Schweigen heißt Zustimmung / BDL präsentiert seine Rechtsextremismus-Studie
(Berlin) - "Rechtsextremismus ist nicht allein für den ländlichen Raum ein Problem - nur wird er dort besonders sichtbar", so Professor Dr. Titus Simon beim Dialogforum des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) e.V. Im Auftrag des größten Jugendverbandes im ländlichen Raum hatte er mit seinem Team von der Hochschule Magdeburg die BDL-Studie "Schweigen heißt Zustimmung. Rechtsextremismus in ländlichen Regionen. Eine Arbeitshilfe" erstellt, die beim Zukunftsforum des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Experten aus und für ländliche Regionen waren am Mittwoch dazu in den CityCube Berlin gekommen. Im voll besetzten Tagungsraum beteiligten sich Vertreter des Deutschen Bundesjugendrings, aus Ministerien, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie top agrar am Austausch. Geleitet vom stellvertretenden BDL-Bundesvorsitzenden Daniel Kopperschmidt entspann sich eine intensive Diskussion.
"Für uns als Jugendverband ist Demokratielernen Teil unseres Alltags. Doch Alltagsrassismus und rechtspopulistische Sprüche machen vor unseren Türen nicht einfach Halt. Dazu braucht es mehr. Daher steht bei uns die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus aktiv auf der Agenda", so der jugendpolitische Sprecher des BDL. Sein Verband stützte sich bei der Erarbeitung der neuesten Publikation auf die Arbeitshilfe "Es wächst nicht einfach Gras drüber. Rechtsextremismus in ländlichen Räumen". Mit der hatte der BDL sich bereits 2009 hervorgetan.
"Inzwischen hat sich in der Projekt- und Förderlandschaft viel getan. Daher war es uns ein Anliegen, die längst vergriffene Publikation auf einen aktuellen Stand zu bringen. Praktisch ist sie völlig neu entstanden", so der BDL-Vize. Im Zeitraum der Erarbeitung kamen auch viele Flüchtlinge neu in Deutschland an und der Rechtspopulismus erstarkte. "Darum war es uns wichtig, zusätzlich zu den Länderexpertisen und konkreten Handlungsempfehlungen für die Akteure in den ländlichen Regionen auch den Rechtspopulismus in den Blick zu nehmen", so Daniel Kopperschmidt.
In der Diskussion wurde deutlich, dass Jugendarbeit nicht die alleinige Antwort auf rechte Tendenzen oder Cliquen im Ort sein kann. Vielmehr brauche es eine Gesamtstrategie, die alle Akteure, Entscheidungsträger und Institutionen einbezieht, so Professor Simon. "Gerade die lokalen prominenten Köpfe müssen klar Haltung beziehen. Gemeinsam mit Vereinen, Verbänden, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen muss ein gemeinsames Vorgehen abgestimmt und umgesetzt werden", stellt der Rechtsextremismus-Experte eine der Handlungsempfehlungen auszugsweise und gekürzt vor.
"Der Erfolg zeigt sich insbesondere dort, wo sich das Engagement nicht nur auf eine Reihe von Aktionen gegen die extrem rechte Szene beschränkt, sondern dauerhaft und aktiv an der Gestaltung einer vielseitigen Gemeinschaft vor Ort mitgewirkt wird", sagt er.
Letztlich müsse die Politik eine Antwort auf Fragen liefern wie: Was passiert hier bei uns in den nächsten 20 Jahren? Ist die Heimatregion noch zukunftsfähig? Wird sie am Leben gehalten? Oder schleicht sich die Förderung und Unterstützung langsam aus, bis der letzte das Licht ausmacht? Im Dialog mit den Menschen vor Ort, mit klaren Zahlen, Fakten und möglichen Zukunftsszenarien müsse für jede Region die passende Antwort gefunden werden, so Professor Simon. "Dann kann die Zivilgesellschaft Hand in Hand mit den öffentlichen Institutionen lebenswertes, offenes und tolerantes Miteinander gestalten. Auf Landjugend ist dabei Verlass", verspricht der stellv. BDL-Bundesvorsitzende Daniel Kopperschmidt am Ende des Fachdialogs.
Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Deutschen Landjugend e.V. (BDL), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft
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