Sachverstand von außen hilft bei der Betriebsmodernisierung / Förderung senkt finanzielle Schwelle für kleine und mittlere Unternehmen / IAT untersuchte Wirkungen der Förderinstrumente
(Gelsenkirchen) - Immer mehr Kleinst- und Kleinbetriebe erkennen die Notwendigkeit, ihre Betriebe zu modernisieren, neue Arbeitszeitsysteme einzuführen und Arbeitsabläufe neu zu organisieren. Sachverstand von außen ist dabei hilfreich und wird sogar mit staatlichen Förderprogrammen unterstützt. Beratungsleistungen werden vorrangig von größeren Betrieben in Anspruch genommen. Jedoch ist es in den letzten Jahren zunehmend gelungen, kleine und mittlere Unternehmen über die aus finanziellen oder inhaltlichen Gründen aufgebaute Hürde der Beratungsresistenz zu bringen, stellt die Arbeitsmarktforscherin Gabi Schilling vom Institut Arbeit und Technik (IAT /Gelsenkirchen) fest.
Seit Jahren fördert das Land Nordrhein-Westfalen mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds Beratungsleistungen für kleine und mittlere Unternehmen. Das IAT hat jetzt die langfristigen Wirkungen der Förderinstrumente Arbeitszeit- und Potenzialberatung anhand von 15 betrieblichen Fallstudien analysiert. Bereits 6000 kleine und mittlere Unternehmen in NRW haben das seit dem Jahr 2000 bestehende Angebot zur Potenzialberatung genutzt, reine Arbeitszeitberatungen wurden von weiteren rund 500 Betrieben nachgefragt. Die Erfolge sind sichtbar: In der Tat sind diejenigen Unternehmen, die sich mit Hilfe einer externen Beratung auf Vordermann bringen, diejenigen, die Beschäftigung und Standort eher sichern können als veränderungsresistente Unternehmen, zeigen die Fallstudien. Meist handelt es sich dabei um Unternehmen, die vorausschauend planen und rechtzeitig geeignete Modernisierungsmaßnahmen einleiten: Sie sind die im Sinne der Förderkriterien Erfolgreichsten. Setzt Beratung erst in einer Krisensituation an, kommt eine Arbeitszeit- oder auch eine Potenzialberatung eher zu spät.
Ob eine neue Arbeitsorganisation oder ein neues Arbeitszeitmodell im Betrieb erfolgreich eingeführt wird oder aber scheitert, hängt entscheidend von der Partizipation der Mitarbeiter/innen und des Betriebsrates bei Entwicklung und Umsetzung ab. Je nach betrieblicher Ausgangslage und Herangehensweise lassen sich unterschiedliche Erfolgswahrscheinlichkeiten einer externen Beratungsintervention erwarten. Unternehmen, die erst in der Krise nach dem Berater rufen, verfügen kaum über ausreichende zeitliche, finanzielle und personelle Ressourcen. Sie tendieren zu schnellem, Aufwand und Kosten reduzierendem Vorgehen. Kurzfristige Kosteneinsparungen sind hier Notmaßnahmen und haben wenig mit betrieblicher Flexibilität und langfristig tragfähigen Unternehmenskonzepten zu tun. Vorausschauend planende Unternehmen wissen dagegen, worauf sie sich einlassen und gehen davon aus, dass Erfolge aus Veränderungsprozessen meist erst langfristig realisierbar sind. So kann es gelingen, die betrieblichen Abläufe zu optimieren, flexibler auf saisonale und Nachfrageschwankungen zu reagieren und dadurch letztlich einen wichtigen Beitrag zur Beschäftigungssicherung zu leisten.
Die in Nordrhein-Westfalen seit Jahren etablierten Förderinstrumente sind im Verhältnis zu anderen Bundesländern weit entwickelt und eine wichtige Hilfe für kleine und mittlere Unternehmen, die zunehmend die Turbulenzen des Strukturwandels zu spüren bekommen. Ein ganz wesentlicher Erfolg lässt sich allein schon an der starken Nutzung der Förderangebote ablesen.
Allerdings bleibt meist offen, was und wie sich die Betriebe nach der geförderten Beratungszeit entwickeln. Die Studie empfiehlt deshalb, die mit dem Berater vereinbarten Maßnahmen nach längerer Erprobung zu bilanzieren, damit die positiven Impulse aus dem Beratungsprozess nicht verpuffen und die Hilfe zur Selbsthilfe auf Dauer gelingt.
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