hornhauttrübungen sind weitere, wenn auch seltene Ursachen.
Fällt eine solche Störung auf, dann wird der Augenarzt wenn möglich die Ursache behandeln, in erster Linie mit einer Brille, die die Fehlsichtigkeit ausgleicht. Insbesondere bei schielenden Kindern ist es nach wie vor notwendig, das schwächere Auge gezielt zu fördern, indem das bessere Auge vorübergehend - für eine oder mehrere Stunden täglich oder auch tageweise - mit einem Pflaster abgedeckt wird. Je jünger das Kind ist, desto besser sind die Erfolgsaussichten dieser Therapie.
Damit jedes Kind so gut wie möglich sehen lernt, rät der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands allen Eltern:
- Sofort zum Augenarzt bei sichtbaren Auffälligkeiten wie etwa Augenzittern, Hornhauttrübungen, grau-weißlichen Pupillen, großen lichtscheuen Augen oder bei Lidveränderungen.
- Mit sechs bis zwölf Monaten sollten Kinder augenärztlich untersucht werden, wenn ein erhöhtes Risiko für Schielen, Fehlsichtigkeit oder für erbliche Augenerkrankungen vorliegt.
- Bis zu ihrem dritten Geburtstag sollten alle Kinder einmal augenärztlich untersucht werden, um auch ein kleinwinkliges Schielen oder eine Fehlsichtigkeit frühzeitig festzustellen.
Die Amblyopievorsorge ist nicht Bestandteil der gesetzlichen Krankenversicherung. Einige Versicherungen übernehmen aber inzwischen die Kosten für diese sinnvolle Untersuchung.
Woche des Sehens vom 8. bis 15. Oktober
Für gutes Sehen von der Kindheit bis ins hohe Alter setzen sich auch die Akteure der "Woche des Sehens" ein. Dies ist eine Aufklärungskampagne, die bundesweit vom 8. bis 15. Oktober stattfindet. In diesem Jahr lautet ihr Motto "Mit anderen Augen". Unter der Schirmherrschaft der bekannten Fernsehjournalistin Gundula Gause machen Initiatoren und Unterstützer der Aktionswoche auf die Bedeutung eines guten Sehvermögens, die Ursachen vermeidbarer Blindheit sowie die Lage von blinden und sehbehinderten Menschen in Deutschland und den Entwicklungsländern aufmerksam.
Getragen wird die Kampagne von der Christoffel-Blindenmission, dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband, dem Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, dem Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit, der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, dem Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf sowie der PRO RETINA Deutschland. Unterstützt wird sie zudem von der Aktion Mensch, ZEISS und der VANDA Pharmaceuticals Germany GmbH. www.woche-des-sehens.de
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA)
Pressestelle
Tersteegenstr. 12, 40474 Düsseldorf
Telefon: (0211) 4303700, Fax: (0211) 4303720