Pressemitteilung | BÄK Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern) e.V.

Schiedsspruch zur Praxisgebühr: Ärzte sind keine Kassierer

(Berlin) - "Der Schiedsspruch zur so genannten Praxisgebühr weist insofern in die richtige Richtung als nunmehr das Restrisiko des Inkassos nicht mehr dem einzelnen Vertragsarzt aufgebürdet wird. Allerdings wird durch das gestufte Mahnverfahren der Verwaltungsaufwand in der Arztpraxis abermals deutlich zunehmen", erklärte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe zur Entscheidung des Bundesschiedsamtes am 8. Dezember. Die stete Verbürokratisierung der Arztpraxis durch Verwaltungsarbeit und Dokumentation für die Krankenkassen raube dem Arzt aber letztlich notwendige Zeit für die Behandlung der Patienten.

"Es hätte sicherlich einfachere und für den Arzt weniger belastende Regelungen gegeben, eine Zuzahlung von Patienten zu realisieren. Problematisch ist und bleibt, den Arzt, als Partner des Patienten, zu zwingen, Inkassoaufgaben der Krankenkassen wahrzunehmen", sagte Hoppe.

Die Politik habe dieses Konfliktpotenzial in der Arztpraxis bewusst in Kauf genommen und lasse nun die Ärzte im Regen stehen. "Wir hätten uns gewünscht, dass die verantwortlichen Politiker erkennbar zu ihrer Entscheidung stehen und die Ärztinnen und Ärzte in dieser Situation öffentlich unterstützen", sagte der Ärztepräsident.

Es werde für den einzelnen Arzt nicht einfach sein, Patienten, die die Praxisgebühr beim Erstbesuch nicht entrichten, wieder abzuweisen. "Und sicherlich gehen viele davon aus, dass der Arzt nicht nur Notfall-Patienten, sondern gerade auch die ihm vertrauten Patienten ohne sofortige Entrichtung der so genannten Praxisgebühr behandelt."

"Es ist schon perfide, wenn stillschweigend von den Verantwortlichen in Krankenkassen und Politik davon ausgegangen wird, dass der Vertrauensvorschuss aus der Patient-Arzt-Beziehung nicht zwingend in Inkasso umgesetzt wird", kritisierte Hoppe.

Wohl aus Gründen des Wettbewerbs hätten die Krankenkassen eine Belastung ihrer Beziehung zu den Versicherten mit Mahnungen und Zahlungsaufforderungen tunlichst vermeiden wollen, was auch an der bewussten Begriffsverwirrung, "Praxisgebühr" statt "Kassengebühr", deutlich erkennbar werde.

"Ärzte sind Heiler und Helfer und keine Kassierer. Sie werden deshalb vielfach Schwierigkeiten haben, die so genannte Praxisgebühr vor den Patienten zu stellen. Die Politik ist verantwortlich für dieses Desaster und muss dafür auch gerade stehen", sagte Hoppe.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern) e.V. Pressestelle der deutschen Ärzteschaft Telefon: 030 / 30889830 Telefax: 030 / 30889833

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