Pressemitteilung | Deutscher Ruderverband e.V.

Ruder-WM: Zeidler beschert deutschen Ruderern goldenen WM-Abschluss

(Hannover) - Einmal Gold, einmal Silber, dreimal Bronze - die Gesamtausbeute des Deutschen Ruderverbandes bei den Weltmeisterschaften in Racice (Tschechien) kann sich eigentlich sehen lassen. Anders liest sich aber die Bilanz, wenn man auf das Abschneiden in den olympischen Bootsklassen blickt. Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) holte mit seiner Triumphfahrt zum Weltmeister-Titel im Einer am Sonntag (25.9.2022) die einzige Medaille, insgesamt gab es nur zwei A-Finalteilnahmen und damit ein historisch schlechtes Ergebnis.

"Das schmerzt, auch wenn wir damit rechnen mussten, weil wir 2022 für uns nach dem Umbruch mit vielen jungen Sportlern ein Aufbaujahr war. Bis zur Olympia-Qualifikation in einem Jahr werden wir versuchen, wieder an die Weltspitze heranzukommen", sagte Cheftrainerin Brigitte Bielig nach ihrer ersten WM im Amt. Sie habe dafür in Racice "Ansätze gesehen, die mich optimistisch stimmen".

Neben Zeidlers Goldmedaille hatte der Para-Mixed-Vierer mit Steuerfrau in der Klasse PR3 überraschend die Silber-Medaille geholt. Ihm gehörten Susanne Lackner (Mannheimer RV Amicitia), Jan Helmich (RC Hansa Dortmund), Marc Lembeck, Kathrin Marchand (beide RTHC Bayer Leverkusen) und Steuerfrau Inga Thöne (Ulmer RC Donau) an. Drei Mal Bronze gab es für Paul Umbach (Ruderclub Nürtingen) im Para-Einer PR2, den Leichtgewichts-Zweier der Frauen mit Sophia Wolf (Akademischer RC Würzburg) und Eva Hohoff (Ludwigshafener RV), sowie den Leichtgewichts-Doppelvierer der Männer. Ihn bildeten Johannes Ursprung (Frankfurter RG Germania), Simon Klüter (Mannheimer RC Amicitia), Fabio Kress und Joachim Agne (beide Akademischer RC Würzburg).

Endlich Erfolgserlebnis für Zeidler

Den Höhepunkt aus deutscher Sicht bildete natürlich das große Finale der weltbesten Skuller. Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) legte trotz der hochkarätigen Konkurrenz einen Start-Ziel-Sieg hin und setzte den mit Vater und Trainer Heino entworfenen Rennplan perfekt um. Damit gelang es ihm, seinen 2019 bei der letzten WM errungenen Titel zu verteidigen und Europameister Melvin Twellaar deutlich auf Rang zwei zu verweisen. "Das ist das Erfolgserlebnis, auf das ich lange gewartet habe", sagte Zeidler wegen der Enttäuschungen bei den Olympischen Spielen letztes in Tokio (Aus im Halbfinale) und bei der Heim-EM vor fünf Wochen in München (Platz vier).

Nach rund 200 Metern übernahm Zeidler die Führung und setzte sich schnell um zwei Längen vom Rest des Feldes ab. Der in den drei WM-Rennen zuvor stets siegreiche Niederländer Melvin Twellaar kam schlecht auf Touren und lag nach 500 Metern nur auf Rang fünf. Dann aber entwickelte sich das Finale doch zu einem Zweikampf zwischen Zeidler und Twellaar, die anderen Fahrer konnten nicht mithalten. Im geschlagenen Feld, das neben ihm Jordan Parry (Neuseeland), Kjetil Borch (Norwegen) und Olympiasieger Stefanos Ntouskos (Griechenland) bildeten, sicherte sich Graeme Thomas (Großbritannien) immerhin die Bronzemedaille. Zeidler zog sein hohes Tempo fast komplett durch und hielt auch Twellaars Spurt stand, die deutschen Fans auf der Tribüne feierten ihn dabei mit "Olli, Olli"-Sprechchören.. "Aber mein bestes Rennen war das heute gar nicht. Das war das Weltcup-Rennen letztes Jahr in Zagreb. Hinten raus war ich ein bisschen verkrampft, da geht noch was im nächsten Jahr", sagte Olli selbstkritisch.

Sein Einbruch im EM-Finale sei untypisch für ihn gewesen. "Nach München haben wir alle Steinchen umgedreht und gesucht, woran es gelegen haben könnte. Ein Lungenarzt hat mir gesagt, dass das eine typische Nachwirkung einer Corona-Infektion gewesen ist. In den letzten fünf Wochen bin ich daraufhin von Arzttermin zu Arzttermin gerannt, um fit für die WM zu sein."

