Pressemitteilung | Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG)

Schnabelbehandlung: Eierwirtschaft warnt vor vorschnellem Ausstieg - und übt Kritik an Minister Meyer

(Berlin) - In den vergangenen Tagen haben verschiedene Agrarmedien über den freiwilligen Ausstieg der dänischen Eierwirtschaft aus der Schnabelbehandlung berichtet. Klarstellend weist die deutsche Eierwirtschaft nach Rücksprache mit dem dänischen Branchenverband darauf hin, dass dieser Verzicht auf die Schnabelbehandlung ausdrücklich nur für Hennen im ausgestalteten Käfig gilt, nicht jedoch für Legehennen in Boden- oder Freilandhaltung. Hier werde die Schnabelbehandlung weiter praktiziert, bestätigte Jørgen Nyberg Larsen, Geschäftsführer der "Danish Egg Association", gegenüber dem Bundesverband Deutsches Ei (BDE). Nyberg Larsen betonte, dass eine Umsetzung des Verzichts in alternativen Haltungsformen auch in Dänemark noch nicht möglich sei, da weder ausreichendes Wissen noch wirkungsvolle Managementmaßnahmen zum Verhindern von Federpicken und Kannibalismus vorhanden seien. Diese Einschätzung wird von der deutschen Eierwirtschaft geteilt und zeigt einmal mehr, dass ein vorschneller Ausstieg aus der Schnabelbehandlung mit schwer kalkulierbaren Risiken für das Tierwohl behaftet ist. "Die deutsche Eierwirtschaft ist ausdrücklich für einen Ausstieg aus der Schnabelbehandlung", bekräftigt BDE-Vorsitzender Dr. Bernd Diekmann, zugleich Vizepräsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), "aber bei einem verfrühten Ausstieg ohne fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse über auslösende Faktoren und eine mögliche Kontrolle der Verhaltensstörungen Federpicken und Kannibalismus wird lediglich ein Tierschutzproblem durch ein anderes ersetzt."

In diesem Zusammenhang kritisiert Diekmann auch das Vorgehen von Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer (Bündnis90/Die Grünen), der im Zusammenhang mit dem geplanten Ausstieg aus der Schnabelbehandlung die Vorbildfunktion der österreichischen Legehennenhalter betont, dabei jedoch bewusst wesentliche Details unberücksichtigt lässt. Zwar verzichtet Österreich auf die Schnabelbehandlung auch in der Bodenhaltung - nimmt dafür aber Ställe ganz ohne Tageslicht in Kauf, da die Lichtintensität als einer der entscheidenden Einflussfaktoren für das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus gilt. Während also in österreichischen Ställen die Fenster verdunkelt werden, ist in Deutschland ein Mindestmaß an Licht gesetzlich vorgeschrieben, sodass deutsche Legehennenhalter bei einer vergleichbaren Verdunkelung mit Strafen und Sanktionen zu rechnen hätten. Von der zentralen Bedeutung dieser Verdunkelung für den erfolgreichen Verzicht auf die Schnabelbehandlung hatte sich vor wenigen Wochen auch Agrarminister Meyer bei einer Exkursion zu österreichischen Legehennenställen überzeugen können. Gleichwohl ließ Meyer diesen Aspekt bei seiner öffentlichkeitswirksamen Pressekonferenz völlig unberücksichtigt. "Wider besseres Wissen hat Meyer in der öffentlichen Darstellung verschwiegen, dass Lichtintensität und Verdunkelung von zentraler Bedeutung sind", kritisiert Diekmann. "Eine solche Darstellung ist unlauter, unseriös und nährt den Verdacht, dass Meyer an tatsächlichen Lösungen in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft nicht interessiert ist."

Der richtige Weg aus Sicht der deutschen Eierwirtschaft ist vielmehr, mit intensiver Unterstützung durch die Wissenschaft fundierte Grundlagen für den mittelfristigen Ausstieg aus der Schnabelbehandlung zu schaffen. Aus diesem Grund hat die Wirtschaft eine direkte finanzielle Unterstützung des Forschungsverbundes "Verzicht auf Schnabelkürzen bei Legehennen in Praxisbetrieben" im Rahmen des Innovationsförderprogramms des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) zur Erforschung von Managementmaßnahmen zur Vermeidung von Federpicken und Kannibalismus zugesagt.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Christiane von Alemann, Pressesprecherin Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: (030) 288831-10, Fax: (030) 288831-50

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