Pressemitteilung | Stiftung Deutsche Sporthilfe

Schwimmen mit Britta Steffen / Die fünffache Olympia-Medaillengewinnerin Antje Buschschulte über die Leistungen der deutschen Schwimm-Mannschaft

(Frankfurt am Main) - Bei Olympia gibt es keine Wunder. Die 100 Meter Freistil sind eine der Top-Strecken im Schwimmen. Hier sind die Amerikanerinnen und Australierinnen sicher vorn dabei, mein Tipp für Gold in London ist allerdings die Niederländerin Ranomi Kromowidjojo, die in der 4x100m-Freistil-Staffel als Schlussschwimmerin fliegend unter 52 Sekunden geblieben ist. Aus deutscher Sicht wäre für Daniela Schreiber ein olympisches Finale sicherlich ein riesiger Erfolg. Sie war bisher immer eine gute Staffelschwimmerin, konnte die Leistungen aber im Einzel meist nicht bestätigen. Britta Steffen wird sicher das rausholen, was in ihr steckt. Ihr ist eine Medaille zuzutrauen, wenn alles stimmt. Die Titelverteidigung wird sehr, sehr schwer.

Sicher sind die Olympischen Spiele viel mehr als nur die Jagd nach Medaillen. Die Briten haben mit ihrer Eröffnungsfeier versucht, Kultur und Werte wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Was alle Sportler im olympischen Dorf eint und zusammenschweißt, ist jedoch nicht der Tourismus, sondern das Streben nach Erfolg und Perfektion. Pierre de Coubertin sagte: "Dabei sein ist wichtiger als Siegen." Es versteht sich jedoch von selbst, dass man das Beste bei den Spielen gibt. Die deutschen Schwimmer haben diese Erwartungen, seit ich dabei war, nur in Atlanta erfüllt. 1996 wurde anders als 1992 zwar keine Goldmedaille gewonnen, die Bilanz damals war allerdings, verglichen mit heute, phänomenal gut, was Medaillen und Finalteilnahmen angeht. Siegen kann wohl derzeit jedoch nur unser Fernziel sein, aber wenigstens sollten die Vorleistungen bei den Spielen bestätigt werden! Damit tut sich die Mannschaft seit 2000 sehr schwer.

Hätte Britta 2008 nicht als Ausnahmeathletin mit zwei sensationellen Goldmedaillen die Bilanz verziert, wären vielleicht nach Peking Konsequenzen gezogen worden. Über Nachwuchsförderung und Talenterkennung möchte ich hier gar nicht sprechen, aber selbst das vorhandene Potential wurde nie genutzt. Die Olympischen Spiele wurden von der Führung und vielen Trainern immer auf einen Sockel gestellt, als sei der Wettkampf dort ganz anders als bei einer WM. Im Training wurde nach der Qualifikation oft zu viel anders gemacht und nicht auf Bewährtes zurückgegriffen, das dem Athleten Sicherheit und Vertrauen gibt. Es wurde immer zu viel auf Wunder gehofft, statt gekämpft. Wer im Sport hofft, hat vor Angst schon innerlich aufgegeben. Es gibt keine Wunder bei Olympia, auch wenn die Medien dies gern so darstellen. Meist gewinnen die Favoriten oder unheimlich junge aufstrebende Talente (welche wir zurzeit nicht haben). Findet sich dann doch einmal ein unbeschriebenes Blatt höheren Semesters weit vorne, ist leider oft Doping im Spiel.

Was hat die Schwimm-Mannschaft nicht schon für einen Aufwand veranstaltet, weil Olympische Spiele anstanden! Meine Meinung: Keep it simple! Gutes Training von guten Trainern mit den großen Zielen EM, WM und Olympischen Spielen im Hinterkopf - nicht den deutschen Mannschaftsmeisterschaften oder anderem Kleinkram, auf dem man ohne Konkurrenz glänzen kann - sollte ausreichen, um das vorhandene Potential auszuschöpfen! Die einfachsten Dinge sind jedoch oft die, die am schwersten umzusetzen sind!

Quelle und Kontaktadresse:
Stiftung Deutsche Sporthilfe Hans-Joachim Elz, Direktor, Kommunikation Otto-Fleck-Schneise 8, 60528 Frankfurt am Main Telefon: (069) 678030, Telefax: (069) 676568

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