Greiten/Hundeling im A-Finale Sechste

Als zweites Boot hatte der Frauen-Doppelzweier mit Frauke Hundeling (Deutscher RC Hannover) und Pia Greiten (Osnabrücker RC) das A-Finale erreicht. Das Ziel, die Weltspitze als Außenseiter etwas zu ärgern, versuchten die beiden mit einem mutigen Überraschungsstart zu verwirklichen. Zunächst konterte nur der spätere Weltmeister Rumänien. Nach 500 Metern lag das deutsche Boot noch auf Rang drei hinter den Top-Favoriten Rumänien und Niederlande, wurde bis 1000 Meter dann aber von Irland und Österreich überholt und bis 1500 Meter auch von den USA. Ganz nach hinten durchgereicht, ging am Ende nicht mehr viel. Rang sechs, über 16 Sekunden betrug der Rückstand auf den Sieger, über 11 Sekunden auf Rang drei. "Der Start ist gut gelungen, das Problem war, dass sie den Übergang in den Streckenschlag nicht gemeinsam gefunden haben", sagte Trainer Alexander Schmitt. Mit dem Gesamtergebnis und der Entwicklung der beiden könne man zufrieden sein. Weltmeister wurde Rumänien vor den Niederlanden und Irland.

Föster und Männer-Achter gewinnen B-Finals

Alexandra Föster (RC Meschede) überwand ihre Enttäuschung nach dem Halbfinale bestens und gewann das B-Finale des Frauen-Einers mit einem klug gestalteten, gleichmäßigen Rennen. "Wir sind sehr zufrieden. Mit dem siebten Platz würden wir in einem Jahr auch das Olympia-Ticket lösen und das wollen wir erreichen", sagte Trainer Sebastian Kleinsorgen. Von dem guten Start der Tschechin Lenka Antosova und Rang drei nach 500 Metern ließ sich Föster nicht verrückt machen. Bei 800 Metern übernahm sie die Führung vor der Schweizerin Jeanine Gmeling und Antosova. Gmelin attackierte Föster auf der dritten Teilstrecke, aber sie blieb vorne und war dieses Mal auch nicht auf ein außerordentliches Finish angewiesen. Im Ziel hatte die 20-Jährige eine Länge Vorsprung auf Gmelin. Dritte wurde die Französin Emma Lunatti. "Alex hat die Konzentration hochgehalten und ist ein bewusstes Rennen gefahren", sagte ihr Trainer.

Auch dem Deutschland-Achter gelang mit dem Start-Ziel-Sieg im B-Finale ein versöhnlicher WM-Abschluss. Platz sieben in der Gesamtwertung ist nicht das, was sich alle vorgestellt hatten. Die Motivation aber stimmte. Über die Hälfte der Distanz war es das erwartete Duell mit Italien, das den Deutschen bei der EM in München die Bronze-Medaille weggeschnappt hatte. Dieses Mal aber mit klaren Vorteilen für die deutsche Mannschaft, die bei der 1000-Meter-Marke schon 2:38 Sekunden Vorsprung herausgefahren hatte. China zog dann an den Italienern vorbei, aber den Endspurt der Chinesen konterte das deutsche Boot sicher und gewann mit 2,25 Sekunden Vorsprung auf China. Italien wurde Dritter. "Mit dem Rennen heute können wir zufrieden sein, wir dürfen aber nicht zufrieden nach Hause gehen, sondern müssen jetzt ganz schnell mit der harten Arbeit beginnen. Alle müssen eine Schippe drauflegen", sagte Bundestrainer Uwe Bender. Weltmeister wurde Großbritannien vor den Niederlanden und Australien.

Para-Einer auf Rängen drei und fünf

In den Finals der beiden Para-Einer der Klasse PR1 ging es für deutsche Starter noch einmal um Medaillen. Bei den Männern wurde Marcus Klemp (OR Rostock) Fünfter. 26 Sekunden fehlten ihm an Ende zur Bronze-Medaille. Gold ging an den Ukrainer Roman Poliyanski, der vor Giacomo Perini (Italien) und Benjamin Pritchard (Großbritannien) gewann. "Marcus hat mit seinem Finaleinzug echt überrascht und das Minimalziel deutlich übertroffen", sagte Marc Stallberg, der Bundestrainer Para-Rudern.

Die EM-Zweite Manuela Diening (RV Münster) kam im Frauen-Finale auf den vierten Platz. 6:12 Sekunden fehlen ihr am Ende zu einer Medaille. Diening probierte in der zweiten Rennhälfte alles und attackierte, aber der Rückstand war zu groß. Die Seriensiegerin Birgit Skarstein (Norwegen) holte sich nun auch den WM-Titel vor Nathalie Benoit (Frankreich) und Anna Sheremet (Ukraine). "Manuela ist deutlich besser gefahren als im Vor- und Hoffnungslauf. Der vierte Platz ist eine großartige Leistung und bedeutet für sie den Paralympics-Kaderstatus", sagte Bundestrainer Stallberg. Er zog nicht nur wegen der beiden Medaillen ein sehr positives Fazit für das Para-Team.

Großbritannien erfolgreichste Nation

Im Gesamt-Medaillenspiegel der Weltmeisterschaft dominierten die Europäer. Großbritannien war mit alleine sieben Gold-Medaillen (7 Gold/1 Silber/4 Bronze) erfolgreichste Nation vor Italien (5/3/1), Rumänien (4/0/0) und den Niederlanden (2/8/1). Deutschland landete auf Rang acht (1/1/3).

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Ruderverband e.V. Judith Garbe, Referentin Öffentlichkeitsarbeit Ferdinand-Wilhelm-Fricke-Weg 10, 30169 Hannover Telefon: (0511) 98094-0, Fax: (0511) 98094-25

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