Schöner Wohnen für Hühner nur eine Farce / 35 Millionen deutsche Hühner zittern vorm "schwarzen Freitag"
(München/Berlin) - 1999 hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass die Haltung von Legehennen in viel zu kleinen Käfigen nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar ist. Im Jahr 2001 beschloss daraufhin der Bundesrat einstimmig den Käfigbatterien abzuschwören. Die Käfighaltung, die für jedes Huhn ein Platzangebot von nicht einmal der Größe eines DIN A- 4 Blatt aufweist, sollte bis 2006 auslaufen.
Zwei Jahre später stimmten nun plötzlich 10 von 16 Bundesländern im Agrarausschuss des Bundesrates für eine Fristverlängerung bis 2010 frei nach dem Motto was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Obendrein sollen die etwas größeren Käfige, die der schwachen EU-Vorschrift entsprechen generell zugelassen werden.
Das ganze Desaster wurde nur möglich, weil die Verbraucherministerin Renate Künast, die Nutztierhaltungsverordnung auf die Tagesordnung setzen musste, um endlich die EU-Richtlinie zur Haltung von Schweinen in nationales Recht umzusetzen, so Judith Schmalzl, Pressesprecherin des Deutschen Tierhilfswerk e.V.
Der heutige Freitag wird wohl zum schwarzen Freitag entweder für die Hühner oder für die Schweine werden, denn den minimalen Verbesserungen für die Schweine wollen die meisten Länder im Bundesrat nur absegnen, wenn im Gegenzug die Verbesserungen für die Legehühner rückgängig gemacht werden. Interessant könnten die Ausführungen der Politiker werden, vor allem bei der Begründung, dass es Hühnern einfach besser gehe, wenn sie bis zu 40 Tieren in einen Käfig gepresst werden, in dem sie nicht einmal einen Flügel heben können. Amtshilfe für die Umfaller leistete ein Gutachten der Tierärztlichen Hochschule Hannover unter Mitwirkung der Geflügelwirtschaft. Die Quintessenz des Gutachtens läuft darauf hinaus, dass Hühner in alternativen Haltungsformen, kränker und verletzbarer sind und eine höhere Todesrate aufweisen. Dass es anders geht zeigen die Länder Holland und die Schweiz. 60% der Eier stammen in Holland aus alternativer Haltung und die Hühner fühlen sich sauwohl.
Letztlich geht es den Ländervertretungen aber gar nicht um das Wohl von Hühnern oder Schweinen. Fakt ist, dass eine artgerechtere Haltung immer mit mehr Investitionen verbunden ist, die auf den Verbraucher umgewälzt werden. Die deutschen Produzenten stehen mit Billigproduktion vor allem in Tschechien und Polen in Konkurrenz und wollen deshalb keine neuen Investitionen tätigen.
Das Deutsche Tierhilfswerk ist mit 240.000 Mitgliedern und 220 Kooperationspartnern eine der größten Tier- und Artenschutzorganisationen Deutschlands.
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