Pressemitteilung | BDP e.V. - Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen - Bundesgeschäftsstelle

Schulpsychologie in Niedersachsen: Mangelware!

(Berlin/Hannover) - Niedersachsen reduziert die Zahl der Schulpsychologen dramatisch. Von ursprünglich 89 Stellen sollen nur 40 erhalten bleiben. Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) appelliert an die Landesregierung, diese Pläne unbedingt aufzugeben und stattdessen - wie andere Bundesländer - wieder stärker in die Schulpsychologie zu investieren.
Die Notwendigkeit dafür, so der Vorsitzende der Sektion Schulpsychologie, Stefan Drewes, wird leider meist nur unter dem Eindruck massiv ausbrechender Gewalt gesehen und dann rasch wieder vergessen. Dabei gebe es für Schulpsychologen täglich zur Unterstützung von Schülern, Lehrern und Schulleitern jede Menge zu tun. Drewes widerspricht dem Argument, dass eine höhere Zahl von Beratungslehrern und Sozialarbeitern die Schulpsychologen überflüssig mache. In den PISA-Siegerländern gebe es neben der viel größeren Zahl von Schulpsychologen auch Beratungslehrer. Niemand komme dort auf die Idee, die eine Berufsgruppe durch die andere zu ersetzen, da beide ganz unterschiedliche Kompetenzen einbringen und als schulische Unterstützungssysteme beide unverzichtbar sind.

"In der 2a gibt es mehrere Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen. Kevin aus der 7b wird in der Pause gemobbt. Bei Nina besteht der Verdacht auf Rechenschwäche. Sascha schwänzt schon seit einer Woche. Sandra ist hochbegabt und könnte eine Klasse überspringen." - So beschreibt ein Schulleiter die Situation. Vorausgesetzt, es gibt Beratungsangebote für die betroffenen Jugendlichen, aber auch für Eltern und Lehrkräfte, können einige dieser Fälle durch erfahrene Lehrkräfte aufgefangen werden, andere durch engagierte Eltern. Frühzeitiges Erkennen psychischer Auffälligkeiten durch Schulpsychologen kann eine Eskalation von Problemen verhindern.

Der Vorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen des BDP, Heiner Hellmann, verweist zudem auf die wachsende Zahl psychisch schwer beeinträchtigter Schüler. "Muss es immer erst zu Amokläufen kommen, bevor Politiker sich öffentlich dafür einsetzen, dass Deutschland in Sachen Schulpsychologie endlich zu anderen europäischen Ländern aufschließt?"

2007 wurde in Bundesländern wie Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen die Schulpsychologie deutlich ausgebaut. Die Forderung von Bundespräsidenten Horst Köhler nach individueller Förderung der Schüler und Unterstützung durch Schulpsychologen wurde dort ernst genommen. Niedersachsen dagegen verringert die Schulpsychologenstellen drastisch und liegt im Vergleich der Bundesländer nun an letzter Stelle. In einigen Landkreisen gibt es schon heute keine schulpsychologische Versorgung mehr. Im Ausland ist ein Schulpsychologe für etwa 1000 Schüler zuständig, in Niedersachsen liegt die Relation aktuell bei 1:24.000 Schülern.

Die Sektion Schulpsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen unterstützt den Anspruch des Kindes auf Erziehung und Bildung sowie auf die entsprechende Entfaltung seiner Persönlichkeit. Als Ansprechpartner bei Lern- und Verhaltensproblemen von Schülern sowie Fragen der Fortbildung und der Schulentwicklung können sie eine zeitnahe Hilfestellung aber nur mit einer entsprechenden Personalausstattung leisten. Die Forderung des BDP lautet deshalb: Bis 2010 sollte in Deutschland eine Relation von einem Schulpsychologen für 5000 Schüler, bis 2015 von 1:1000 erreicht werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP), Bundesgeschäftsstelle Christa Schaffmann, Pressesprecherin Glinkastr. 5-7, 10117 Berlin Telefon: (030) 2091490, Telefax: (030) 20914966

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