Rund zweistündiger Besuch des Staatsoberhauptes bei Lebensrettern auf Norderney / Bundespräsident begeistert von Leistungsfähigkeit der DLRG
(Bad Nenndorf) - Als vielseitige und einsatzbereite Hilfsorganisation präsentierte sich die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft ihrem Schirmherrn und dessen Ehefrau bei deren Besuch auf der Nordseeinsel Norderney am 24. Juli. Neben einer Ausstellung zur breit gefächerten Arbeit der DLRG sowie dem Besuch einer neuen Wasserrettungsstation am Strand "Weiße Düne" standen vor allem mehrere Ausbildungs- und Einsatzvorführungen auf dem Besuchsplan des Bundespräsidenten. Die DLRG demonstrierte u. a. die Bergung Verunglückter in der Brandung mit Hilfe neuer motorisierter Rettungsschlauchboote - im Fachjargon IRB, Inflatable Rescue Boat genannt - oder den schwimmerischen Rettungseinsatz mit Hilfsmitteln wie dem Gurtretter oder der von der Sendung "Baywatch" bekannten Rettungsboje. Köhler zeigte sich beeindruckt von der Ausrüstung und den Fähigkeiten der ehrenamtlichen Wasserretter und suchte das Gespräch mit einer Reihe der aktiven Rettungsschwimmer - in der stilvollen Umgebung einer Strandkorbburg direkt am Strand.
Zuvor schon hatte er sich mit DLRG-Präsident Dr. Klaus Wilkens, der DLRG-Vizepräsidentin Ute Vogt, dem Präsidenten des DLRG-Landesverband Niedersachsen Hans-Jürgen Müller, sowie dem DLRG-Generalsekretär Ludger Schulte-Hülsmann und dem Vorsitzenden der DLRG-Jugend Dr. Tim Brinkmann über die Aufgaben, Leistungen und Ziele aber auch die Erwartungen und Wünsche der weltgrößten freiwilligen Wasserrettungsorganisation unterhalten.
Auch wenn die DLRG in den fast einhundert Jahren ihres Bestehens große Fortschritte beim Kampf gegen das Ertrinken in Deutschland erzielt habe, gebe es immer noch Bereiche, die ihr Kopfzerbrechen bereiten und wo sie auf die Unterstützung der Gesellschaft aber auch von Politik und Staat angewiesen sei, erläuterte der DLRG-Präsident. Mit großer Sorge betrachten die Lebensretter die Binnengewässer, die sie als Ertrinkungsschwerpunkt ausgemacht haben. Hier gibt es nachhaltige Defizite bei der Sicherheit, für die die Kommunen als Betreiber von Badestellen bzw. Eigentümer von Gewässern verantwortlich sind. Nur wenn auch für die Binnengewässer Sicherungsstrukturen geschaffen werden, kann es dauerhaft gelingen, die Ertrinkungstode in Deutschland, die zur Zeit bei jährlich mindestens 5oo bis 600 liegen, zu verringern.
Deutliche Worte fand der DLRG-Präsident auch zur Situation der Schwimmausbildung in Deutschland. Die lokale nur an der Haushaltslage der Kommunen ausgerichtete Bäderpolitik verhindere eine regional abgestimmte Sportstättenentwicklung, den schwimmausbildenden Verbänden aber auch den Schulen wird die Arbeit erschwert, den lokalen Vereinen häufig sogar die Existenzgrundlage entzogen. "Vor diesem Hintergrund fällt es Verbänden wie der DLRG zunehmend schwerer, ihre Ausbildungsangebote flächendeckend aufrecht zu erhalten", so der DLRG-Präsident, der eine Bekenntnis auch des Staates zu der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Prävention gegen Ertrinken forderte.
Doch nicht nur im kommunalen Umfeld auch bei Bund und Ländern sei einiges zu verbessern. So bedauerte der DLRG Präsident, dass die ehrenamtlichen Helfer der DLRG und ihr besonderes Know-how in der Wasserrettung und Gefahrenabwehr bei Katastrophenlagen zwar gerne in Anspruch genommen, in den staatlichen Strukturen der Gefahrenabwehr aber sowohl beim Bund als auch bei den Ländern nicht ausreichend berücksichtigt werden. Auch sind die freiwilligen Helfer der DLRG im Vergleich zum staatlich organisierten Ehrenamt z.B. bei Feuerwehren oder dem THW etwa bei der Anerkennung von Fortbildungen oder auch bei der Freistellung vom Arbeitsplatz in weiten Teilen schlechter gestellt. "Hier muss der Staat tätig werden, wenn er das Bekenntnis zum bürgerschaftlichen Engagement Ernst nimmt", betonte der DLRG Präsident.
Neben aller Kritik und Sorgen zeigten die Lebensretter aber auch neue Konzepte und Ideen für zukunftsfähige Strukturen der Wasserrettung auf - etwa im Bereich des so genannten Risk Assessments, der Gefahrenanalyse von Badestellen, und des europaweiten Beach Safety-Konzeptes, das in ganz Europa zu einer Verringerung der Ertrinkungsfälle führen soll und von der DLRG maßgeblich mitentwickelt und umgesetzt wird.
Der Bundespräsident dankte der DLRG für ihre vielseitigen Tätigkeiten zum Wohle der deutschen Bevölkerung und versprach, sich für die geäußerten Sorgen und Überlegungen "seiner" Organisation einzusetzen.
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