Rote Karte gegen häusliche Gewalt
(Offenbach) - 7.600 Frauen wurden im Jahr 2012 Opfer von häuslicher Gewalt. Die Dunkelziffer liegt bei diesen Delikten aber deutlich höher. Viele Betroffene, aber auch Zeugen wissen nicht, wie sie in solchen Fällen richtig reagieren bzw. an wen sie sich wenden können.
Deshalb starten der Hessische Apothekerverband (HAV) und die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Hessischer Frauenbüros unter dem Motto "Rote Karte gegen häusliche Gewalt" am 14. November eine Aufklärungsaktion, welche Maßnahmen im Fall von häuslicher Gewalt ergriffen werden können. Unterstützt wird diese Aktion vom Hessischen Sozialministerium (HSM).
Bei der Kampagne geht es darum darüber aufzuklären, welche Maßnahmen im Fall von Gewalt ergriffen werden können. Die Öffentlichkeit soll sensibilisiert und informiert werden, welche Hilfsangebote es gibt, denn jeder kann mit dem Thema konfrontiert werden. Dafür wurde neben einem aufmerksamkeitsstarken Plakat die "Rote Karte gegen häusliche Gewalt" entwickelt, in der konkrete Hilfestellung gegeben wird, bei welchen Stellen Opfer und Zeugen Hilfe erhalten können. Diese Karten liegen in den 1.550 hessischen Apotheken zur kostenlosen Mitnahme bereit.
"Die Apotheke als niedrigschwellige Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Gesundheit ist sehr gut dafür geeignet, diese Informationen 'an die Frau zu bringen'. Die hessischen Apotheken haben jeden Tag mehr als 300.000 Kundenkontakte, insofern bin ich sicher, dass dieses Hilfsangebot hier die richtige Zielgruppe findet", betonte der stv. Vorsitzende des HAV, Hans Rudolf Diefenbach. "Von den rund 11.000 Apothekenmitarbeitern sind fast 90 Prozent Frauen, das gibt der Maßnahme einen zusätzlichen Faktor an Glaubwürdigkeit", so Diefenbach. Es sei ein weiterer Beleg dafür, dass das Thema Prävention auch in dieser Richtung in den Apotheken gelebt werde.
Die Staatssekretärin im Hessischen Sozialministerium, Petra Müller-Klepper, betonte auf der Pressekonferenz: "Etwa jede vierte Frau in Deutschland wird statistisch gesehen mindestens einmal in ihrem Leben Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt." Häusliche Gewalt sei die häufigste Ursache für Verletzungen bei Frauen, häufiger als Verkehrsunfälle, Überfälle oder Vergewaltigungen zusammen. Sie komme in allen sozialen Schichten vor. Seelische und körperliche Gewalt in der Partnerschaft sei kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. "Es handelt sich um kriminelle Energie, die bekämpft werden muss." Landesregierung, Polizei und Justiz gingen konsequent vor und bauten ihr Engagement aus. In Hessen gebe es ein tragfähiges Netz von Angeboten zur Beratung und Unterstützung. Die Staatssekretärin verwies auf die kontinuierlichen Aktivitäten der Landesregierung bei der Bekämpfung von Gewalt an Frauen und Mädchen. Mit rund 3,5 Millionen Euro pro Jahr werden Einrichtungen und Maßnahmen finanziell unterstützt.
Verstärkt investiere das Land in die Fortbildung von sozialen Fachkräften, die für das Thema sensibilisiert und für den professionellen Umgang damit in den Einrichtungen geschult werden. Mit dem zweiten Landesaktionsplan stehe Hessen dafür ein, Maßnahmen gegen häusliche Gewalt dauerhaft zu erhalten, die Versorgung Betroffener auch künftig zu gewährleisten und insbesondere die Prävention und die Vernetzung der mit dem Thema betrauten Berufsgruppen weiter auszubauen. "Ich danke dem Hessischen Apothekerverband und der LAG dafür, dass wir hier heute der häuslichen Gewalt die rote Karte zeigen!"
Häusliche Gewalt bezeichnet verschiedene Formen von Gewalt, die zwischen Erwachsenen innerhalb einer Paarbeziehung stattfinden. Dazu gehören ständige Eifersucht und Kontrolle, Entzug von Geld, Erniedrigung, Isolation, Herabsetzung vor den Kindern, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung, Belästigung und Nachstellung ebenso wie Körperverletzung durch Schlagen, Stoßen, Treten und Würgen. Häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder findet überwiegend im vermeintlichen Schutzraum der eigenen vier Wände, also "zuhause" statt.
Häusliche Gewalt trifft vor allem Frauen (über 90 Prozent). Es sind Frauen jeden Alters, aus allen sozialen Schichten und Kulturen, mit und ohne Behinderung. Für Kinder hat das Miterleben von häuslicher Gewalt negative Auswirkungen auf ihre Entwicklung.
"Es ist in der Öffentlichkeit längst noch nicht ausreichend bekannt, dass es eine ganze Reihe von kompetenten Anlaufstellen und Hilfsangeboten für Betroffene gibt. Dies wollen wir mit der gemeinsamen Aktion mit den Apothekern ändern", so Christa Winter, Sprecherin der LAG Hessischer Frauenbüros. Ein Angebot davon ist das "Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen" mit der bundeseinheitlichen Telefon-Nummer 08000 116 016.
Die Kampagne ist auch ein gemeinsamer Beitrag zu dem von der Generalversammlung der Vereinten Nationen 1999 ins Leben gerufenen Internationalen Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November (International Day for the Elemination of Violence against Women).
Die Aktion wird in den nächsten zwei Wochen durch zahlreiche regionale und lokale Einzelmaßnahmen von den ortsansässigen Apotheken und kommunalen Frauenbeauftragten begleitet.
Quelle und Kontaktadresse:
Hessischer Apothekerverband e.V.
Kirsten Müller-Kuhl, Pressesprecherin, Marketing und Kommunikation
Strahlenbergerstr. 112, 63067 Offenbach
Telefon: (069) 792005-0, Fax: (069) 792005-20