Pressemitteilung | Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK)

Schulabgänger lassen zu wünschen übrig

(Olpe) - Die Unternehmen beurteilen die Eingangsqualifikationen der Schulabgänger durchgängig schlechter als vor einigen Jahren. Zwar werden die jungen Leute bei Eintritt in die Lehre als neugierig, teamfähig und bereit eingeschätzt, sich neues Wissen anzueignen. Die Unternehmen halten sie aber im Durchschnitt für zu wenig selbstständig und vor allem für nicht leistungsbereit genug. Die bevorzugte Schulform bei der Einstellung von Lehrlingen ist nach wie vor die Realschule. Dies ergab eine Befragung von 260 IHK-zugehörigen Unternehmen, die IHK-Hauptgeschäftsführer Franz Josef Mockenhaupt und der für Berufsbildung verantwortliche Geschäftsführer Klaus Gräbener in einem Pressegespräch erläuterten.

Mockenhaupt wies dabei insbesondere darauf hin, dass 191 der befragten Unternehmen angegeben hätten, die Mathematikkenntnisse der Schulabgänger seien durchgängig schlechter als in früheren Jahren. Nur fünf Unternehmen hätten gemeint, sie seien besser geworden. Ähnlich seien die Befragungsergebnisse hinsichtlich der Deutsch-Kenntnisse ausgefallen. Der Befund sei beängstigend. Dem Mathematik- und dem Deutsch-Unterricht müsse endlich mehr Gewicht in den allgemein bildenden Schulen eingeräumt werden.

Positiv beurteilte die IHK, dass sich der Austausch zwischen Unternehmen und allgemein bildenden Schulen in deren Umfeld in den vergangenen Jahren offenbar deutlich intensiviert habe. Immerhin 38 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, regelmäßig Kontakt zu Schulen in ihrem Umfeld zu haben. Nur noch 9 Prozent der befragten Firmen verfügten über keinerlei Kontakte zu Schulen. Vor drei Jahren seien dies noch 20 Prozent gewesen. Die Unternehmen beurteilten mittlerweile auch die Kooperationsbereitschaft der Lehrer besser, betonte der IHK-Hauptgeschäftsführer. Die Firmen gaben diesmal den Pädagogen die „Durchschnittsnote“ 2,85, während sie 2001 noch bei 2,97 gelegen hatte. Dabei werde die Kooperationsbereitschaft der Lehrer um so besser eingestuft, je intensiver der Kontakt zwischen den Unternehmen und Schulen sich gestalte. Franz-Josef Mockenhaupt: „Je mehr man miteinander spricht, desto eher kann man Vorurteile beiseite räumen.“

Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (48 Prozent) gab an, dass sich ihre Anforderungen an die Bewerber in den vergangenen Jahren erhöht hätten. Nur 4 Prozent urteilten gegenteilig. Ebenfalls 48 Prozent meinten, die Anforderungen seien konstant geblieben. Umgekehrt schätzten die Unternehmen die wirtschaftlichen Vorkenntnisse der Bewerber noch schlechter ein als im Jahr 2001. Hier wurde als Gesamtnote eine „glatte Vier“ gegeben (4,07), während vor drei Jahren die Gesamtbeurteilung noch bei einem Wert von 3,83 gelegen hatte. Auch hier bestehe seitens der Bildungspolitik Korrekturbedarf.

Alarmierend ist aus Sicht der IHK zudem, wie die Leistungsbereitschaft und die Selbstständigkeit der heutigen Schulabsolventen eingeschätzt werden. Der Saldo aus negativen und positiven Rückmeldungen bezogen auf die Leistungsbereitschaft der jungen Leute betrage mittlerweile –91 (2001: -58). Dies sei erschreckend. Der Befund der Untersuchung dokumentiere damit nachdrücklich die Kritik, die von zahlreichen Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder geäußert worden sei, meinte IHK-Geschäftsführer Klaus Gräbener. „Individuelle Schlüsselqualifikationen wie Zuverlässigkeit, Lern- und Leistungsbereitschaft, Ausdauer, Durchhaltevermögen oder Gewissenhaftigkeit werden bei den Schulabgängern von den Unternehmen offenbar nicht mehr in hinreichendem Maße geortet. Gleiches gilt für die Konzentrationsfähigkeit, ohne die Leistung überhaupt nicht möglich ist.“ Hierin dokumentiere sich ein tief greifendes gesellschaftspolitisches Problem, das sicherlich nur in Maßen durch die Lehrer an den allgemein bildenden Schulen zu beeinflussen sei.

Besonders nachdenklich stimmt aus Sicht der IHK auch der Umstand, dass die Unternehmen angesichts steigender Anforderungen fehlende oder schwach eingeschätzte Bildungsabschlüsse mittlerweile als Eintrittskarte für dauerhafte Arbeitslosigkeit einschätzten. Dies gelte vor allem für die Beurteilung der Hauptschüler mit Abschluss nach der 9. Klasse sowie für Sonderschüler. Der Staat könne dieser Herausforderung nur dadurch begegnen, indem er einerseits den Zwang zur Bildung verstärke, andererseits aber Beschäftigungsmöglichkeiten für Personen mit nur schwach ausgeprägten Begabungspotentialen ermögliche, meinten die IHK-Vertreter. Beide Lösungswege seien schwierig. Beide müssten jedoch versucht werden. Und zwar intensiver als bisher.

Quelle und Kontaktadresse:
IHK Siegen Geschäftsstelle Olpe Seminarstr. 36, 57462 Olpe Telefon: 02761/94450, Telefax: 02761/944540

NEWS TEILEN: