Sachsens Bauernpräsident Rentzsch weist Schröders Angriffe zurück
(Dresden) - "Ich finde die verbalen Angriffe von Bundeskanzler Schröder auf den Deutschen Bauernverband mehr als unpassend und nicht hilfreich für den Start der neuen Agrarministerin Künast. Diese Entgleisung soll von den Regierungsproblemen ablenken. Sie ist auch ein Angriff auf Sachsens Bauern. Einen Keil zwischen den Berufsverband und die Bauernschaft treiben zu wollen ist chancenlos", erklärte der Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes, Frank Rentzsch.
Rentzsch sprach sich dafür aus, den Verbraucherschutz zu stärken, die Kontrollen in den vor- und nachgelagerten Bereichen der Landwirtschaft zu vervielfachen und mit harten Strafen gegen gesetzeswidrige und kriminelle Handlungen z.B. in der Futtermittelindustrie und dem Handel vorzugehen. BSE sei kein ursächliches Problem größerer Bauernhöfe, wie die Fälle in Deutschland zeigten.
Leider seien jedoch die Bauern unverschuldet in der derzeitigen Krise die am meisten Betroffenen, die um ihre Existenzen bangen müssten. Von der Wissenschaft müssten höchste Anstrengungen zur BSE-Erforschung unternommen werden, um bald Klarheit zu haben. Nur so lasse sich eine konsequente Bekämpfung organisieren.
"Für einen generellen Richtungswechsel in der Agrarpolitik sehe ich keine Gründe. Sachsens Landwirte erzeugen umweltgerecht Nahrungsmittel. Ihre bäuerlichen Familien- und Mehrfamilienbetriebe sind keine Agrar-Industrieanlagen, sind keine Tierfabriken. Mit einer breitgefächerten Eigentums-, Betriebsform- und Betriebsgrößenstruktur haben sie Voraussetzungen, sich in Europa dem Wettbewerb zu stellen. Dies darf durch eine unsinnige Diskussion um eine "Puppenstuben-Landwirtschaft" nicht gefährdet werden. Deutschlands Landwirtschaft muß auch zukünftig wettbewerbsfähig sein. Nur so lassen sich die Betriebs- und Familienexistenzen erhalten."
Rentzsch sieht in der stärkeren Regionalisierung einer gläsernen Kette vom Landwirt bis zur Ladentheke und zum Verbraucher eine Notwendigkeit und Chance, verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen, ohne die anderen Vermarktungsformen in der globalisierten Welt zu verteufeln.
Zur Forderung der neuen Ministerin zur Ökologisierung der Landwirtschaft stellte er fest, dass Sachsen bereits in der umweltgerechten Produktion in der konventionellen Landwirtschaft und im ökologische Landbau Vorreiter in Deutschland sei.
10 % der Landwirtschaftsfläche (derzeit ca. 2 %) in 5 Jahren ökologisch zu bewirtschaften, sei ein hohes, aber erreichbares Ziel. Dazu brauche man die entsprechenden Landwirte und vor allem die Verbraucher, die bereit sind, die deutlich höheren Preise zahlen zu wollen und zu können. Zwischen ökologischer Landwirtschaft, einer speziell ausgerichteten Agrarform und konventioneller Landwirtschaft bestehe kein Widerspruch. Beide würden sich ergänzen.
Von der Ladentheke her zu denken und die Politik zu gestalten bedeute auch, so Rentzsch, endlich Schluß zu machen mit der Niedrigpreispolitik der Handelsketten. Nur so kann sich ein reeller Markt und Preis entwickeln. Dazu müsse der Verbraucher tiefer ins Portemonnaie greifen. Nur noch 14 % des Familieneinkommens werden derzeitig für Ernährung ausgegeben, dagegen für Urlaub und Auto über 20 %.
Rentzsch, selbst auch Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, bot Ministerin Künast eine konstruktive Zusammmenarbeit an. Verbraucherschutz, gesunde Ernährung, Natur- und Umweltschutz seien besonders für Landwirte Arbeitsgrundlage und Arbeitsziel.
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