Pressemitteilung | Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. (BWV-RLP)

Schindler warnt vor Umsetzung der neuen EU-Schweinehaltungsverordnung

(Mainz) - Mit seiner Entscheidung über die Schweinehaltungsrichtlinie hat der EU-Agrarrat am 19. Juni eine Reihe von Veränderungen für die Schweinehaltung beschlossen. Bis zum 1. Januar 2003 ist die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen. Seitdem prüft das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, wie die Umsetzung der Richtlinie erfolgt beziehungsweise in welchen Bereichen über die Mindestanforderungen der Richtlinie hinausgegangen werden soll.

In diesem Zusammenhang warnt der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, Norbert Schindler, sowie die Fachexperten des Verbandes vor einer vollständigen Übernahme der EU-Ratsrichtlinie zur Änderung der Richtlinie 91/630/EWG über Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen beziehungsweise den Vorschlägen des Deutschen Tierschutzbundes.

Bestimmte Forderungen wie unter anderem der Ausstieg aus der Vollspaltenbodenhaltung beziehungsweise die Verpflichtung, bei mindestens 60 Prozent der Bodenfläche in der Sauenhaltung eine Planbefestigung vorzunehmen, wirke genauso stark gegen das Wohlbefinden der Tiere wie die Forderung des Tierschutzbundes, einen Teil der Liegefläche einzustreuen, um eventuellen Liegeschwielen vorzubeugen.

Diese Forderungen entbehrten jeglicher wissenschaftlicher und praktischer Grundlage, erklärt Norbert Schindler. Aufgrund der technischen Problematik, welche bei dem System der Haltung auf Gülle eine Mischung mit der Misthaltung nicht unmöglich macht, würden die Tiere allein durch Teilspaltenböden, aber erst recht bei einer Einstreu auf der Liegefläche oder durch das geforderte Stroh als Beschäftigungsmaterial extrem belastet. Theoretisch und praktisch sei bewiesen, dass durch diese Maßnahmen der Stall extrem verkotet werde. Dies führe auch bei den besten Entlüftungssytemen zu schlechter Luft, Staubbelastung und Schadgasen. Außerdem sei bei der höheren Verschmutzung die Trittsicherheit gefährdet, welches zu einer höheren Verletzungshäufigkeit führe.

Bei Stroh als Beschäftigungsmaterial werde außerdem mehr Harn und Kot aufgenommen, welches die Tiere zusätzlich durch einen höheren Parasitenbefall belaste beziehungsweise auch die Salmonellengefahr verstärke.

Dies würde wiederum einen stärkeren Einsatz von Antibiotika zum Schutz der Tiere fordern, womit sich die Katze letztendlich wieder in den eigenen Schwanz beiße, fasst Schindler zusammen. In allen streulosen Ställen müssten und würden die Landwirte von sich aus bereits Beschäftigungsmaterial wie Ketten, Scheuerbalken oder gummierte Spielmaterialien bereitstellen. Dies sei sinnvoll und auch vom BWV gewollt und werde von den Tieren gut angenommen, so Schindler. Stroh, Späne, Torf etc. als Beschäftigungsmaterialien oder als Einstreu beim Güllesystem lehne der Verband jedoch strikt ab.



Absolut gegen die Tiere arbeite auch die Forderung, das Absetzalter von Ferkeln auf mindestens 28 Tage zu erhöhen. Bereits nach drei Wochen sei der Abwehrschutz des Ferkels durch die Sau aufgrund eines starken Rückgangs der so genannten maternalen Antikörper extrem niedrig. Ein späterer Absetzzeitpunkt der Ferkel führe somit zu einem extrem höheren Infektionsdruck im Abferkelstall und erfordere, sofern die Ferkel überleben sollten, wiederum einen verstärkten Antibiotikaeinsatz.

Massiv sprach sich Schindler auch gegen die durch die Bundesregierung geforderte zusätzliche Vergrößerung der Stallfläche gegenüber der EU-Richtlinie. Die von den EU-Experten aufgestellte Staffelung von 0,15 bis 1 Quadratmeter bei Schweinen mit einem Lebensgewicht von jeweils 10 bis über 100 Kilogramm, der Flächenbedarf für tragende Jungsauen von 1,64 beziehungsweise für Sauen von 2,25 Quadratmeter je Tier ist aus Sicht des BWV absolut ausreichend.

Bundesweit seien sich auch hier die Wissenschaftler darüber einig, dass dies dem optimalen Platzbedarf entspreche und größere Flächen ebenfalls zu höherer Verschmutzung und damit zu Belastungen durch Geruchs- und Ammoniakimmissionen führe. Durch das übliche drei- bis viermalige Aussortieren der schwersten Schweine zum Ende der Mast sieht Schindler den höheren Flächenbedarf durch die wachsenden Schweine ohnehin durch die Praxis gewährleistet.

Zusammenfassend warnt Schindler die Verantwortlichen der Politik sowie Bundeslandwirtschaftsministerin Künast davor, mit der Umsetzung der Richtlinie alle technischen und der tierischen und menschlichen Gesundheit dienenden Innovationen über Bord zu werfen und zurück ins Mittelalter zu kehren.

Quelle und Kontaktadresse:
Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. An der Brunnenstube 33-35 55120 Mainz Telefon: 06131/62050 Telefax: 06131/620544

NEWS TEILEN: